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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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heißt ich. Das meinst du doch. Ich soll die Papie re restaurieren. Ich hab’ das gelernt, okay, aber ich habe keine große Erfahrung damit. Was, wenn ich etwas falsch mache? Etwas beschädige?«
    »Warum solltest du etwas falsch machen?«
    »Irgend etwas kann immer schiefgehen.«
    Stephen zögerte. Jetzt hatte er nur noch einen Trumpf, und den mußte er so wirkungsvoll wie möglich ausspielen.
    »Eins ist euch doch hoffentlich klar«, begann er und sah zwischen Judith und ihrem Bruder hin und her.»Wenn wir die Papiere aus der Hand geben, sind wir raus aus dem Spiel. Dann kriegen wir nichts mehr mit, keiner fragt uns, keiner sagt uns was. Kurzum, dann war’s das.«
    Judith machte große Augen. Yehoshuah stieß geräuschvoll die Luft aus, was beinahe wie ein Pfeifen klang. Er hatte sie, alle beide.
    »Und?«fragte er schulterzuckend und betont harmlos.»Will das irgend jemand hier?«
    Das Lager lag dunkel und still am Fuß des Bergkamms, wie immer. An den Zelten der Wachmannschaften, die Kaun mitgebracht hatte, hingen ein paar gedämpfte Lampen, in deren Schein undeutliche Bewegungen zu sehen waren.
    »Also, morgen abend«, wiederholte Stephen, während er ausstieg.
    »Morgen abend beginnt der Sabbat«, sagte Yehoshuah, der immer noch nicht recht glücklich aussah.
    »Werd’ jetzt bloß nicht zum Frömmler, okay?«Stephen ließ die Wagentür zufallen und trat neben Judith. Gemeinsam verfolgten sie, wie der Wagen ihres Bruders so leise wie möglich davonrollte. Das lauteste Geräusch war das der Reifen, die über das Geröll knirschten. Es schien von den Bergen widerzuhallen, aber wahrscheinlich bildeten sie sich das nur ein.
    Dann war das Auto nur noch ein Lichtpunkt in der Ferne. Über ihnen wölbte sich ein Nachthimmel voller Sterne wie ein Blick in die Schatztruhe einer Kaiserin, als sie sich langsam auf den Weg zu den Zelten machten. Stephen legte seinen Arm um ihre Schultern, und sie schüttelte ihn nicht ab, lehnte sich sogar leicht gegen ihn. Ihr Haar roch nach Wüste und Orient, nach geheimnisvollen Spezereien aus den schmälsten Gassen des Bazars. Er konnte das Spiel ihrer Muskeln unter ihrer Haut spüren, während sie sich gemeinsam den Weg suchten, was es ihm erleichterte, seine Hand beiläufig von der Schulter herab auf ihren Oberarm und schließlich um ihre Taille gleiten zu lassen. Es waren feste, trainierte Muskeln, was ihm das Gefühl gab, eine Tigerin im Arm zu halten. Wahrscheinlich würde sie ihn beim Sex zerquetschen.
    »Halt!«stoppte sie eine metallische Stimme.
    Sie blieben überrascht stehen. Aus dem Dunkel trat ein Mann auf sie zu, den sie beide noch nie gesehen hatten. Er war groß und schlank, trug einen khakibraunen Overall ohne Abzeichen oder Namensschild, hatte das Haar kurzgeschoren wie ein Sträfling oder ein Marine-Soldat und auffallend blaue Augen, die sie beide musterten, als seien es tatsächlich nur Abdeckblenden für zwei eingebaute Röntgengeräte. Er trug eine große Handlampe, die er einschaltete, um ihnen ins Gesicht zu leuchten.»Wer sind Sie?«
    Stephen blinzelte verärgert.»Gegenfrage: Wer sind Sie?«
    Die blauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.»Für diese Art Witze ist es zu spät in der Nacht, junger Freund. Sagen Sie mir Ihre Namen und was Sie hier wollen.«
    »Stephen Foxx und Judith Menez. Wir sind Grabungshelfer. Und wir wollen einfach nur zu unseren Zelten, weil es, wie Sie ganz richtig bemerkten, schon ziemlich spät ist.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    »Ob ich mich…? Nein, kann ich nicht.«
    Judith hatte ihren Ausweis dabei und im Handumdrehen gezückt. Der Mann mit den blauen Augen studierte ihn aufmerksam und verglich den Namen mit den Namen auf einer Liste, die er aus einer der zahllosen weiten Taschen seines Overalls zog, ehe er ihn mit einem Nicken zurückreichte.
    »Schön«, meinte Stephen bissig,»und was geschieht mit mir? Werden Sie mich jetzt verhaften? Oder lieber gleich erschießen?«
    »Keine Aufregung.«Der Mann sah hinüber zu dem Zelt über dem Fundort und winkte, einer der Wachposten solle herüberkommen. Sofort erlosch eine der glimmenden Zigaretten, und gleich darauf trat einer der Männer, die Maschinenpistole locker über der Schulter hängend, aus dem Dunkel.
    »Probleme, Sir?«
    Der Mann mit den blauen Augen deutete auf Stephen.»Kennst du diesen Jungen?«
    Der Wachposten nickte.»Ja, Sir. Das ist einer der Grabungshelfer.«
    »Weißt du, wie er heißt?«
    »Foxx, soweit ich weiß, Sir.«
    »Okay. Danke.«
    Der Posten

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