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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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bizarre Schatten. Ein steter, gleichförmiger Wind ging, der einem fortwährend Sandkörnchen gegen die Haut wehte.
    »Ich wünschte, wir hätten die Karte«, meinte Stephen, während er sich den Ledersack wieder umband, weniger fest diesmal.
    Judith überlegte.»Ich hab’ sie mir ziemlich genau angesehen. Aber auswendig gelernt habe ich sie auch nicht.«Ihr Blick wanderte in Richtung Sonne.»Es gibt eine Straße entlang der Grenze zum Sinai. Dieser ziemlich gerade Strich vom Mittelmeer zum nördlichen Ende des Roten Meers. Wenn wir die erreichen…«
    »Wie weit ist das?«
    »Zwanzig, dreißig Kilometer? Irgend so was, schätze ich.«
    »Hmm.«Stephen spürte dem Gefühl der Erschöpfung nach, das bereits dadurch ausgelöst wurde, daß er einfach nur hier saß. Eine Straße, das hieß, daß irgendwann ein Auto kommen würde.»Klingt, als ob es zu schaffen sein müßte.«Absolut wahnsinnig, so klang es. Unter dem Feuerball, der wie ein glühendes Stück Eisen tief am Himmel hing, waren undeutlich Bergzüge und Schluchten zu erahnen. Zwanzig Kilometer Luftlinie, das bedeutete aller Wahrscheinlichkeit einen um das Mehrfache längeren, mehrtägigen Gewaltmarsch. Und sie hatten nicht einmal Wasser dabei.
    Er stand auf, musterte die nähere Umgebung, all die Steine und Bodenrisse und Sandrillen, die etwa so anheimelnd wirkten wie die Mondlandschaft. Ob sie nicht doch versuchen sollten, an das Auto heranzukommen…?
    In diesem Moment drang das Geräusch an sein Ohr. Es schien von überall und nirgends herzukommen, und es dauerte eine lange Schrecksekunde, ehe er identifiziert hatte, was es war.
    Startende Hubschrauber!
    Judith sprang ebenfalls auf die Füße. Wenn die Hubschrauber starteten, dann konnte das im schlimmsten Fall heißen, daß ihre Verfolger Bescheid wußten. Daß sie ausrückten, um sie zu suchen. Verdammt, als ob eine Flucht durch die Wüste nicht schlimm genug gewesen wäre!
    »Wir müssen uns verstecken«, sagte Stephen, sah sich um. Es gab viel Schatten, so spät am Abend. Ein Felsspalt oder eine Höhle wäre noch besser gewesen, für den Fall, daß man an Bord der Hubschrauber Infrarotsichtgerät hatte, obwohl Stephen über derlei Geräte nur das wußte, was man in Filmen erklärt bekam. Vielleicht mußte es ja Nacht sein dafür.
    »Wir könnten zurück in die Höhle«, meinte Judith lahm. Offensichtlich verspürte sie wenig Lust dazu.
    »Wenn es irgendwo im Kloster einen Plan des Geheimgangs gibt, dann sitzen wir da drin in der Falle.«
    Das Geräusch wurde lauter, und nun kam einer der Hubschrauber um den Berg herumgeschwebt, groß und schwarz und bedrohlich. Es sah tatsächlich aus wie eine Suchaktion.
    Stephen wies auf eine dunkle, schattige Senke in einiger Entfernung.»Dorthin!«
    »Nicht über den Sand!«hielt Judith ihn plötzlich zurück, als er lossprinten wollte.»Fußspuren im Sand kann man aus der Luft hervorragend erkennen. Dort entlang, über den Felsboden.«
    Sie spurtete los, und Stephen folgte ihr, bemüht, möglichst genau auf die gleichen Stellen zu treten, auf die sie ihre Füße setzte. Im Nu brach ihm der Schweiß aus, rann ihm in dicken Bächen den Rücken und die Brust hinab. Seine Kondition war nicht die beste.
    Er warf einen Blick zurück. Ein heißer Schreck durchzuckte ihn, als es für einen Moment so aussah, als habe der Hubschrauber sie entdeckt und flöge auf sie los. Doch es war Zufall; gleich darauf schwenkte der große dunkle Vogel m eine andere Richtung. Stephen erreichte die Senke, die im Schatten eines größeren Felsens lag, wo Judith schon auf ihn wartete. Keuchend spähten sie hinüber zu dem Berg, auf dem das Kloster stand.
    An der Suchaktion waren zwei der Hubschrauber beteiligt. Sie schwebten über der unmittelbaren Umgebung des Klosters hin und her wie zornige schwarze Hornissen, und auf eine schwer zu fassende Weise wirkten ihre Flugmanöver seltsam unentschlossen. Als glaubten sie nicht wirklich daran, daß sie jemanden finden würden. Als fühlten sie sich lediglich verpflichtet, es zu versuchen, damit man ihnen später nichts vorwerfen konnte.
    Stephen schüttelte den Kopf. Es sah so unwirklich aus, wenn man es von hier aus beobachtete. Eigentlich eher so, als sehe man einen James-Bond-Film auf einer besonders großen Leinwand.
    In einem besonders gut geheizten Kino.
    »Ein Flüchtling, der von hier aus zu Fuß durch die Wüste flieht«, überlegte er laut,»was würde man erwarten, wohin der sich wendet?«
    Judith überlegte eine Weile. Von diesem

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