Das Jesus Sakrileg 2
wollen.
Pater Giovanni trat ein und jeder konnte sehen, wie angespannt und nervös er war. Als er Esther erblickte, musste er weinen.
„Dich trifft keine Schuld. Lass dein Herz nicht unnötig Kummer tragen“, sagte Esther, ging auf ihn zu und umarmte ihn.
Anscheinend wusste sie mehr, als Pater Giovanni dachte. Aber die Umarmung und die Worte schienen den Pater zu beruhigen.
„Hier, trinken Sie“, sagte Nick und reichte dem Pater ein Glas Wasser.
„Hat Sie der Papst aufgeklärt? Wir müssen uns beeilen“, sagte Nick.
„Ja. Ich habe mich schlau gemacht. Ismail ist nicht im Vatikan. Wo genau er ist, weiß ich nicht.“
„Gut, sehr gut. Das gibt uns einen kleinen Vorsprung“, sagte Esther.
„Wir brauchen Ihre Hilfe.“, sagte Rebecca.
„Was immer ich tun kann.“
„Es könnte gefährlich werden“, antwortete Nick.
„Ich habe Seiner Heiligkeit mein Wort gegeben. Ich habe eine Schuld wieder gut zu machen“, sagte er, blickte Esther an und schaute beschämt nach unten.
„Giovanni, du hast nichts gut zu machen. Was geschah, geschah nicht deinetwegen. Es gibt Menschen, die vor keiner Gewalt zurückschrecken, um an ihr Ziel zu gelangen. Solch einer ist Ismail, oder besser gesagt, er ist der Handlanger einer viel gefährlicheren Macht. Dich trifft keine Schuld. Hilf uns aus eigenem Willen, aber tue es nicht aus Schamgefühlen dir gegenüber.“
Pater Giovanni war sichtlich ergriffen von den Worten dieser alten Frau. Und alle Anwesenden merkten, dass er sie dafür zu bewundern schien.
„Ich tue es, weil ich es möchte. Ich will helfen. Das würde mich sehr glücklich machen.“
„Gut. Dann solltest du einiges erfahren“, begann Nick und berichtete ihm das, wovon er dachte, dass Giovanni es wissen müsse: dass Ismail gefährlich und im Besitz des Tagebuchs ist und sich vermutlich noch in Deutschland aufhält. Und dass sie jetzt alles tun müssten, das Buch in ihren Besitz zu bringen, bevor es der Kardinal in Händen hält. Giovanni schien sich mit diesen Antworten zu begnügen.
„Ich denke, das Beste wäre, wenn wir uns im Vatikan aufhalten. Denn nur so können wir schnell reagieren.“
„Aber wecken wir damit nicht unnötig Aufmerksamkeit?“, fragte Rebecca.
„Wir müssen natürlich sehr vorsichtig sein. Aber ich denke, Pater Giovanni hat Recht“, antwortete Nick.
„Ja, vielleicht ist das doch die einzige Möglichkeit. Johannes hatte das auch vorgeschlagen, aber ich hatte abgelehnt, da es sehr riskant ist. Aber die Tatsache, dass Ismail noch nicht im Vatikan ist, ist ein großer Vorteil für uns“, sagte Esther, blickte erst zu Giovanni und dann zu Nick. Nick überkam ein Schauer. Es war, als würde sie zu seinen Gedanken sprechen: Auf dir lastet große Verantwortung. Sorge dich gut um sie.
Nick schaute weg und schüttelte kurz den Kopf, als wolle er irgendwelche Hirngespinste wegschütteln, dann schaute er wieder Esther an und sie lächelte. Und er nickte ihr zu. Er glaubte , verstanden zu haben und akzeptierte.
„Vielleicht ist es weniger riskant, denn ich kann euch einschleusen, ohne dass es jemand erfährt“, schlug Giovanni vor.
„Wie? Was ist mit der Schweizer Garde?“, fragte Rebecca.
„Ja, genau. Melden sie nicht jeden Besucher?“
„Ja, sie notieren jeden Gast in einem Buch und pflegen dies in unseren Zentralcomputer ein. Aber die müssen es nicht wissen“, sagte der Pater.
„Wie wollen Sie uns denn reinschmuggeln?“, fragte Nick.
„Durch einen Geheimgang. Es gibt viele von ihnen im Untergrund von Rom. Die Katakomben …“, antwortete Esther und ihr Blick schien in der Ferne zu sein. Als hätte sie ein schmerzliches Erlebnis heimgesucht.
„Ja genau, die Katakomben. Ursprünglich wurden sie als Grabesstätte genutzt. Aber einige wenige dieser verschachtelten, kilometerlangen Gänge führen über geheime Pfade direkt in den Vatikan. Ich kann euch über solch einen Geheimgang in die Nähe meiner Gemächer führen. Von dort können wir auf die Ankunft Ismails warten und dann zuschlagen.“
„Das könnte funktionieren. Auch wenn ich euch gestehen muss, dass ich nicht wirklich viel über Katakomben weiß. Aber wenn wir dadurch sicher in den Vatikan kommen, bin ich dabei“, sagte Nick.
„Du bist nicht der Einzige, der kaum was über die wahre Geschichte der Katakomben weiß. Zu Zeiten des römischen Reichs waren Erdbestattungen innerhalb der römischen Stadtmauer verboten, also musste man unter die Erde gehen, um den Sterbenden ihre letzte Ruhe zu
Weitere Kostenlose Bücher