Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
»Sobald ich das Land verlasse, bin ich nichts als ein Thronanwärter. Ich muss mein Amt auf unserem souveränen Territorium behalten.«
»Zurück in die Berge«, schlug einer der Älteren vor.
»Nein, mein Freund, wir sind nicht stark genug, um uns in den Bergen zu verstecken. Im günstigsten Fall wäre ich isoliert, im schlimmsten Fall würden sie mich jagen wie ein Stück Wild.«
»Wir haben es schon einmal getan.«
»Da waren wir viele«, erwiderte Poe geduldig. »Tut mir leid. Damals hatten wir Zeit, um Verteidigungsanlagen zu bauen und Unterstützung von außen zu suchen. Geld, Waffen. Beim letzten Mal hat uns Iboga unterschätzt. Er wird uns nicht noch einmal so viel Zeit geben.«
Jessica winkte Janson zu sich, um kurz mit ihm zu sprechen. Er trat zu ihr, und sie flüsterte: »Er will etwas verteidigen, was nicht zu verteidigen ist, Paul. Ich will nicht sterben, weil er das nicht einsieht.«
»Ich auch nicht.«
Der Junge meldete sich ebenfalls mit einer Idee zu Wort. »Könnten wir nicht Nigeria bitten, uns Soldaten zu schicken?«
»Nicht Nigeria!«, erwiderten die Einheimischen im Chor, worauf sie zu lachen begannen. Für einen Moment war die Anspannung gelöst.
»Es gibt noch einen Weg«, warf Janson ein.
»Welchen?«
Er spürte Jessies eindringlichen Blick auf sich.
»Ist der Hubschrauber aufgetankt?«, fragte er sie.
»Randvoll.«
»Freddy, bist du da?«
Freddy Ramirez trat aus dem Flur in die Tür und füllte sie wie ein Stier aus.
Janson wandte sich an die Umstehenden. »Hört mir zu! Jeder Kämpfer zum Gefängnis. Haltet es um jeden Preis.« Er wandte sich Jessie zu. »Hol dein Gewehr.«
»Ja, Sir.«
»Präsident Poe, steigen wir in den Hubschrauber.«
»Nein«, protestierte Poe. »Wo wollen Sie mich hinbringen?«
»Sie und ich, wir werden Riesen töten.«
»Aber wo?«
»An dem einzigen Ort«, sagte Paul Janson, »wo der Präsident von Île de Forée in Sicherheit und gut sichtbar ist und wo er das Kommando in der Hand hält.«
41
Der magere französische Pilot des alten Sikorsky S-76 hatte sich in den Wochen, seit er Janson und Jessie Kincaid zum Frachter der Waffenschmuggler befördert hatte, einen schlimmen Husten zugezogen. Es klang wie Kehlkopfkrebs im letzten Stadium. Der stämmige angolanische Copilot warf seinem hustenden Partner immer wieder besorgte Blicke zu.
Der Husten machte es dem Piloten unmöglich, seine Maschine so gefühlvoll wie gewohnt zu steuern. Der Hubschrauber strich etwas unsanft über den Wellen dahin. Janson drückte Ferdinand Poe beruhigend die Schulter. Die Lichter von Porto Clarence verblassten im Dunst hinter ihnen. Das Meer lag vor ihnen wie eine weite dunkle Fläche.
Janson verfolgte den VHF-Funk, in Erwartung eines Funkspruchs auf Kanal sechzehn, sobald ein Wachoffizier auf dem Schiff ein unbekanntes Radarecho bemerkte. Nachdem sie fünfzehn Minuten mit hundertdreißig Knoten durch die Dunkelheit geflogen waren – das Äußerste, was sich aus der alten Maschine herausholen ließ, ohne dass die Rotoren davonflogen –, nahm er ein schwaches Leuchten am Horizont wahr.
Es wurde langsam heller. Sie waren nur noch fünf Meilen von der Lichtquelle entfernt, als sich eine Stimme über Funk meldete: »Flugzeug mit eins-drei-fünf Knoten auf Kurs eins-neun-vier, hier ist die Vulcan Queen. Können Sie mich hören?«
Eine reine Routineanfrage. Sie waren auf dem Radar des Bohrschiffs aufgetaucht. Man konnte dort ihre Geschwindigkeit und ihren Kurs auch ohne Transpondersignal erkennen, nicht aber ihre genaue Flughöhe. Der Wachoffizier konnte kein Signal erkennen und ging wohl von einem technischen Defekt oder menschlichem Versagen aus.
Janson sah nach der Zeit. 23.40 Uhr. Wie er gehofft hatte, würden sie vor Mitternacht eintreffen. Der Dritte Offizier der Vulcan Queen – der jüngste und unerfahrenste Schiffsoffizier – würde bereits auf das Ende seiner Wache warten, die von 20.00 bis 24.00 Uhr dauerte. Bei den vielen ASC-Helikoptern, die an diesem Abend kamen und gingen, würde er wohl annehmen, dass es sich bei dem unbekannten Luftfahrzeug ebenfalls um Routineflugverkehr handelte. Es kam darauf an, so nahe wie möglich heranzukommen, ohne dass der Wachoffizier nervös wurde und den Kapitän rief, der wohl bereits in seiner Kabine unter der Brücke schlief.
Janson brachte das Tau zum Abseilen in der Tür an.
»Flugzeug mit eins-drei-fünf Knoten auf Kurs eins-neun-vier, hier ist die Vulcan Queen. Bitte identifizieren Sie sich.«
»Das ist doch
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