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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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fährt?«
    »Nach Haifa.«
    »Nach Haifa! Und Sie haben keine Möglichkeit, den Fahrer zu benachrichtigen?«»Nein.«
    Als er auflegte, sah er, die Hand auf dem Telefon, noch eine ganze Weile blicklos vor sich hin. Er stellte sich die Strecke nach Haifa vor, die über die Berge Galiläas führte. Eine Strek-ke voller Kurven, an steilen Abhängen entlang. Es war Gottes Wille, ganz sicher war es das. Mein ist die Rache, spricht der Herr.
    Aber die Bremsen des Wagens versagten nicht. Noch bevor sie Jerusalem verließen, wurden Luigi Baptist Scarfaro und seine Begleiter von einem falsch abbiegenden Kleinlaster gerammt; ein Unfall, bei dem zwar niemand verletzt wurde, der jedoch aus dem Wagen einen Totalschaden machte. Er landete in der Schrottpresse, ehe die fehlenden Sicherungsklemmen an den Bremsen jemandem hätten auffallen können, während die treuen Diener der einzig wahren Kirche auf Kosten der gegnerischen Versicherung in einem Mietwagen wohlbehalten nach Haifa gelangten, von wo aus sie die Heimreise nach Rom antraten — per Schiff, weil sich einige Dinge, die sie zu transportieren hatten, auf einem Schiff unauffälliger außer Landes bringen ließen als in einem Flugzeug.
    Das erfuhr Pater Lukas niemals. Eine Woche nach der Abreise Scarfaros ging er wegen seiner zunehmenden Schluckbeschwerden zum Arzt, der einen Speiseröhrenkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostizierte. Das restliche halbe Jahr seines Lebens verbrachte er in einem von katholischen Schwestern geführten Krankenhaus, wo man allerlei Operationen und Behandlungen an ihm durchführte, obwohl im Grunde von vornherein feststand, daß sie ihn nicht retten würden. Die Schwester, die an seinem Sterbebett saß, verfolgte erschüttert, daß der Priester fast bis zu seinem letzten Atemzug weinte wie ein verzweifeltes Kind.
    Auch George Martinez erfuhr von all dem niemals etwas. Nach seiner Rückkehr nach Bozeman, Montana, bereitete er seiner Mutter mit den farbigen Schilderungen seiner Erlebnisse in Jerusalem so viel Freude, daß sie ihn mit einem uralten mexikanischen Zauberspruch segnete. Während seines nächsten Einsatzes, der ihn zu Ausgrabungen nach Mittelamerika führte, lernte er eine gewisse Beatriz Aznar kennen, eine vielversprechende Historikerin und zudem die schöne Tochter eines venezolanischen Ölmillionärs, die sich ebenso heftig in ihn verliebte wie er sich in sie. Sie heirateten kurz darauf und lebten hinfort auf einem prachtvollen Anwesen in der Nähe von Caracas, dessen Grundfläche etwa fünfmal so groß war wie das Gelände der Universität von Bozeman, setzten in der Folge eine regelrechte Herde von prachtvollen Kindern in die Welt und widmeten sich ansonsten dem Studium der Geschichte der Inkas, Mayas und Azteken.
    Sein ehemaliger Vorgesetzter, Doktor Bob Richards, zog sich beim ersten Einsatz, den er ohne George durchführen mußte, eine langwierige Hüftverletzung zu und erhielt von der Universität von Bozeman in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste eine feste, unkündbare Dozentenstelle. Es war ein günstiger Zeitpunkt für diesen Schritt, denn im Jahr darauf brachte eine malaysische Firma einen Sonartomographen auf den Markt, der nicht nur wesentlich leistungsfähiger und handlicher war als der an der Universität entwickelte, sondern dessen Preis auch noch so niedrig war, daß seine Anschaffung sogar für die kargen Budgets historischer Institute in Frage kam, worauf die Nachfrage nach sonartomographischen Untersuchungen in sich zusammenfiel.
    Der Fall der archäologischen Funde, die unter mysteriösen Umständen aus dem Rockefeller Museum verschwunden waren, sowie die Vorkommnisse am Wadi Mershamon beschäftigten die Justiz des Staates Israel. Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft brachten keine vollständige Klarheit darüber, was tatsächlich vorgefallen war, zumal sich die Verdächtigen, die Angeklagten und die Zeugen ziemlich widersprüchlich äußerten. Die von einigen vorgebrachte Geschichte, man sei den Hinterlassenschaften eines Zeitreisenden auf der Spur gewesen, wurde als irrwitzige Schutzbehauptung von vornherein verworfen, und man drohte ihnen an, sollten sie diese Behauptung im Prozeß wiederholen, werde man sie zusätzlich wegen Mißachtung des Gerichts belangen. Auf Geheiß hoher Stellen — einer der engagiertesten Beobachter der Untersuchungen und der Prozesse, der israelische Journalist Uri Liebermann, sprach von einer Einflußnahme des amerikanischen Millionärs und Medienmagnaten John Kaun

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