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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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meine ich.«
    »Es sind sehr begabte Kinder.« Wie in Zeitlupe lüftete die Direktorin den Schleier, um ihrem Gesprächspartner das schmale, bleiche Gesicht mit den beiden blauen Venenschnüren an den Schläfen zu enthüllen. »Alles Mädchen. Zwischen vierzehn und sechzehn.«
    »Wie viele?«
    »In der Schule zehn.«
    »Das sind sehr viele, Helena.«
    »Das liegt an der Kunst.« Die Frau reckte das Kinn gebieterisch vor. »Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass … begabte Kinder sich so häufig als welche … von uns … herausstellen.«
    Klawdi sackte gegen die harte Lehne zurück. Im Grunde war das keine Neuigkeit. Unter den Mädchen, die den schönen Künsten zugeneigt waren, gab es einen extrem hohen Anteil junger Hexen. Nicht initiierter selbstverständlich.
    »Helena, haben Sie ihnen denn nicht gesagt, dass sie sich registrieren lassen müssen?«
    Die Frau hüllte sich in Schweigen.
    »Wie viele der zehn sind schon registriert?«
    »Zwei.« Die schmalen Lippen bewegten sich kaum.
    »Helena? Was erwarten Sie jetzt eigentlich von mir?«
    Langsam erhob sich die Frau. Voller Mühe, aber dennoch graziös, ja, sogar stolz. »Klawdi …« Sie trat an den Tisch heran. Es war der Schritt eines Opfers, das freiwillig ins Messer läuft, denn die Verringerung des Abstands brachte ihr neue Schmerzen ein. »Gestatten Sie mir, Sie so zu nennen … Das sind besondere Kinder, Klawdi. Sie …« Helena warf den Kopf in den Nacken. »Im Theater gibt es anderthalb Dutzend Hexen. Sie alle sind registriert, darauf achte ich genau … Aber dies hier sind Jugendliche. Ihnen tut das besonders … weh. Einige von ihnen wissen noch nicht einmal selbst … dass sie Geächtete sind. Dass sie Monster sind. Dass ihr einziges Zuhause, in dem man sich nicht von ihnen abwendet, ihre Schule, ihr Theater, ihr Nest ist … Jetzt sind sieben von ihnen verhaftet worden … Das traumatisiert doch alle. Schließlich verstehen sie nicht einmal, warum man das mit ihnen macht. Eine hat man nicht mitgenommen. Sie wartet jetzt auf ihre Verhaftung. Seit vierundzwanzig Stunden hat sie nichts gegessen …« Als sie einen weiteren Schritt nach vorn machte, verzerrte Schmerz ihr Gesicht. »Ich flehe Sie an. Verbrennen Sie mich von mir aus acht Mal. Aber lassen Sie die Kinder frei, es trifft sie keine Schuld, sie leben nur fürs Ballett, ohne sie wird das Theater eingehen …«
    »Zurück, Helena.« Klawdi schloss die Augen. »Das ist nicht nötig. Gehen Sie zurück.«
    Die Frau wich zurück. Sie setzte sich wieder in den Sessel, fiel nicht hinein, sondern nahm Platz. Unter Beibehaltung ihrer Würde.
    »Ich bin kein Henker«, erklärte Klawdi tonlos. »Oder haben Sie diesen Eindruck?«
    Die Frau wollte etwas erwidern, unterließ es dann aber.
    »Helena … jede unregistrierte Hexe stellt gegenwärtig eine Gefahr für unser Leben dar. Einzelheiten darf ich Ihnen nicht mitteilen, aber … die Zustände, die Sie mir für Ihre Schule schildern, sind illegal. Insofern trifft Sie selbst die Schuld an der Traumatisierung Ihrer Mädchen. Sie hätten sie … Aber das wissen Sie genau.«
    »Ich weise meine Schuld gar nicht von mir.« Die geröteten Augen der Frau funkelten. »Ich bin auch bereit, dafür zu zahlen … aber nicht auf ihre Kosten.«
    »Auf wessen dann? Auf meine? Auf Kosten völlig unschuldiger Menschen? Wie soll ich denn, bitte schön, für die Einhaltung der Gesetze sorgen, wenn ich diejenigen, die sie missachten, nicht bestrafe?«
    Die Frau sagte kein Wort. Klawdi beobachtete, wie aus ihrem Gesicht nach und nach all die Röte wich, die es während ihres engagierten Auftritts überzogen hatte. Zusammen mit ihr wich auch jede Hoffnung.
    »Der Ausnahmezustand wird …«, er bedeckte den Füller mit der Handfläche, »… vermutlich noch fünf Tage dauern. Falls sich die Lage in dieser Zeit stabilisiert, dann … Kurz und gut, ein Großteil der nicht initiierten Hexen wird sich so oder so bald wieder in Freiheit befinden. In fünf Tagen haben Sie Ihre Schülerinnen zurück. Und ich will hoffen, dass Ihnen dieser Fehler nicht noch einmal unterläuft. Haben wir uns verstanden?«
    »Mein Inquisitor …« Die Frau blickte ihn traurig und streng an. »Ich … bin nicht initiiert. Aber meine Erfahrung … Vielleicht könnte ich Ihnen bestimmte Informationen zukommen lassen, die für Sie von Interesse sind. Im Gegenzug für … schlichtes Mitleid. Mit unseren Kindern.«
    Eine ganze Weile schwieg Klawdi. Die Frau senkte den Kopf wieder.
    »Wollen Sie mit mir

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