Das Jesus Video
alten Mann, als die Schrecksekunde überwunden war.»Mister Foxx! Mister Eisenhardt! Was machen Sie denn hier? Kommen Sie doch herein, ich bitte Sie…«Er ruderte einladend mit den Armen.»Was für ein Glück, daß ich gerade zu Hause war! Ich bin so oft unterwegs, daß mich praktisch niemand mehr ohne telefonische Voranmeldung besucht.«
»Da ist weniger Glück im Spiel, als Sie denken«, sagte Stephen Foxx mit einem schmalen Lächeln, während sie durch die Tür traten.»Guten Tag, Professor WilfordSmith.«
Eine halbe Stunde später saßen sie in einem geräumigen, gut geheizten Wohnzimmer, das durch breite, altmodische Terrassentüren einen romantischen Ausblick auf den Garten gewährte, und balancierten dünnwandige Porzellantassen, in denen goldgelber Tee duftete. Der Professor thronte in einem wuchtigen, ledernen Ohrensessel. Jeder Meter Wand wurde entweder von dicht bestückten Bücherregalen oder von alten Ölgemälden in klobigen Rahmen in Beschlag genommen.
»Es ist lange her«, meinte er versonnen.»Über drei Jahre. Eine lange Zeit.«
Die beiden Besucher, nebeneinander aufgereiht auf dem Sofa im Kolonialstil, nickten bestätigend.
»Sie haben mir noch nicht verraten, was Sie in diese Gegend führt.«
»Wir wollten Sie besuchen.«
»Einfach so?«
»Nein«, sagte Stephen und stellte seine Teetasse behutsam auf dem Couchtisch ab,»nicht einfach so.«
Plötzlich war es still im Raum. Draußen im Garten versammelten sich Raben im Geäst der entlaubten Bäume, als wollten sie verfolgen, was nun geschehen würde.
»Als Kind habe ich oft Puzzle gespielt«, begann Stephen Foxx.»Jedes Weihnachten kauften meine Eltern ein neues Puzzlespiel, und dann saß die ganze Familie die Weihnachtstage über stundenlang um den großen Couchtisch und versuchte, das Bild zusammenzusetzen. Je älter meine Geschwister und ich wurden, desto mehr Teile hatten die Puzzles, und irgendwann gingen unsere Eltern dazu über, Puzzles ohne Bildvorlage zu kaufen. Wir hatten also nur Tausende von kleinen Teilen und keine Ahnung, wie das Bild dazu aussah. Oft saßen wir stundenlang da und probierten nur herum, ohne irgendwelche Fortschritte zu machen. Aber irgendwann findet man ein ganz bestimmtes Teil, das zu einem anderen paßt, und zusammen ergeben sie einen winzigen Bildausschnitt, der einen plötzlich ahnen läßt, wie das Ganze aussehen muß. Dann geht es manchmal rasend schnell. Die Teile scheinen sich wie von selbst zusammenzufügen, ihre richtigen Plätze zu finden, alles paßt plötzlich zusammen — nur, weil man dieses eine, bedeutsame Puzzlesteinchen gefunden hat.«Stephen machte eine Pause.»Vor ein paar Wochen«, sagte er dann und sah den Professor, dessen buschige weiße Augenbrauen immer höher gewandert waren, an,»bin ich auf so ein Puzzlesteinchen gestoßen.«
Professor WilfordSmith griff nach der Teetasse auf dem kleinen Beistelltisch neben seinem Sessel.»Das klingt spannend«, meinte er.»Allerdings auch reichlich rätselhaft, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.«
»Keine Sorge. Ich bin hier, um das Rätsel aufzulösen.«
»Beruhigend.«
Stephen beugte sich vor, die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt.»Als unser Abenteuer in Israel zu Ende war, sah es so aus, als seien alle Fragen geklärt. Aber das waren sie nicht. Ein paar seltsame kleine Einzelheiten paßten nicht in das Bild. Wir waren alle zu erschöpft und zu enttäuscht, um sie wahrzunehmen, doch diese winzigen, scheinbar unbedeutenden Details sind überaus bedeutsam. Darauf bin ich in den letzten Wochen gekommen, als ich das ganze Bild noch einmal zerlegt und Steinchen für Steinchen rund um dieses eine, von dem ich gerade gesprochen habe, neu aufgebaut habe. Und siehe da, auf einmal entstand ein ganz anderes Bild.«
»Faszinierend«, meinte der Professor.
»Erlauben Sie mir eine Frage?«
»Nur zu.«
»Was hat Sie eigentlich bewogen, Archäologie zu studieren?«
Professor WilfordSmith blinzelte irritiert.»Oh… Das ist so lange her… Inwiefern ist das von Belang?«
»Sie waren schon über vierzig, hatten in einem einträglichen Beruf Karriere gemacht, und wenn Sie dabei geblieben wären, wären Sie heute wahrscheinlich Mitinhaber einer der bedeutendsten Tuchwarenfabriken Großbritanniens. Aber Sie warfen all das hin — warum?«
Über das Gesicht des Gelehrten huschte eine Spur von Gelangweiltsein, die ahnen ließ, wie oft er diese Frage schon hatte beantworten müssen.»Geld ist eben nicht alles im Leben.«
»Und würden Sie
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