Das Jesus Video
selbständig machten und anfingen, alles zu organisieren, was zu organisieren war.»Wie Ihr befehlt, Vater.«
»Baptist…«Der Papst griff nach seiner Hand, hielt sie mit kalten Fingern fest, während er ihn eindringlich ansah.»Hör mir genau zu…«
Und Luigi Baptist Scarfaro hörte zu.
Stephen war zum Umfallen müde. Er hatte Judith zu ihrem Zelt begleitet, das inzwischen halb ausgeräumt war, weil ihre Zeltnachbarin schon abgereist war, und Judith hatte sich ohne ein weiteres Wort, ohne sich auszuziehen oder zuzudekken einfach auf das ungemachte Feldbett fallen lassen und angefangen zu schlafen. Doch er mußte noch etwas klären. Noch kein Schlaf, vorläufig.
Mit ein bißchen lauwarmem Wasser aus dem Waschbekken hatte er sich die Augenwinkel ausgerieben, aber das richtete wenig aus gegen das dumpfe Gefühl in seinem Schädel und die seltsam erhöhte Schwerkraft, die an seinen Muskeln zerrte. Er fühlte sich nicht mal frisch. Das T-Shirt klebte ihm auf der Haut. Der Schweiß, der die Nacht über auf seiner Haut festgetrocknet war, fing an zu jucken. Seine Unterhose fühlte sich immer noch feuchtklamm an und zwickte im Schritt. Er brauchte ganz dringend eine Dusche, einige Stunden Schlaf und dann frische Wäsche. In dieser Reihenfolge. Er beobachtete mit Sorge, daß die Duschkabinen zum Abtransport vorbereitet wurden. Immerhin schien man eine vorläufig stehenlassen zu wollen.
Die Morgensonne stieg immer höher über der Landschaft, die ihm heute früh mehr denn je wie eine Mondlandschaft vorkam, die jemand zu begrünen versucht hatte. Vor tausend Jahren. Es wurde immer heißer, hoffentlich würde er überhaupt schlafen können in seinem Zelt.
Aber es tat gut, sich zu bewegen und durchzuatmen. Es vertrieb das wattige Gefühl im Kopf. Es mußten diese Chemikalien gewesen sein, was denn sonst? Das war schließlich nicht die erste Nacht, die er durchgemacht hatte, und so zerschlagen hatte er sich noch nie danach gefühlt. Er hatte schon Prüfungen geschrieben nach durchzechten Nächten, und das waren nicht die schlechtesten gewesen.
Schließlich fand er den Professor in dem Zelt, in dem die Fotografien und Ausgrabungsbücher in großen stählernen Aktenschränken archiviert wurden. Professor WilfordSmith war dabei, Zettel zu ordnen, die aussahen wie Personalunterlagen. Stephen war normalerweise gut darin, Schriftstücke zu lesen, die er nur auf dem Kopf stehend oder im Spiegel sah, aber heute nicht. Heute interessierte es ihn auch nicht.
»Ja?«fragte der Ausgrabungsleiter mit einem flüchtigen Blick über den Rand seiner Brille hinweg.
»Ich wollte Ihnen nur sagen«, erklärte Stephen gemächlich,»daß ich einen Heimflug nächsten Freitag habe.«
»Schön.«
»Und ich wollte fragen, ob ich noch so lange im Lager bleiben kann.«
»Ja, sicher. Diese Woche steht auf jeden Fall noch zur Verfügung.«»Gut.«
Stephen wartete. Aber der Professor widmete sich weiter seinem Papierkram. Er sagte nichts in der Art wie Ach, Stephen, da Sie gerade da sind… ich will heute beginnen, diese seltsamen Funde aus Areal 14 zu untersuchen — helfen Sie mir nachher, sie zu bergen? Statt dessen hielt er nach einer Weile wieder inne und sah Stephen erneut über den oberen Brillenrand hinweg an.»Gibt es noch etwas?«»Ähm, ich wollte — ich wollte fragen, ob sich schon etwas ergeben hat.«
»Ergeben hat? In welcher Beziehung?«
»Nun ja - wegen dieses Spionagefalls. Oder was immer es war. Die Funde von Areal 14, Sie wissen schon.«
»Ach ja, sicher. Nein, das wird noch untersucht. Da gibt es nichts Neues.«
Stephen spürte ein Gefühl über der Brust, als habe jemand einen Gürtel darum herum gelegt und sich in den Kopf gesetzt, ihn jede Minute ein Loch enger zu schnallen. Er sah den Professor an, der das Gespräch offenbar schon wieder für beendet hielt, und beschloß, sich nicht so abspeisen zu lassen.
Er trat rasch näher und beugte sich über den Tisch, an dem der grauhaarige, hagere Ausgrabungsleiter saß.»Professor, darf ich Sie noch etwas fragen?«
WilfordSmith sah überrascht hoch.»Was denn?«
»Warum haben Sie mich sofort zum Stillschweigen veranlaßt, als ich Ihnen die Tasche mit der Bedienungsanleitung zeigte? Was dachten Sie, womit wir es zu tun haben?«
»Ich hielt es für das beste«, erwiderte der Professor langsam. Dann sah er an Stephen vorbei ins Leere und fügte nachdenklich hinzu, als spräche er gedankenverloren mit sich selbst:»Ich hielt es allerdings auch für das beste, Mister Kaun zu
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