Das Jesus Video
beeilen. Und er suchte sich besser ein Telefon, das ein bißchen weiter weg war von seinen Aufpassern.
Eine kleine Staubwolke kroch über die karge Wüste wie eine dicke braune Raupe. Ab und zu konnte man schon die Fahrzeuge erkennen, die den Staub aufwirbelten.
»Wir sind nur Touristen«, erklärte Stephen Foxx.»Wir haben von diesem Kloster gehört, und wir wollten es besichtigen. Ich wollte einmal einen Ort in Israel sehen, der keine weltweit bekannte Touristenattraktion ist.«
»Das kaufen sie uns nie und nimmer ab«, prophezeite Yehoshuah düster.
Sie standen nebeneinander auf dem brüchigen, leicht schräg gegen die Mauer gestellten Dach der Hütte, in dem die Mönche das hatten, was sie als ihren Speisesaal bezeichneten. Die Schindeln knirschten unter ihren Füßen, aber sie würden halten. Sie hatten Jahrhunderte gehalten. Die oberste Dachkante lag so hoch, daß einem, wenn man sich dort hielt, die restliche Klostermauer gerade bis zu den Schultern reichte.
»Und wenn schon«, meinte Stephen.»Du hast es doch gehört. Bruder Gregor ist dem Kloster vor dreißig Jahren beigetreten. Vor dreißig Jahren gab es Videokameras höchstens in Science Fiction-Romanen. Und seither hatten sie keinen Kontakt zum Rest der Welt. Was glaubst du, was die Mönche antworten, wenn Kaun sie fragt, wo die Videokamera ist?«
»Kaun wird dich fragen.«
»Ich weiß nichts von einer Videokamera.«
»Aber du hast den Brief des Zeitreisenden unterschlagen.«
Stephen machte ein betont harmloses Gesicht, als übe er.»Brief? Zeitreisender? Wovon reden Sie, mein Herr? Ich weiß davon nichts.«
»Es gibt keine Beweise«, nickte Judith.»Der Brief ist zerstört, und niemand kann beweisen, daß Stephen ihn jemals hatte.«
»Es gibt die Fotos.«
»Kann man beweisen, daß diese Fotos von einem zweitausend Jahre alten Brief stammen, der zudem in dem bewußten Grab lag?«
»Aber du bist ins Rockefeller Museum eingebrochen«, beharrte Yehoshuah.
»Stimmt, Herr Richter«, nickte Stephen.»Das kann man mir wirklich vorwerfen, und da bekenne ich mich auch schuldig. Ich wollte mir heimlich die Fundstücke aus Areal 14 nochmal ansehen, zu denen man mir, obwohl ich der Entdek-ker war, keinen Zutritt mehr gewährt hatte.«
Sie schwiegen. Eine Weile war nur der brummelnde Chor der Mönche zu hören, die sich zur Andacht in ihre kleine Kapelle zurückgezogen hatten. Das Tor des Klosters war wieder verriegelt, als sei ausgemachte Sache, daß Stephen, Judith und Yehoshuah für immer hierbleiben würden.
»Na ja«, meinte Yehoshuah schließlich.»Dann könnten wir doch einfach gehen, oder?«
Es war heiß. Elend heiß, und kein Wind ging.
»Ich bin noch nicht überzeugt, daß die Kamera tatsächlich nicht hier ist«, erklärte Stephen.»Eins ist sicher — Kaun wird dieses Kloster auf den Kopf stellen, ganz anders, als wir das könnten.«
Die Sandwolke kam immer näher, wurde immer durchsichtiger. Es waren fünf Fahrzeuge, fünf kleine dunkle Punkte, die sich im Schrittempo durch die Wüste schoben.
»Hast du schon einmal daran gedacht«, fragte Yehoshuah schließlich,»daß die Mönche vielleicht selber nicht wissen, daß die Kamera hier ist?«
Stephen nickte, ohne den Blick von den Verfolgern zu wenden.»Die ganze Zeit.«
Als die Brüder ihre Andacht beendet hatten und schweigend, im Gänsemarsch, aus dem niedrigen Eingang der Kapelle kamen, hatten die Verfolger den Fuß des Berges erreicht, sich kurz beraten, etwas aus geöffneten Kofferräumen verteilt, das verdammt nach großen Handfeuerwaffen aussah, und mit dem Aufstieg begonnen.
»Ehrwürdiger Vater«, versuchte es Stephen noch einmal bei Bruder Gregor,»die Verfolger, von denen ich vorhin gesprochen habe, haben uns gefunden. Sie kommen immer näher. Sie suchen dasselbe wie wir, aber sie wollen nicht nur einen Blick darauf werfen. Sie wollen es haben.«
»Da das, was sie suchen, nicht hier ist, werden sie es nicht bekommen«, erwiderte Bruder Gregor.
»Glaubt mir — diese Leute werden das erst glauben, wenn sie jeden Stein eures Klosters umgedreht und nichts gefunden haben.«
Der Mönch betrachtete den jungen Amerikaner unwillig. In seinem Gesicht zuckte es.»Offensichtlich beschwört eure Anwesenheit in unserem Kloster eine ernsthafte Bedrohung unseres Friedens und unserer Einkehr herauf«, konstatierte er.»Es tut mir sehr leid, euch darum bitten zu müssen, aber ich glaube, es wäre besser, wenn ihr jetzt geht.«
»Das würden wir herzlich gern tun, aber ich fürchte,
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