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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Einzelheiten dieser Fundstätte nicht so genau kannte.»Das wußte man schon von den Satellitenbildern her. Es war also klar, daß wir es mit jeder Menge Gräber zu tun haben würden. Jeder Helfer hatte ein Grab zu bearbeiten, und meines war das letzte in einer ganzen Reihe und lag außerdem schon in einem eigenen Quadranten. Ich hockte also allein in meiner Grube, hörte die anderen auf der anderen Seite des Walls sich unterhalten, lachen und gackern und pinselte an den Knochen herum, die da allmählich aus dem Erdreich kamen, nachdem wir die ganzen Steine der eingestürzten Gruftdecken weggeräumt hatten. Vorgestern gegen elf war das. Als die Welt noch in Ordnung war.«
    Die beiden Geschwister hatten sich weit vorgebeugt, genau wie er auch, und von weitem mußte es ziemlich merkwürdig aussehen, wie sie da ihre Köpfe zusammensteckten. Stephen nahm einen Schluck von dem Sherry.
    »Mach’s nicht so spannend«, forderte ihn Judith auf.
    »Ich muß es nicht spannend machen. Spannend ist es von selber. Als ich ungeduldig wurde und eine Handvoll Erdreich neben dem linken Oberarmknochen mit bloßen Händen wegschaufeln wollte, um schneller voranzukommen, stieß ich auf einen Widerstand. Mein Gott, ich hätte es beinahe kaputtgemacht. Eine Grabbeigabe.«
    »Oh«, machte Yehoshuah mit Kennermiene.»Und was genau?«
    »Ein flacher Beutel aus einem Material, das ich für Leinen halten würde. Ziemlich gut erhalten, rundum zugenäht, und vielleicht so groß.«Er deutete die Größe mit den Fingern an.»Etwa so groß wie ein Taschenbuch.«
    »Und?«fragte Judith.
    »Nun«, fuhr Stephen fort,»ich war neugierig, was darin war. Also habe ich ihn aufgeschnitten.«
    »Du hast ihn aufgeschnitten?«
    »Ja.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so. Mit meinem Schweizer Taschenmesser. An einer Seite.«
    »Unfaßbar«, stöhnte Yehoshuah fassungslos.»Das ist ja übelste… Das ist ja geradezu eine archäologische Todsünde!«
    »Was war darin?«wollte Judith wissen.
    Stephen griff nach seinem Sherryglas, stürzte den Rest, der noch darin war, hinunter, stülpte dann die Lippen vor und zog sie wieder ein, sah hinauf an die Decke und dann von einem zum anderen.»Das glaubt ihr mir nie«, sagte er dann.

6
    Im Repertoire der Hellenistisch-Römischen Zeit ist die ganze Zeitspanne dieser beiden Epochen durch Gefäßtypen belegt. Die Kochtöpfe E-l und E-2 sind dem l.Jh.v.Chr. und l.Jh.n.Chr. zuzuweisen, wobei E-l ab Ende des l.]h.v.Chr.
    belegt ist (siehe LÄPP 1961, 190:Typ 72.2; TUSH1NGHAM 1985, 56;/ig.22:28,29;23:5; 24:7,17,18), E-2 aber schon früher in diesem Jahrhundert aufzutreten scheint.
    Prof. Charles WilfordSmith , Bericht über die Ausgrabungen bei Bet Hamesh \
    SIE GINGEN AUF das weiße Zelt zu, John Kaun voraus, wie ein Hausherr, der Gäste durch sein Anwesen führt. Es stand am Rande eines Gebietes, das aussah wie ein Schachbrett quadratischer Löcher im Boden, manche nur angedeutet, andere tief und gründlich ausgehoben. Das Zelt war, wie es schien, über einem der Löcher errichtet worden, und an jeder Ecke standen Wachposten, entschlossen dreinblickende junge Männer, die gedrungene schwarze, gefährlich aussehende Maschinenpistolen umhängen hatten und sich mißtrauisch umsahen, als erwarteten sie jeden Augenblick den Überfall einer ganzen Armee.
    Eisenhardt schwitzte. Er fragte sich, wie der Industrielle es in seinem dunkelblauen Zweireiher aushielt, die Krawatte korrekt gebunden und mit einer dezenten goldenen Nadel festgesteckt. Immerhin hatte auch er etwas von dem allgegenwärtigen gelben Staub auf den Schuhen und an den Hosenbeinen, schien also kein ganz übernatürliches Wesen zu sein.
    Der Professor hielt sich, leicht gebückt, hinter ihm. Wie alt er wohl sein mochte? Bestimmt über siebzig, so weiß, wie sein Haar schimmerte. Eisenhardt versuchte sich vorzustellen, aus welchem Grund man sich in dem Alter noch durch den Boden fremder Länder wühlte, anstatt friedlich zu Hause zu sitzen und Rosen zu züchten. Man hätte ihn sich als Rosenzüchter hervorragend vorstellen können. Statt dessen lebte er hier in dieser Wüste, seit wer weiß wie vielen Jahren, von der er, Eisenhardt, schon nach einer halben Stunde die Nase voll hatte.
    Kaun griff nach der Zeltplane, schlug sie zurück und hielt sie fest, um Eisenhardt und WilfordSmith den Vortritt zu lassen.»Vorsicht«, sagte er, als der Schriftsteller den Eingang passierte,»es geht abwärts.«
    Im Inneren des Zeltes war das Licht gedämpfter, weicher. Und die stickige

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