Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
mit den Fingern. Zwei Rausschmeißer eilten herbei.
»Stellen Sie sich eine heiße Nacht an der Suncoast in Florida vor. Ein gutaussehender Collegeabbrecher, Mitte zwanzig. Er trägt die zwei kostbarsten Stücke, die er besitzt: einen weißen Leinenanzug, den ihm eine Freundin geschenkt hat, und eine teure Uhr aus dem Juwelierladen seiner Eltern in Danbury, Connecticut. Er spricht mit französischem Akzent, aber auch ganz akzentfrei, wenn er will, denn Mom und Dad haben zu Hause im Libanon Französisch gesprochen.
Und jetzt stellen Sie sich vor, wie er mit seinem Charme alte Ladys überredet, Wohnungen in Sarasota zu kaufen. Seine Provisionen sind klein, das meiste kassiert sein Manager. Er lebt von der Hand in den Mund, er sieht ständig Leute um sich herum, die Geld haben, nur er hat keins. Er will unbedingt auch so leben wie diese Leute. Und das muss man dem Jungen lassen: Er packt die Gelegenheit beim Schopf. Und in dieser Nacht ist es so weit.«
Sarkis schaute Janson fasziniert, aber mit einem flauen Gefühl an. »Sprechen Sie weiter!«
»Schicken Sie die Schläger weg.«
Sarkis gab den wartenden Rausschmeißern ein Zeichen, sich wieder zurückzuziehen. »Erzählen Sie weiter!«
Bevor Janson weitersprechen konnte, gingen die Lichter aus. Die ganze Stadt war plötzlich dunkel. Die Lichtreflexionen auf dem Fluss verschwanden. Der Himmel war zu trüb, um das Licht der Sterne durchzulassen. Bagdads berüchtigtes Stromnetz war wieder einmal zusammengebrochen.
»Zehn Sekunden«, sagte Sarkis. »Sprechen Sie weiter.«
Die Terrasse erzitterte. Dieselgeneratoren erwachten brummend zum Leben, und die Lichter im Club Electric gingen wieder an, während es ringsum dunkel blieb. »Die besten Generatoren, die man mit dem Geld des amerikanischen Steuerzahlers kaufen kann«, meinte Sarkis. »Haliburton hat sie am Flughafen stehen lassen. Noch verpackt. Fahren Sie endlich fort.«
»Das Filmfestival in Sarasota. Gut tausend Leute fahren zur Party eines Immobilienmaklers, der teure Wohnungen in einem abgelegenen Sumpfgebiet verkaufen will. Der College-Abbrecher im weißen Leinenanzug hofft auf eine Provision, doch niemand kauft etwas, und er verlässt die Party etwas früher, um dem größten Verkehr auszuweichen. Doch als er zu seinem Auto will, stellt er fest, dass der Parkservice zusammengebrochen ist.
Die Mitarbeiter, die die Autos einparken, sind betrunken. Der Boss ist abgehauen. Sie haben die Autoschlüssel einfach auf einen Haufen geworfen. Gleich werden tausend Leute ihre Autoschlüssel suchen müssen, um nach Hause fahren zu können. Etwa hundert rufen schon: ›Wo ist mein Schlüssel?‹ Die Leute aus der Gegend machen sich Sorgen um ihre Mercedes, Range Rovers und Aston Martins, und die Touristen versuchen sich an die Farbe ihres Mietwagens zu erinnern.
Der Collegeabbrecher überlegt schnell. Er schnappt sich den einzigen Parkservicemann, der nicht betrunken ist, aber Angst hat, und hält dem Jungen seine letzten zweihundert Dollar unter die Nase. ›Wenn du den Schlüssel meines gelben Lamborghinis findest, gehört das Geld dir.‹
Der Junge findet den Schlüssel, und der Typ im weißen Anzug mit der teuren Uhr und dem französischen Akzent fährt mit einem zweihunderttausend Dollar teuren Auto weg und hat vor, quer durchs Land zu fahren bis nach Beverly Hills, Kalifornien, wo reiche Frauen nett sind zu jungen Franzosen, die einen Lamborghini fahren.«
Sarkis starrte Janson an. »Und was ist dann passiert?«
»Etwas, das er nicht vorhergesehen hat, wie es eben so kommt im Leben. Der Typ, dem der Lamborghini gehört, ist ein richtig übler Bursche.«
»Und er jagt ihn?«
»War der Typ, der Sie aufgehalten hat, der Besitzer des Autos?«, fragte Janson.
Sarkis’ Augen wurden noch größer. »Moment! Waren das Sie?«
»Das war ich. Sie konnten es nicht wissen, aber ich hab Ihnen damals das Leben gerettet.«
Sarkis schaute über den Fluss hinaus, wo noch mehr Lichter angingen, von Generatoren angetrieben. So als würde er einen Traum erzählen, an den er sich kaum noch erinnern konnte, sagte er: »Sie haben mich mit einem blöden Honda überholt und geschnitten.«
»Der Honda war eine Sonderanfertigung. Ich wusste, wie man schnell fährt. Sie nicht.«
»Sie haben mir in die Augen geleuchtet und meinen Führerschein verlangt. Ich dachte, Sie wären ein Cop. Aber die Zulassung wollten Sie nicht sehen. Dann nahmen Sie den Autoschlüssel und sagten, ich soll mich nicht bewegen. Es war dunkel. Ich hab’s
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