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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hin, die etwa vierzig Prozent unter den ersten beiden lag.»Wie gesagt, davon habe ich nur eines. Einmalige Chance.«
    Stephen lächelte über diesen uralten Trick. So ähnlich hatte er seine Software auch schon verkauft.
    »Danke«, meinte er und nahm das Faltblatt an sich.»Aber ich muß trotzdem erst meine Freundin fragen. Sie verstehen sicher.«
    Wieder ein Zucken in den Falten unter dem rechten Auge, außerdem eines um die Mundwinkel. Auch ein alter Trick. Ich kann das nicht entscheiden, ich muß erst jemanden um Erlaubnis fragen.»Bringen Sie Ihre Freundin doch einfach mit«, schlug der Mann sofort vor.»Wir können ein paar Probeaufnahmen machen und auf dem großen Bildschirm anschauen. Sie wird begeistert sein.«
    »Mach’ ich«, log Stephen, verabschiedete sich und ging. Draußen auf der Straße sah er sich sorgfältig um, aber von den zwei Männern war keine Spur mehr zu sehen.
    Sie redeten nicht viel. Willard, ein großer blonder Hüne, der | nur mit Mühe in die uniformähnliche Montur paßte, in der Ryan sie sehen wollte, rauchte fast ohne Pause, und Eliah, braungebrannt und unverkennbar ein Sabra, ein in Israel geborener Jude, knabberte so gemächlich an einer Falafel, daß sich der Verzehr über Stunden hinzuziehen schien. Beide ließen sie kein Auge von der Haustür und dem Zugangsweg dazu.
    Sie sahen Ryan beinahe nicht kommen. Plötzlich tauchte er groß in einem der Rückspiegel auf, wie aus dem Nichts aufgetaucht, und im nächsten Moment öffnete er die hintere Wagentür und saß auf der Rückbank.
    »Und?«fragte er bloß.
    Da Eliah gerade am Kauen war, antwortete Willard.»Nichts. Niemand ist aufgetaucht.«
    Ryan gab ein knurrendes Geräusch von sich. Es war schwer, so etwas bei ihm mit Sicherheit zu sagen, aber er schien ziemlich gereizt zu sein.
    »Wir gehen rein«, entschied er dann.
    Willard riß die Augen auf.»Ins Haus?«
    »In die Wohnung.«
    Inzwischen hatte Eliah heruntergeschluckt.»Boß«, sagte er,»das ist auch in Israel illegal.«
    »Ich weiß«, knurrte Ryan.»Deswegen gibt es ja ein elftes Gebot. Moses hat das nur unterschlagen.«
    Die Amerikanische Bibliothek, ein eigenartiger Bau aus Stahl und Glas und viel Beton, ließ sich stilistisch schwer in eine bestimmte Zeit einordnen. Weißlackierte, stählerne Gitter, die apart wirkten, aber zweifellos äußerst stabil waren, umzäunten das Gelände, und hochgewachsene Zypressen verbargen das Gebäude wie ein Vorhang. Trotzdem war es kein Problem, hineinzugelangen. Ein blauuniformierter Wachposten stand an der Eingangstür, wollte aber von keinem der Besucher irgendeine Legitimation sehen, sondern beschränkte sich darauf, alle Neuankömmlinge streng zu mustern.
    Das Erdgeschoß wurde von einer weitläufigen Cafeteria, der Garderobe, einigen Telefonzellen, langen Schließfachreihen und zahlreichen Lesetischen beansprucht, abgesehen von Räumen, in denen die Verwaltung untergebracht war und zu denen Besuchern der Zutritt mittels überdeutlich formulierter Schilder verwehrt wurde. Der Lesesaal befand sich im Obergeschoß, ein heller, großer Raum mit hohen Fenstern, in halber Höhe zusätzlich noch einmal durch eine breite Galerie unterteilt. Wie in jeder Bibliothek herrschte jene Art von arbeitsamer Stille, die es einem leicht machte, zu einer Tiefe der Konzentration zu gelangen, die einem draußen in der Hektik der alltäglichen Welt unzugänglich blieb.
    Wie in einer Kirche, dachte Stephen, während er die Regale entlangwanderte. Nur wohnlicher.
    Nun, welchem Thema sollte er sich zuwenden? Das war die Frage. Er war oft aufs Geratewohl durch Bibliotheken gegangen, hatte hier und da ein Buch herausgezogen und sich überraschen lassen, wohin der Zufall ihn führte.
    Er probierte es, aber hier und heute führte das zu nichts. Nein, das Thema konnte nur heißen: der Tempelberg. Stephen ging zum Katalog, der altehrwürdig in Form abgegriffener Karteikarten in langen hölzernen Kästen geführt wurde, und suchte nach diesem und verwandten Begriffen.
    Er fand ein voluminöses, ledergebundenes Buch, das die Geschichte des Tempelbergs in erschöpfender Vollständigkeit darzulegen versprach. Allerdings blieb es bei dem Versprechen — der Blick ins Inhaltsverzeichnis hatte den Eindruck von Gründlichkeit und Vollständigkeit vermittelt, der Text selber, obwohl durchsetzt mit zahllosen Zeichnungen, Fotos und Lageplänen, erwies sich jedoch als ziemlich chaotisch und nicht dazu geeignet, einem einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Stephen las

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