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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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vom Internet gehört? Also — man verbindet sich von seinem Computer zu Hause über ein Modem und einen Telefonanschluß mit einem Gewirr Millionen anderer Computer. Irgendwo in diesem Gewirr — und das Schöne ist, daß man nicht wissen muß, wo; das Gewirr weiß das von selbst — gibt es eine Art Schwarzes Brett, Tausende davon, jedes zu einem anderen Thema. Dort kann man die Mitteilungen lesen, die andere hinterlassen haben, und bei Bedarf seinen eigenen Senf dazugeben. Und damit es besser klingt, nennt man so ein Schwarzes Brett Usenet-Forum. Unseres beschäftigte sich mit Archäologie. Ich hatte etwas über die Arbeiten bei uns am Rockefeller-In-stitut geschrieben, und Stephen meldete sich darauf und fragte, ob das stimmt, daß man als freiwilliger Helfer bei Ausgrabungen dabeisein kann. Was ist, Stephen, bereust du es schon?«
    Es kam Stephen so vor, als beobachte Judith seine Reaktion auf diese Frage besonders aufmerksam. Ob das etwas zu bedeuten hatte? Vielleicht war es aber auch nur Wunschdenken.»Was sollte ich bereuen? Es war ein Wendepunkt in meinem Leben.«
    Yehoshuah beugte sich zu Judith hinüber, nahm sie gestikulierend in Beschlag.»Zuerst war er nur ein Name, ein paar komische Zeichen auf dem Bildschirm. So unreal wie ein Computerspiel. Schön, wir diskutierten miteinander — aber wer weiß, es hätte ja irgend so ein schlaues Programm in irgendeinem Labor sein können, das nur so tut, als sei es ein Mensch? Aber dann kam ein Brief an, mit einer amerikanischen Briefmarke, abgestempelt im Bundesstaat Maine. Allmählich begann ich zu glauben, daß es ihn möglicherweise tatsächlich geben konnte, als wirkliche Person. Und eines Tages rief er einfach an! Schock! Dieser Name aus meinem Computer sprach zu mir, eine richtige Stimme, breites amerikanisches Englisch! Nannte mir ein Datum, eine Uhrzeit, eine Flugnummer! Ganz ehrlich — so richtig geglaubt habe ich es erst, als er dann vor mir stand mit seinem Seesack.«
    Stephen lächelte. Viel Zeit hatten sie nicht gehabt; Yehoshuah hatte ihn gleich darauf zum Lager hinausgefahren, und am nächsten Tag war es in aller Frühe bereits losgegangen.
    »Ihr Männer mit euren Computern«, meinte Judith bloß, drehte sich dann zu dem Mann am Nachbartisch um, der seine Zeitung groß und breit auseinandergefaltet hatte, so daß eine der Ecken dauernd dicht vor ihrem linken Auge umherzuckte, und ließ ein paar knatternde Sätze auf Hebräisch los, die ihn veranlaßten, mit seiner Zeitung kleinlaut das Weite zu suchen.
    Dann zogen sie weiter, zurück auf den Boulevard, der immer orientalischer anmutete, je weiter sie nach Süden kamen, nach Kebab und gerösteten Nüssen roch, sie mit schwermütigen Melodien umhüllte, die in winzigen dunklen Kaschemmen aus kleinen, billigen Transistorradios drangen. Irgendwann, als es schon dunkel war und Stephen beim Anblick der Leuchtreklamen an Las Vegas denken mußte, erreichten sie den Hafen -»wußtest du, daß Jaffa der älteste Handelshafen der Welt ist, Stephen? König Salomon hat ihn erbaut, wirklich wahr!«- und das Restaurant, das Yehoshuah ausgesucht hatte. Sie mußten noch ein bißchen warten, bis ihre Plätze geräumt, die Teller abgetragen und der Tisch neu gedeckt war, dann durften sie sich endlich setzen und die Speisekarten in Empfang nehmen wie wertvolle Urkunden. Die Luft war zum Schneiden dick, der Geräuschpegel, den die dicht an dicht sitzenden Gäste verursachten, ohrenbetäubend.
    »Ziemlich beliebt«, meinte Stephen.
    »Was sagst du?«
    »Ich sagte, das scheint ein ziemlich beliebter Platz zu sein hier«, wiederholte Stephen schreiend.
    »Ja«, nickte Yehoshuah.»Man muß vier Tage im voraus reservieren.«
    Sie bestellten bei einem Kellner, der zwar so etwas wie einen Frack trug, aber eine alles andere als vornehme Hektik an den Tag legte und es beinahe nicht erwarten konnte, daß sie endlich alle ihre Wünsche geäußert hatten und er weiterhetzen durfte. Eine junge Frau, ebenfalls sichtlich im Streß, kam und stellte ihnen mit fahrigen Bewegungen den Aperitif hin, drei große Sherrys. Und Judith hörte nicht auf, nachzubohren, was denn nun gewesen sei mit dem Fund und daß er versprochen hätte, es zu erzählen, heute abend, so daß Stephen schließlich nachgab und anfing, obwohl er die Gelegenheit alles andere als passend fand.
    »Areal 14 war die Nekropole der Siedlung, der Friedhof«, erklärte er zu Yehoshuah gewandt, der zwar öfter mit Professor WilfordSmith zu tun gehabt hatte, aber die

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