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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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dem Berg Wasser? Alles war so seltsam. Stephen blinzelte und suchte den Blick von Judith und Yehoshuah, von bekannten Gesichtern, auch wenn sie ihn besorgt musterten.
    »Kaun weiß, wo wir sind«, wiederholte Stephen wie betäubt die Quintessenz des Gesprächs.»Und unten liegt schon jemand auf der Lauer. Sie haben uns verfolgt.«
    Judith schüttelte verständnislos den Kopf.»Sag mal… Die ganze Zeit ist alles geheim, geheim, geheim — und auf einmal erzählst du diesem Eisenhardt die ganze Geschichte?«
    »Ja - das war doch ein Trick«, hakte Yehoshuah nach.»Kaun schickt Eisenhardt vor, um auf den Busch zu klopfen, der macht dir ein bißchen Angst — und schon plauderst du alles aus!?«
    Stephen verdrehte die Augen.»Habt ihr nicht gehört? Sie haben uns verfolgt, die ganze Zeit. Unten liegt schon jemand und wartet, daß wir wieder herunterkommen. Ist das auch ein Trick? Ziemlich raffiniert, muß ich sagen.«Er sah sich um. Die Mauer wies keinerlei Sichtluken oder dergleichen auf, durch die man die Lage unauffällig hätte sondieren können. Ihr einziger Sinn und Zweck war, die Welt draußen auszusperren.
    Nur, daß die Welt sich nicht aussperren lassen würde.
    »Eisenhardt hat eine Parole benutzt, die ich ihm vorgeschlagen habe«, fuhr Stephen fort. Er schilderte kurz die Begleitumstände ihrer Begegnung in der Amerikanischen Bibliothek.»Für mich heißt das, daß Eisenhardt mich aus freien Stücken angerufen hat. Wenn Kaun ihn gezwungen hätte, mit mir zu sprechen, hätte er die Parole nicht benutzen müssen.«
    »Und wenn er gemeinsame Sache mit Kaun macht?«bohrte Yehoshuah weiter.»Aus freien Stücken? Für Geld, meinetwegen? Soll ja schon vorgekommen sein.«
    »Dann werde ich aufhören zu glauben, daß ich Menschen einschätzen kann«, knurrte Stephen.»Mich aus dem Geschäftsleben zurückziehen und in einen Job wechseln, bei dem es darauf nicht ankommt. Packer in einer Konservenfabrik vielleicht, oder zur Müllabfuhr.«Er fuhr sich mit beiden Händen über den Kopf.»Und jetzt hört auf mit dem Wenr und Aber, das geht mir auf die Nerven.«
    Die Straßenschilder zeigten immer noch zwanzig Kilometer bis Tel Aviv an, aber die Limousine scherte aus und bog auf eine quer verlaufende Schnellstraße ab, und dann tauchte wie hingezaubert, der Ben-Gurion-Flughafen vor ihnen auf. So hatte ihn Eisenhardt gar nicht mehr in Erinnerung. War das wirklich erst letzte Woche gewesen?
    Seine beiden Begleiter wichen ihm auch nach dem Aussteigen nicht von der Seite. Seine Reisetasche ließen sie ihn selber tragen, aber sie eskortierten ihn zum Check-In-Schalter und von dort zu den Sicherheitskontrollen. Sie besaßen bemerkenswerte Ausweise, die sie den mißtrauisch dreinblikkenden Beamten dort unter die Nase hielten und die bewirkten, daß man sie trotz der unverkennbaren Ausbeulungen unter ihren Jacketts passieren ließ. Immerhin wußten sie den Weg zum richtigen Flugsteig.
    Dort hieß es warten.
    Einer der beiden, der Fahrer, ein dunkelblonder Typ mit Oberlippenbärtchen, der ein bißchen aussah wie der mehrfache Schwimmweltmeister bei den letzten Olympischen Spielen, kaufte sich eine Sportzeitung und vertiefte sich in ihre Lektüre.
    »Ich muß mal auf die Toilette«, sagte Eisenhardt.
    Ein Brummen war die Antwort. Die Sportzeitung war interessanter. Der andere, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, stand vor einem Eiscremeautomaten und studierte eingehend die Abbildungen der verschiedenen Waffeltüten. Es war drückend heiß in dem großen Glasbau, der das Sonnenlicht sammelte wie ein Treibhaus.
    Eisenhardt erhob sich, machte sich schlendernd auf die Suche nach der entsprechenden Tür. Als er um eine Ecke bog, hing da ein Münztelefon an der Wand.
    Unwillkürlich wanderte seine Hand in die Hosentasche, befühlte die Telefontoken, die noch übrig waren von dem Gespräch mit Stephen Foxx. In Deutschland würde er damit nichts mehr anfangen. Besser, er vertelefonierte sie noch.
    Zu Hause hob niemand ab. Alle ausgeflogen, und sie hatten wieder vergessen, den Anrufbeantworter einzuschalten! Eisenhardt sah auf die Uhr, zählte eine Stunde dazu, um auf MEZ zu kommen, und überlegte, wo sie sein mochten. Ach ja, in der Musikschule. Das hieß, sie würden erst zurückkommen, wenn sein Vogel schon in der Luft war.
    Als er die unbenutzten Token aus dem Rückgabeschacht klaubte, kam ihm eine Idee. Ein Gedanke, der seinen Adrenalinpegel merklich hob.
    Es gab noch jemanden, den er anrufen konnte.
    Aber dann mußte er sich

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