Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
erforderlich ist.«
»Es ist absolut erforderlich«, schoss sie zurück. »Ich wiederhole: Was ist der Zweck Ihres Besuchs?«
Janson antwortete mit ruhiger Stimme. Ein Schreiduell mit einem Israeli konnte man nicht gewinnen. Schon gar nicht mit den Beamten am Flughafen Ben Gurion. Dennoch ließ er ein klein wenig Schärfe in seine Stimme fließen. »Ich will jedenfalls nicht hören, dass ein Killerkommando einen Hamas-Führer erschossen hat und einer der Agenten einen Pass bei sich hatte, dessen Bild wie meines aussieht.«
»Falls Sie auf einen Vorfall in Dubai anspielen, der von den Medien verzerrt wiedergegeben wurde, so sehen Sie die Dinge völlig falsch.«
Die israelische Spionage konnte hervorragend sein, bisweilen aber auch ziemlich ungeschickt. Meistens führte der Mossad seine Missionen unauffällig und erfolgreich durch, doch hin und wieder leistete man sich tollpatschige Ausrutscher, wie zum Beispiel, indem man zwanzig Agenten einsetzte, um einen Terroristen auszuschalten, und sich dabei auch noch von Sicherheitskameras filmen ließ, deren Aufnahmen dann auf YouTube erschienen.
»Geben Sie mir bitte meinen Pass zurück.«
Zu Jansons Erleichterung zog sie den Pass unter der Tastatur hervor und legte ihn vor sich auf den Schreibtisch. Wenigstens kopierten sie ihn nicht, während sie ihn hier festhielt. Doch noch bekam er ihn nicht zurück. »Was wollen Sie einkaufen?«
»Maschinenpistolen, leichte Maschinengewehre und Pistolen.«
»Für Ihre Regierung?«
»Für meine Kunden.«
»Und die sind?«
Einer der Grundsätze lautete: Vertrau auf deine Legende. Als Paul Janson verhielt er sich zurückhaltend und unauffällig, doch Adam Kurzweil war anders. Janson war unerschütterlich. Kurzweil war ein reizbarer Hundesohn. Es war Zeit, das auch zu zeigen.
»Was Sie hier tun, ist völlig unangemessen, Lady, das wissen Sie genau. Sie wissen, wer ich bin. Und auch, dass ich nicht zum ersten Mal hier bin, um Geschäfte zu machen. Ich hab genug von Ihren Spielchen!«
»Mr. Kurzweil, ich kann Ihnen noch viel größere Unannehmlichkeiten bereiten als diese ›Spielchen‹ hier.«
Janson wurde noch lauter. »Als wären die Zeiten nicht schon schwer genug. Die israelische Waffenindustrie hat harte Konkurrenten, zum Beispiel Chinas Norinco. Norinco würde gern mit mir Geschäfte machen, ganz zu schweigen von serbischen, türkischen und brasilianischen Firmen, die sogar Ihren Fabriken hier noch ein paar Dinge darüber beibringen können, wie man die richtigen Leute besticht. Und die Israel Weapon Industries kann Ihnen auch große Unannehmlichkeiten bereiten. So was kann Sie schnell Ihre Laufbahn kosten.«
Sie stand abrupt auf, ihr kalter Blick auf seine Stirn gerichtet. »Willkommen in Israel, Mr. Kurzweil.« Sie stempelte eine Einreisegenehmigung, nicht den Pass: ein Routinevorgang, der es Geschäftsleuten ermöglichte, in jene arabischen Länder einzureisen, die Leuten, die aus Israel kamen, die Einreise verweigerten.
Er steckte den Pass ein. Dann überraschte er sie mit einem warmen Lächeln, wie es eher zu Paul Janson passte, und einer kleinen Lüge als versöhnliche Geste: »Danke. Und wenn ich das noch sagen darf: Wäre mein Terminkalender nicht so voll, würde ich Sie gern zum Essen einladen.«
Seine Bemerkung zauberte ein hübsches Lächeln auf ihre harten Lippen. »Wäre ich nicht verheiratet, würde ich vielleicht annehmen.«
Sie schüttelten einander die Hand. Janson mietete ein Auto und fuhr ein kurzes Stück vom Flughafen zu einem modernen Wohnkomplex mit betreuten Wohnungen in einem Vorort von Tel Aviv. Ein schöner Anblick im Licht der Mittelmeersonne an einem strahlenden Junitag. Üppige Gärten und Palmenhaine umgaben die cremefarbenen Stuckbauten mit roten Ziegeldächern. Ein nobles Klubhaus mit Blumenkästen in den Fenstern stand an einem riesigen Swimmingpool.
Normalerweise konnten es sich Mossad-Agenten im Ruhestand nicht leisten, ihren Lebensabend mitten unter wohlhabenden Ärzten, Anwälten und Geschäftsleuten zu verbringen. Doch Miles Donner hatte mehr als seine Beamtenpension zur Verfügung, nachdem er sein ganzes Berufsleben als hochbezahlter Reisefotograf in London gearbeitet hatte.
Für Paul Janson war Miles Donner »Der Titan«.
»Für einen Spion ist es besser, für seine Fehler bekannt zu sein als für seine Erfolge«, hatte Donner ihn einst gelehrt, als Janson in den Zwanzigern war und Donner bereits fünfundsechzig. »Am besten ist es, gar nicht bekannt zu sein.«
Von
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