Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
professionelle Festnahme durchführten. Sie warteten, bis van Pelt aus dem Führerhaus ausgestiegen war. Dann zogen sie blitzschnell ihre Dienstmarken und Waffen.
Van Pelt musste annehmen, dass er in einen Undercovereinsatz geraten war, und leistete keinen Widerstand. Mit dem Ausdruck eines Mannes, der wusste, dass er auf die Hilfe von teuren Anwälten zählen konnte, drehte sich der hünenhafte Südafrikaner um und legte seine großen Hände auf die Motorhaube des Toyotas. Doris trat seine Füße auseinander, ohne ihm zu nahe zu kommen, und richtete ihre leere Pistole auf ihn. Mary filzte ihn. Sie zog eine Pistole aus einem Holster am Bauch, und eine zweite, die er am Rücken trug. Auch das ein Beleg dafür, über welche Möglichkeiten SR verfügte, dachte Jessica. Nur wenige Minuten nachdem er die Sicherheitskontrollen am Flughafen passiert hatte, war der Mann schon wieder voll ausgerüstet.
Jessica griff nach ihrer Pistole, jetzt, da Mary eine geladene Waffe in der Hand hielt. Doch die australische Polizistin machte weiter, als handelte es sich um eine ganz normale Festnahme. Sie schloss eine Handschelle um sein linkes Handgelenk und befahl ihm, die Hände zusammenzulegen. Van Pelt gehorchte und zog seinen verbundenen rechten Arm über die Motorhaube. Doch just in dem Moment, als sich die Polizistinnen schon sicher fühlen, wurde es gefährlich.
»Vorsicht!«, rief Jessie.
Der südafrikanische Söldner explodierte förmlich, fuhr beide Arme aus, schlug die Polizistinnen zu Boden und tauchte zu seinen Pistolen hinunter, die auf den Asphalt gefallen waren.
Jessica feuerte durch das offene Fenster. Doch van Pelt war in Bewegung, und die Tomcat lag zu klein in ihrer Hand, um auf diese Entfernung einen präzisen Schuss abgeben zu können. Die Kugel streifte an van Pelts Gesicht vorbei. Der Schuss aus einer für ihn unerwarteten Richtung ließ ihn zurückspringen, und er schnappte sich statt seiner eigenen Waffen eine der Glocks, die die Polizistinnen hatten fallenlassen, und duckte sich hinter das Wohnmobil. In den Sekunden, die Jessie brauchte, um aus dem Van zu springen, rannte der Südafrikaner los, über die Sägeböcke hinweg und die Treppe zur Harbour Bridge hinauf.
25
Jessica übersprang die Absperrung und jagte hinter van Pelt die Treppe hinauf.
Als sie bei Cons Ops ihre Erfahrungen in der Ausbildung der jungen Rekrutinnen weitergegeben hatte, hatte sie die Frauen stets auf einen gravierenden Nachteil hingewiesen: »Wir sind vielleicht schneller als Männer«, erklärte sie ihnen, »und auch aufmerksamer, aber wir sind nun mal meistens einen Kopf kleiner.« In diesem Moment musste sie das wieder einmal zur Kenntnis nehmen.
Der SR-Agent war dreißig Zentimeter größer als sie und genauso gut in Form. Jessica nahm zwei Stufen auf einmal, doch van Pelt sprang jeweils drei, vier Stufen hoch und zog davon, als würde sie stehen. Sie hatte ihn aus den Augen verloren, als sie oben auf dem beleuchteten Fußweg ankam, der von einem hohen Maschendrahtzaun und Stacheldraht gesichert war, um Selbstmordsprünge zu verhindern.
Jessica kletterte auf den Handlauf, um etwas weiter zu sehen. Es war fast taghell. Die Fahrbahnen und die Masten, die den Bogen stützten, waren genauso hell erleuchtet wie das gigantische Stahlgerüst, das sich in den Nachthimmel erstreckte, und die großen Fahnen ganz oben auf dem Brückenbogen. Die tiefhängenden Wolken reflektierten das Leuchten der Gebäude zu beiden Seiten des Hafens. Sie hielt sich am Maschendrahtzaun fest und suchte die fünfzig Meter breite Brücke ab. Der Verkehr war nur schwach: einzelne Autos und Trucks, die auf den sechs Fahrspuren vorbeibrausten. Ein Zug glitt auf einem der beiden Bahngleise dahin. Auf der anderen Seite sah sie einen zweiten Fußweg, der im Gegensatz zu diesem nicht abgesperrt war. Der Maschendrahtzaun war hoch. Van Pelt befand sich wahrscheinlich noch auf diesem Weg. Doch in welche Richtung lief er? Über das Wasser und ins zentrale Geschäftsviertel oder …
Da!
Im Licht einer Laterne an der Stelle, wo sich der Bogen über den Hafen zu spannen begann, rannte er auf das Wasser zu. Sie sprang auf den Asphalt hinunter und jagte hinter ihm her.
Immer wieder verlor sie ihn aus dem Blick, wenn er hinter einer Arbeitsplattform oder Baumaterial verschwand. Da! Sie sah ihn zwar, doch es war hoffnungslos: Er zog immer weiter davon. Das Geschäftsviertel lag nur eineinhalb Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Hafens. Sobald er die Treppe
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