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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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Verfechter der »Null-Variante«. Offiziell hatte die Inquisition immer wieder erklärt, sie teile diese Idee nicht, hatte ihren Mitarbeitern andererseits jedoch nie verboten, die offenkundigen Vorteile dieser Variante zu diskutieren. Die Null-Variante erklärte klipp und klar: Hexen waren überflüssig. Ohne Wenn und Aber. Jede Einzelne von ihnen …
    Verärgert wollte Klawdi schon den Füller von sich schleudern. Stattdessen atmete er jedoch tief durch und legte ihn akkurat auf dem Tisch ab.
    An der Telefonanlage flackerte ein grünes Lämpchen auf.
    »Ja.«
    »Nieder mit dem Abschaum! Helena Torka, Registrierungsnummer 68, verlangt hartnäckig, vorgelassen zu werden, Patr …«
    »Ich weiß, wer sie ist, Myta. Ist sie allein?«
    »Die anderen … Es waren bereits zweiundsiebzig Menschen da, Patron, seit heute Morgen. Ich habe sie zu den Kollegen geschickt und … kurz und gut, sie wurden schon alle abgefertigt. Von Herrn Hljur und seinen Kollegen. Aber die Torka …«
    »Schicken Sie sie rein.«
    »Ja, Patron.« Die Sekretärin atmete erleichtert auf.
    Unter den vielen Wyshnaer Hexen gab es nur ein knappes Dutzend, das das Privileg genoss, der Kontrolle des Großinquisitors persönlich zu unterstehen. Klawdi selbst hatte diese Bestimmung eingeführt, und im Laufe der letzten fünf Jahre hatte sie ihren innovativen Charakter eingebüßt und war zu einer gewohnten Erscheinung geworden. Die Zeit, die ihn das kostete, bedauerte Klawdi nicht, denn die privilegierten Hexen waren ausnahmslos interessante Gesprächspartnerinnen.
    Helena Torka leitete die Wyshnaer Oper etwa so lange, wie auch Klawdi der Inquisition vorstand. Letztlich war es ihr sogar nur dank Starsh gelungen, sich auf ihrem Posten zu halten. »Unser neuer Großinquisitor ist ein toleranter Mann.«
    Helena Torka war »taub«, also eine nicht initiierte Hexe, ungeachtet zahlreicher Verlockungen, ihres impulsiven Charakters und ihrer fast fünfzig Jahre. In der Regel kannte Helena Torka den Preis der Dinge. Wichtiger als das war jedoch: Helena Torka war ihrem Theater so treu ergeben wie ein Hund.
    Lautlos wurde von außen die Tür geöffnet. Die Frau, deren Gesicht von einem Hutschleier verdeckt wurde, erzitterte schmerzgepeinigt. Nie zuvor hatte Klawdi sie hier empfangen. Für die regulären Kontrolltreffen mit dieser Vertreterin der Boheme eignete sich das kleine Zimmer einen Stock tiefer weitaus besser, erinnerte es mit seinem großen Spiegel und dem Sofa doch an eine Theatergarderobe. Sein Büro strahlte dagegen weder Ruhe noch Vertraulichkeit aus, eher im Gegenteil. Keine Hexe genoss den Anblick des Geständniszeichens, das direkt in die Holzverkleidung der Wand geschnitzt war. In dreifacher Ausführung.
    »Guten Abend, Helena.« Klawdi erhob sich und versuchte gleichzeitig, den Schlag zu mildern, der auf die Hexe niederging. Die Direktorin der Oper hatte sich nie auch nur einer mittelstarken Abwehr rühmen können.
    »Ich grüße Sie, mein Inquisitor.« Kaum merklich neigte die Frau den Kopf. »Wir leben in schweren … Zeiten …«
    »Zumindest sind sie nicht leicht.« Klawdi wartete, bis die Frau im Besuchersessel Platz genommen hatte, bevor er nach den Zigaretten griff, diese dann jedoch wieder wegsteckte. »Ich bin vermutlich gerade keine besonders gute Gesellschaft. Ist mein Druck auf Sie zu stark?«
    »Nein.« Die schmalen Lippen unter dem Schleier lächelten tapfer. »Das halte ich schon aus … Schließlich habe ich deswegen … wegen dieses unvergesslichen Eindrucks … bereits sechs Stunden im Vorzimmer gewartet.«
    »Das tut mir leid, Helena«, antwortete Klawdi ungerührt. »Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.«
    Der Kopf mit dem schwarzen Hut nickte bedächtig. Krampfhaft versuchte die Frau, das Geständniszeichen an den Wänden zu ignorieren.
    »Kommen wir zur Sache.« Klawdi setzte sich ebenfalls. »Heute ist keiner von den Tagen, an denen Sie sich melden müssten. Was hat Sie, eine viel beschäftigte Frau, also veranlasst, sich diese sechs Stunden stehlen zu lassen?«
    »Ich würde Sie nicht behelligen …«, die dünnen Lippen lächelten erneut, »… wenn ich diese Angelegenheit nicht für außerordentlich bedeutsam hielte.«
    »Die Oper?«
    »Die Schule. Wie Sie wissen, mein Inquisitor, untersteht die Ballettschule vollständig dem Theater … Die Ausbildung der Eleven …«
    »Das ist mir klar. Weiter.«
    »Gestern … sind fünf Mädchen verhaftet worden. Heute Morgen zwei weitere.«
    »Wie viele sind es insgesamt? Hexen,

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