Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
fing den Ring auf, als er der Frau aus der Hand fiel. Der Pistolenlauf blieb auf sein Ziel gerichtet, als sie sich den Ring, den Janson ihr geschenkt hatte, an den Finger steckte.
»Also, wie kommen wir aus der Sache raus?«, wiederholte sie.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Mary.
»Du hast gesagt, du bist Polizistin. Welcher Dienstgrad?«
»Kriminalmeisterin.«
»Noch besser. Was ist mit Doris? Du bist auch Polizistin, Doris, oder?«
»Ja«, kam die knappe Antwort.
»Welcher Dienstgrad?«
»Wachtmeisterin.«
»Und Mikie?«
»Ich ein Bulle? Aber sicher nicht!«, stieß Mikie hervor.
»Hab ich mir gedacht. Okay, Mary, du bist Kriminalmeisterin und Doris Wachtmeisterin. Ihr könnt den Südafrikaner einfach festnehmen.«
»Festnehmen? Soll das ein Scherz sein? Viel zu viele Fragen, wenn ich ihn aufs Revier bringe.«
»Wer hat gesagt, dass du ihn aufs Revier bringen sollst?«
»33°51'08" S, 151°12'38" O«, las Janson auf seinem Display. Er hatte Jessie Kincaids Tracking-Signal verloren, als die Batterie schwächer geworden war. Doch plötzlich war es wieder da und spuckte die Koordinaten der Swatch aus.
Google Earth zeigte ihre Uhr mitten auf der Sydney Harbour Bridge.
Er sah die Brücke einen halben Kilometer vor sich, ein dunkler Bogen, wie der Rücken eines gewaltigen Stegosaurus. Zwischen den Fahnen und der Fahrbahn erkannte er Bewegungen: Touristen beim berühmten »Bridge Climb«, der gesicherten Wanderung über den Brückenbogen.
Dann verschwanden die GPS-Koordinaten wieder vom Display: Die Batterie ließ wieder nach, oder das Signal wurde blockiert.
»Anhalten!«, befahl Jessica.
»Was ist denn los?«, fragte Doris.
»Das Schild.«
Das weiße Schild hing über der Zufahrt zur Parkgarage.
MAXIMALE FAHRZEUGHÖHE 1,9 METER
»Wir sind nicht so hoch.«
»Aber ein Wohnmobilaufbau auf einem Pick-up. Er kommt nicht durch. Wer hat ihm gesagt, er soll da reinfahren?«
»Mikie.«
»Natürlich …« Jessie überlegte fieberhaft. »Wir kehren um, Doris. Zurück zu der Stelle, wo die Straße unter der Brückenzufahrt verläuft. Wir sehen uns um. Er muss hier irgendwo warten.«
Sie fuhren fünf Minuten im Kreis. Plötzlich griff Mary reflexartig an ihren Gürtel.
»Dein Handy?«
»Ja, es ist auf Vibration geschaltet.«
»Sieh nach, ob er es ist.«
Sie drehte das Handy so, dass Jessica das Display sah. »Unterdrückt.«
»Geh ran. Wenn er es ist, sag ihm, wir warten da, wo die Straße unter der Zufahrt zur Brücke verläuft. Siehst du die Treppe da vorn, Doris?«
Doris lenkte den Van zu der Treppe, die mit Sägeböcken und Schildern abgesperrt war, mit dem Hinweis, dass der Fußweg wegen Reparaturarbeiten unbenutzbar war. Die Fußgänger wurden auf den Radweg umgeleitet.
»Sag ihm, wir sind hier unten, Mary. Er soll herkommen.«
»Hallo?«, meldete sich Mary, hörte einen Moment zu und sah Jessica mit einem Kopfnicken an. »Ja, tut mir leid. Wir sind da … Ja, ich weiß, dass Sie nicht reinkönnen. Wir stehen unten an der Treppe zur Brücke … Nein, da ist niemand in der Nähe. Die Treppe ist wegen Reparaturarbeiten abgesperrt. Alles bestens. Es dauert ja nur ein paar Sekunden, sie in Ihren Wagen zu bringen.« Sie beendete das Gespräch. »Fünf Minuten.«
»Wie gut seid ihr zwei? Der Typ ist gefährlich.«
»Wir brauchen unsere Waffen.«
»Sicher.«
Sie musterte die Augen der australischen Polizistin, dann zog sie die Magazine aus den Polizeipistolen, nahm die Patronen heraus, schob die Magazine wieder ein und warf ihnen die Waffen zu. »Er ist stark genug, um die Plastikhandschellen zu zerreißen. Habt ihr welche aus Stahl?«
»Ja.«
Jessica sah, dass sich die beiden Frauen innerlich auf den Einsatz vorbereiteten. Ausgezeichnet. Gespannt wie eine Feder und bereit, ihr Bestes zu geben.
»Fesselt ihm Hände und Füße und werft ihn hinten ins Wohnmobil. Macht ihn irgendwo fest, wo er sich nicht losreißen kann. Danach übernehme ich ihn.«
»Und du lässt uns laufen?«
»Wenn ihr keine Dummheiten macht.«
»Was ist mit dem Geld, das er uns versprochen hat?«, fragte Mikie.
»Mikie, komm her. Ich zeig dir was.«
»Was?«
»Gib die Hände auf den Rücken. Komm näher. Schau her.« Jessie knallte ihr die Pistole hart gegen die Schläfe, und Mikie sank zu Boden.
»Warum tust du das?«, rief Mary.
»Damit sie nicht alles vermasselt.«
»Besser so«, meinte Doris.
»Da kommt er.«
Jessica beobachtete durch das offene Fahrerfenster, wie die beiden Polizistinnen eine absolut
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