Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Janson selbst hatte darauf geantwortet, dass sich viele im Ölgeschäft darüber beklagen würden. Also war es wohl ein allgemein gebräuchlicher Begriff.
»War es eine amerikanische Firma?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht.«
»Waren die Leute, mit denen Sie zu tun hatten, Amerikaner?«, versuchte er es erneut.
»Der Mann, der zu mir kam, schien Amerikaner zu sein.«
»Wie sah er aus?«
»Ein bisschen wie Sie. Sehr fit, wie ein ehemaliger Soldat.«
»Könnte es ein Soldat gewesen sein?«, fragte Janson mit dem Gedanken, dass hinter GRA ein US-Geheimdienst stecken könnte.
Menezes zuckte mit den Schultern.
»Wissen Sie noch, ob auf seiner Karte ›Limited‹ stand oder ›Incorporated‹?«
»›Inc.‹. Er war wohl Amerikaner, da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Und wann war das?«
»Vor vier Jahren.«
Da teilte wohl jemand Kingsman Helms’ Einschätzung, dass aus einer rein technischen Aufgabe ein politisches Problem würde, wenn die Regierungen ihre Forderungen stellten.
Mimi kehrte in die Küche zurück. Janson nickte ihr unmerklich zu. Zeit weiterzugehen. Mehr würde er hier kaum erfahren. Die freien Mitarbeiter von CatsPaw konnten dem Namen nachgehen.
»Unser Frühstück neigt sich dem Ende zu, meine Freunde«, sagte Mimi. »Ich danke Ihnen beiden vielmals, dass Sie gekommen sind.«
Wenige Minuten später hatte sie die beiden hinauskomplimentiert. »Sie waren keine große Hilfe, oder?«
»Jede Kleinigkeit hilft. Danke.« Er schaute auf seine Uhr.
»Du musst schon gehen?«
»Ich hab noch viel zu tun.«
»Aber ich habe noch einen Gast für dich.«
»Wen?«
»Einen frustrierten Polizisten.«
Janson unterdrückte den Impuls zu gehen. Mimi lächelte, wie um anzudeuten, dass sie noch etwas Besonderes für ihn vorbereitet hatte. »Wie meinst du das?«
»Er ist Franzose. Hatte eine hohe Position bei den Sicherheitskräften inne. Er geriet in Konflikt mit dem Präsidenten und wurde ungerechtfertigt degradiert.«
»Glaubst du, er weißt etwas über die Sécurité Referral?«
»Keine Ahnung, aber das ist auch nicht der Grund, warum ich ihn angerufen habe.«
»Was dann?«
»Rate mal, wo er eine hohe Position innehatte.«
»Prinzessin!«
»Korsika.«
Janson lächelte in ihr strahlendes Gesicht. »Du bist großartig, Mimi.«
»Er wird in einer Stunde hier sein. Möchtest du vielleicht duschen oder irgendwas? Du warst die ganze Nacht im Flugzeug.«
»Eine Dusche wäre toll.«
Dominique Ondine hatte den Großteil seiner Laufbahn auf der Insel Korsika gedient, einer Region Frankreichs, wo er Separatistengruppen ebenso bekämpft hatte wie die Union Corse, die dortige Mafia, sowie die verfeindeten Clans. Er war ein blasser Mann, der aussah, als hätte er vorwiegend in seinem Büro oder nachts gearbeitet.
»Ich habe mein Leben meinem Land gewidmet. Jetzt nimmt es mir ein Politiker weg.«
Es war später Vormittag, doch Dominique Ondine hatte, so wie er roch, bereits mehrere Cognacs intus. Mimi schenkte ihm noch einen ein. Er hielt das Glas in seiner dicken Faust mit den narbigen Knöcheln. Mimi hatte inzwischen reichlich Käse, Brot und Wurst aufgetischt.
»Madame Prinzessin sagt, Sie fahren nach Korsika.«
»Ja, ich treffe mich dort mit einem Geschäftspartner.«
»Ich hoffe um Ihretwillen, dass Sie nicht in der Baubranche tätig sind.«
»Wieso das?«
»Korsika bewegt sich am Rande der Anarchie. Die Separatistenbewegung protestiert immer vehementer gegen die ›Kolonisierung‹ durch reiche Touristen. Sie hassen Leute, die Grundstücke am Strand aufkaufen, um Hotels hinzustellen.«
»Das sollte kein Problem sein. Ich bin Sicherheitsberater für Unternehmen.«
Ondine hob eine buschige Augenbraue, blinzelte durch seinen Cognacschleier und musterte Paul Janson genauer. Rasiert, geduscht und mit dem blauen Anzughemd aus Mimis Vorräten war ihm der Amerikaner mit den angenehmen Manieren wie ein Banker, ein Arzt oder ein Anwalt erschienen, der in London ein paar Tage Urlaub machte. Jetzt fragte sich der Franzose, wer der Mann wirklich war.
»Brandstiftung und Dynamit«, sagte er zu Janson, »sind die bevorzugten Waffen des Korsen. Sein Gericht ist die Vendetta. Die Korsen sind Menschen, die nach innen schauen, nicht nach außen. Eine solche Haltung macht es schwierig, für die Sicherheit von Leuten zu sorgen, die ihnen gegen den Strich gehen. Sie werden es dort nicht leicht haben.«
Während sich Janson mit dem Mann unterhielt, arbeitete er in Gedanken bereits an einer plausiblen
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