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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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habe er gegen ungeschriebene Regeln verstoßen. Sei ein Spielverderber. Aber er fragte, ohne eine Miene zu verziehen:»Was möchten Sie? Eine Cola? Ein Ginger Ale? Ein Perrier?«
    »Cola wäre großartig.«
    Kaun reichte ihnen ihre Gläser, mischte sich selbst dann einen etwas aufwendigeren Drink und nahm damit hinter seinem Schreibtisch Platz. Unwillkürlich erwartete Eisenhardt, der Vorstandsvorsitzende würde sich ein wenig recken und strecken, den Krawattenknoten lockern und sich dann entspannt zurücklehnen, doch Kaun nippte nur kurz an seinem Glas, beugte sich vor und faßte den Schriftsteller ins Auge.
    »Was denken Sie über die Sache?«wollte er wissen.
    »Hmm«, machte Eisenhardt und suchte nach Worten. Schon in seiner täglichen Arbeit fiel ihm das nicht leicht; auf Englisch war es doppelt so schwer.»Wie soll ich sagen? Irgendwie habe ich das Gefühl, versehentlich in einen Indiana Jones-Film geraten zu sein.«
    So etwas wie ein Lächeln zuckte über das Gesicht des Medienzaren, aber er sagte nichts.
    »Sind Sie sicher, daß Sie nicht doch einem Betrug aufsitzen?«fragte Eisenhardt.»Denken Sie an die Hitlertagebücher.«
    »Das war das erste, woran ich dachte. Aber von Joseph Goebbels gibt es Tagebücher, und die sind echt.«Kaun warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die flach, golden und unerhört kostbar aussah.»Mittlerweile müßten die Materialproben in dem Labor in Chicago eingetroffen sein, das ihr Alter nach der Radiokarbonmethode bestimmen wird. Wenn sich herausteilt, daß das Papier zweitausend Jahre alt ist, dann kann es keine andere Erklärung dafür geben, als daß jemand eine Zeitreise gemacht hat. Da stimmen Sie mir doch zu, oder?«»Ja.«
    »Es gibt diese Kamera. Da bin ich mir sicher. Und ich bin mir auch sicher, daß sie noch gut erhalten ist.«
    Eisenhardt hatte endlich die Worte für einen Einwand zusammen, der ihm schon eine Weile durch den Kopf ging.»Haben Sie schon überlegt, ob ein Videoband, das zweitausend Jahre lang vergraben war, überhaupt noch irgendeine Aufnahme enthalten kann? Eine Videoaufnahme ist eine magnetische Aufzeichnung. Im Lauf der Zeit müßte die Magnetisierung nachlassen. Nach zweitausend Jahren dürfte praktisch nur noch Rauschen übrig sein.«
    »Richtig«, nickte Kaun.»Das war das erste, was ich geprüft habe. Ich habe mit Wissenschaftlern von der NASA gesprochen, die Funksignale auswerten von Raumsonden, die so weit entfernte Planeten wie Uranus oder Neptun fotografieren. Diese Leute haben ein ganz ähnliches Problem, nämlich, die schwachen Signale dieser Sonden aus dem kosmischen Rauschen herauszufiltern. Nun, an den kristallklaren Bildern, die sie liefern, sehen Sie, was sie fertigbringen. Es wird vielleicht eine Weile dauern und eine Menge Rechenzeit auf teuren Hochleistungscomputern kosten, aber man wird die Aufnahme von diesem Videoband wieder sichtbar machen können, egal wie alt sie ist.«
    »Ah«, machte Eisenhardt verblüfft. ]a, das klang plausibel.
    »Natürlich habe ich nichts von einem Zeitreisenden gesagt«, fügte Kaun hinzu. Jetzt lehnte er sich tatsächlich zurück, das Glas mit beiden Händen vor seiner Brust haltend. Die Flüssigkeit darin schimmerte honigfarben.»Ich stelle mir vor, daß er mit einem Verbündeten zusammengearbeitet hat -«er hielt inne und korrigierte sich dann:»Er wird mit einem Verbündeten zusammenarbeiten. Sehen Sie? Das ist es, was ich meine. Es dreht einem das Hirn durch die Mangel, darüber nachzudenken. Deshalb brauche ich Sie, Mister Eisenhardt. Sie haben eine Menge Geschichten über Zeitreisen geschrieben; das heißt, Sie haben in Ihrer Phantasie die Probleme schon durchdacht, mit denen wir es jetzt in der Realität zu tun haben.«
    Eisenhardt nickte zögernd.
    »Also - er wird mit einer zweiten Person zusammenarbeiten. Sie werden ausmachen, wo er die Kamera verstecken soll. Dann reist der eine in die Vergangenheit, der andere geht einfach zu dem vereinbarten Ort und findet dort die Aufnahmen, die der andere… gemacht hat? Gemacht haben wird? Das ist doch richtig gedacht, oder?«»Ja.«»Praktisch im gleichen Moment.«»Wenn alles geklappt hat«, schränkte Eisenhardt ein. Er merkte, daß er müde wurde. Einmal über alles schlafen; morgen früh würde alles anders aussehen. Dann würden ihm vielleicht auch ein paar Ideen kommen, die der mächtige, anscheinend unermüdliche Firmenboß noch nicht gehabt hatte.
    »Es wird alles geklappt haben. Man reist nicht in die Vergangenheit, ohne alle

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