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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Verbrechen zum Opfer fallen, das nie entdeckt wird. Aber es werden Fälle berichtet wie der: Es regnet. Ein Mann schließt seiner Frau die Wagentür auf, läßt sie im Schutz seines Schirms einsteigen, schließt die Tür hinter ihr und geht um den Wagen herum zur Fahrerseite. Als er einsteigt, ist der Wagen leer, seine Frau verschwunden. Die Lügengeschichte eines Gattenmörders, denkt man zuerst. Aber das Ganze fand statt vor dem Haus ihrer Eltern, ihre ganze Familie stand unter dem Vordach, um zum Abschied zu winken, und ihr Bruder hat alles fotografiert.«
    Kaun runzelte die Stirn.»Kann es sein, daß ich davon gelesen habe? War das nicht vor ein paar Jahren in Skandinavien?«
    »In Schweden, ja. Es stand in der Zeitung. Aber solche Fälle findet man die ganze Geschichte hindurch, Hunderte. Und es gibt Menschen, die verschwinden und wiederkommen. Manche wissen nicht, wo sie gewesen sind. Von der britischen Kriminalschriftstellerin Agatha Christie sagt man übrigens, daß ihr das einmal passiert sei. Andere erzählen seltsame Geschichten, auf die sich ihre Umwelt keinen Reim machen kann. Wie auch immer — die Vorstellung, daß die Zeit gewissermaßen Falltüren hat, durch die man stürzen kann, wäre eine nicht ohne weiteres von der Hand zu weisende Erklärung für manche dieser Vorkommnisse.«
    »Ich weiß nicht«, brummte der kanadische Historiker unwillig.»Das klingt mir doch sehr nach X-Files.«
    »Ich tue nur, wofür ich engagiert wurde«, verteidigte sich Eisenhardt.»Ich phantasiere herum.«
    Das Haus war ein unscheinbarer zweistöckiger Bau in einer unscheinbaren, schmalen Straße, das genauso aussah wie alle anderen Häuser. Käfigartige Balkone, entweder mit gewaltigen Satellitenschüsseln bestückt oder mit nasser Wäsche vollgehängt, ragten über den Gehweg, der dicht an dicht zugeparkt war.
    Der Besitzer des Hauses war ein alter Araber, der mit seiner vielköpfigen Familie das Erdgeschoß bewohnte. Er hieß Halil Saad und schien begeistert, Yehoshuah und seine Schwester zu sehen. Als sie ihm ihren Freund aus Amerika vorstellten, bestand er darauf, sich auf Englisch zu unterhalten, obwohl schwer zu entscheiden war, ob sein mangelnder Wortschatz oder sein überaus arabischer Akzent, der ihn dazu neigen ließ, die Konsonanten zu Lasten der Vokale zu betonen, das größere Hindernis für eine Verständigung darstellte.
    »Wir waren als Kinder oft hier«, raunte Judith Stephen zu, als sie ihm die Kellertreppe hinab folgten.»Er und Vater kennen sich gut.«
    Wie Stephen später erfahren sollte, war Halil Saad einer von insgesamt immerhin über einer Million Arabern, die sich, obwohl größtenteils Moslems, als israelische Staatsbürger verstanden. Die israelischen Araber unterlagen nicht der allgemeinen Wehrpflicht, aber, wie Stephen aus dem, was der alte Mann erzählte, herauszuhören glaubte, hatte sich einer seiner Söhne freiwillig gemeldet.
    »Natürlich — ist gut für Karriere. Er will Karriere machen. Ist okay. Aber hoffentlich jetzt kein Krieg. Mein Sohn soll nicht kämpfen gegen andere Araber. Nicht gut. Hoffe, kein Krieg mehr.«
    »Ja«, nickte Stephen höflich.»Das hoffen wir doch alle.«
    Saad fuhrwerkte mit seinem gewaltigen Schlüsselbund an einer Tür herum, öffnete sie und schaltete das Licht in dem Raum dahinter an.
    Stephen traute seinen Augen nicht, als sie über die Schwelle traten. Bis zur Türschwelle war der Boden sauber gefliest — dahinter sah es aus, als betreibe jemand im Keller Archäologie. Sie traten auf abschüssigen, verwitterten Stein, Sand und Kiesel knirschten unter ihren Sohlen, und in der Mitte des Kellerraums gähnte ein dunkles, unvollständig eingefaßtes Loch im Boden. Es roch feucht und muffig. Bis auf ein kleines Regal neben der Tür war der Raum leer, eine wetterfeste Ausgrabungsstätte.
    Der alte Mann nahm eine starke Lampe aus dem Regal, stöpselte sie in eine Steckdose neben der Tür, deren Vorhandensein Stephen aufmerksam registrierte, und trat damit an den Rand der klaffenden Bodenöffnung.»Vorsichtig«, mahnte er, unwillkürlich leise, als sie ihm folgten und hinabspähten.
    Die Wasseroberfläche glänzte im Licht der Lampe. Sie lag ruhig und vollkommen unbeweglich etwa zwei Meter unter ihnen. Stephen hob eine Hand, um seine Augen gegen die Lampe abzuschirmen, und versuchte zu erkennen, was darunter lag. Man konnte sich einbilden, eine ungefähr rechtek-kige Stelle an der Seitenwand zu erkennen, die noch schwärzer war als ihre Umgebung.
    Der

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