Das Jesus Video
machen?«
»Das können Sie selber machen. Das System enthält eine eigene Funktion, um…«
»Es wäre mir aber wirklich lieber, wenn Sie das machen würden.«
Stephen nagte unentschlossen an seiner Lippe. Daß er mitten in den Examensvorbereitungen steckte, konnte er unmöglich anbringen. Außerdem würde das ein einfacher, gut bezahlter Job werden, und zu seinem Leidwesen war es so, daß er das Geld gut brauchen konnte. Das Abenteuer Israel -insbesondere der juristische Teil davon — hatte, zusammen mit ein paar Fehlinvestitionen, sein einstmals so vielversprechend aussehendes Finanzpolster empfindlich schrumpfen lassen.
Die Erinnerungen daran waren immer noch mit Schmerz verbunden. Dem Schmerz unwiderbringlicher Verluste. Dem Schmerz, versagt zu haben. Wenn er an Israel dachte, dann hatte er immer das Gefühl, unsichtbare Narben davongetragen zu haben, und wenn er dann in den Spiegel schaute, kam ihm sein glattes, jugendliches Gesicht fremd vor, weil er überzeugt war, man müsse eigentlich tiefe Falten sehen.
»Selbstverständlich«, erklärte Stephen also,»wie Sie wünschen. Lassen Sie mich kurz in den Terminkalender schauen…«Das konnte er sich sparen. Die nächsten zwei Wochen waren absolut terminfrei, über alle Blätter stand mit roter Tinte schräg Lernen! gekritzelt.»Ich könnte morgen gegen zehn bei Ihnen sein.«
»Wunderbar, Mister Foxx. Wissen Sie, bei dieser Aktion darf nichts schiefgehen.«
»Keine Sorge. Das machen wir schon.«Zuversicht ausstrahlen!
Als er den Hörer auflegte, fühlte er sich elend. Der Regen prickelte immer noch wie mit feinen Nadelstichen gegen das Fenster. Drei Jahre war das jetzt alles her. Von Yehoshuah hatte er noch ein, zwei E-Mails bekommen, belangloses Blabla. Judith dagegen hatte keinen seiner Briefe beantwortet. Ihre Telefonnummer besaß er nicht. Ihr Bruder hatte behauptet, sie habe tatsächlich kein Telefon.
Es war kurz vor zehn und regnete nicht mehr, als er mit seinem roten Porsche auf den Parkplatz von Video World Dispatcher einbog. Das Auto sah immer noch beeindruckend aus, was der Hauptgrund war, warum er es noch fuhr, aber im Grunde wäre es höchste Zeit gewesen, ein neues zu kaufen, denn unter der Motorhaube taten sich öfters häßliche, kostspielige Dinge, und er mußte immer befürchten, eines Tages unterwegs liegenzubleiben.
Aber diesmal war es wieder gutgegangen. Ben, der alte Pförtner, hielt ihm lächelnd das Gittertor auf und grüßte ihn wie einen alten Bekannten, was Stephen Foxx auf dem Gelände dieser Firma inzwischen ja auch war. Stephen zog noch einmal am Hemdkragen, der ihm nach den vergangenen Pulloverwochen ungewohnt eng war, und nahm dann den Eingang, der direkt in die große Lagerhalle führte.
Die Tür schwang schwergängig auf, und dann umfing ihn wieder die staubige Geschäftigkeit, die den Raum zwischen den haushohen Metallregalen erfüllte. Er wich einem ehemals knallgelben, inzwischen in Erfüllung seiner Pflicht zerschrammten Gabelstapler aus und nahm die Gittertreppe hinauf zum Computerraum. Vierzehn Computer verschiedenster Bauart, zu einem Netzwerk zusammengeschaltet summten hier rund um die Uhr, um die verschiedensten Aufgaben zu erfüllen.
Miss Barnett erwartete ihn schon, einen Ausdruck des Briefes in der Hand, den sie verschicken wollte. Stephen setzte sich vor den Rechner, auf dem die Kundendatenbank untergebracht war, und rief mit ein paar Mausklicks eine tabellarische Übersicht auf den Bildschirm. Dies war die Liste aller Bestellungen, die je über die Internetseite der Firma Video World Dispatcher getätigt worden waren. Die Liste enthielt die Namen und Adressen der Besteller, Kreditkartennummern, Datum und Uhrzeit der Bestellung und natürlich die Bestellnummern der gewünschten Geräte oder sonstigen Artikel. Alles, was er zu tun hatte, war, aus dieser Tabelle die Adressen derjenigen herauszufiltern, die während der Subskriptionszeit ein Gerät der MR-Reihe bestellt hatten.
»Alle, die vor dem Stichtag bestellt haben, erhalten fünfzehn Prozent Rabatt«, erläuterte Miss Barnett.»Wenn wir einen vergessen, gibt das Beschwerden, und das wollen wir vermeiden.«
»Kein Problem«, meinte Stephen nur und gab die entsprechenden Abfragebefehle ein.
Der Rechner arbeitete. In der Zeit war auf dem Schirm statt des üblichen Sanduhrsymbols eine sich drehende Weltkugel mit dem Logo von Video World Dispatcher davor zu sehen. Stephen kratzte sich gedankenverloren am Handrük-ken, in Gedanken bei den Grundzügen der
Weitere Kostenlose Bücher