Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
ein Geräusch. Tsa-dang. Yehoshuah ging vom Gas. Noch ein Schlagloch. Tsa-dang. Tsa-dang.
    Stephen atmete langsam ein und aus und spürte den Schwingungen des Wagens nach. Er leckte sich über die Lippen, ehe er wieder zum Sprechen ansetzte.
    »Ich habe nicht vor, etwas von den Papieren zu sagen. Weder Kaun noch dem Professor.«
    Tsa-dang.
    Er bildete sich ein, durch die Motorgeräusche hindurch zu hören, wie sich Judiths Nackenhaare knisternd aufrichteten.
    Tsa-dang.
    »Stephen, so habe ich das nicht gemeint«, brachte Yehoshuah schließlich mühsam heraus.»Ich meine, nur weil du die Papiere vergessen hast… im ersten Schreck… Das wird man dir schon nachsehen. Wirklich, das hätte jedem passieren können. Das ist kein Grund, jetzt alles zu verschweigen. Die Papiere könnten Notizen des Toten sein, vielleicht sein Tagebuch! Und wenn er tatsächlich ein Zeitreisender war… dann enthalten sie womöglich einen Hinweis auf den Ort, an dem die Kamera verborgen ist!«
    Stephen nickte grinsend.»Eben.«
    »Ja, aber…«Yehoshuah drehte den Kopf, sah Stephen voller Entsetzen von der Seite an.»Damit behinderst du doch…«
    »Yehoshuah, bitte! Die Straße! Wenn du uns jetzt in den Abgrund fährst, dann landen die Papiere tatsächlich noch auf dem Müll anstatt in deinem Labor.«
    »Ja, ja. Wieso in meinem Labor?«
    Judith gab ein grunzendes Geräusch von sich.»Er will sie auf eigene Faust untersuchen!«sagte sie ungeduldig.»Stephen Foxx, der tollkühne Abenteurer, will allen zuvorkommen.«
    Yehoshuah konnte den Blick nicht mehr auf der Straße halten.»Stimmt das, Stephen?«
    Das Auto fuhr Schlangenlinien über die Schlaglochstrecke. Stephen seufzte. Wenigstens kam ihnen im Augenblick niemand entgegen.»Überleg doch mal. Warum, glaubst du, ist John Kaun hier? Um einem bedeutenden archäologischen Fund hinterherzujagen? Weil er seine Leidenschaft für die Geschichtswissenschaften entdeckt hat? Yehoshuah — Kaun ist ein Geschäftsmann, und seine einzige Leidenschaft ist Profit. Ich weiß, du verfolgst solche Zeitungsmeldungen nicht, aber ich: Eigentlich hätte er heute in Melbourne, Australien sein sollen, um Verhandlungen über den Kauf der größten australischen Zeitungskette zu führen. Er muß es abgesagt haben. Und wenn jemand wie John Kaun so einen Termin absagt, dann wittert er anderswo mehr Profit.«
    »Na und? Er will das Video finden und der erste sein, der es im Fernsehen zeigt. Soll er doch — was ist dagegen einzuwenden?«»Nichts.«
    »Und angenommen, du findest das Video vor ihm — was willst du damit machen?«»Da wird mir schon etwas einfallen, verlaß dich darauf.«
    Judith warf trocken ein:»Ich habe das Gefühl, du willst dir vor allem beweisen, daß du verdammt schlau bist. Schlauer als jeder andere, selbst wenn er John Kaun heißt und Herrscher über Milliarden Dollar ist.«
    »Unsinn«, gab Stephen zurück, allerdings nicht sehr entschieden. Was sie gesagt hatte, hatte den unangenehmen Beigeschmack von Wahrheit. Er war sich seiner Motive selber nicht so ganz sicher, aber sie lag mit ihrem Gefühl jedenfalls nicht allzu weit daneben.
    Aber, verdammt noch mal, er war nun mal ein ziemlich schlaues Kerlchen, und er war es immer gewesen. Und hier war dieser John Kaun, den die Wirtschaftspresse seit Jahren zum absoluten Wunderknaben hochstilisierte, zu einer angeblich absolut anbetungswürdigen Mischung aus erbarmungsloser Intelligenz und gewalttätiger Durchsetzungsfähigkeit. Dieser Mann, so wurden die Gazetten in aller Welt nicht müde zu verkünden, ist der Prototyp des Managers des kommenden Jahrtausends. Wann, wenn überhaupt, würde in seinem Leben diese Gelegenheit wiederkehren: sich mit einem solch interessanten Mann in einem Wettbewerb zu messen?
    Er musterte Yehoshuah von der Seite, der jetzt endlich wieder auf die Straße sah, die glatt und schwarz durch felsige Hügel schnitt. Wie auch immer, im Augenblick war wohl so etwas wie Führungsfähigkeit gefragt. Auf keinen Fall konnte er es ganz alleine schaffen; er mußte Yehoshuah auf seine Seite bringen. Und Judith auch.
    Ganz abgesehen davon, daß er sie endlich in sein Bett bringen mußte.
    »Hör mal«, begann er wieder und mußte sich räuspern,»wir brauchen das nicht so kompliziert zu machen. Laß uns die Papiere erst einmal auf eigene Faust untersuchen — wenn wir wissen, was darauf steht, können wir immer noch entscheiden, was wir tun.«
    Yehoshuah wiegte den Kopf.»Ich weiß nicht.«
    »Was weißt du nicht?«
    »Wir - das

Weitere Kostenlose Bücher