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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hinziehen, mußte er zumindest ein-oder zweimal pro Woche nach New York zurückfliegen und sich in seinem Büro sehen lassen. Es war ein Risiko, ein enormes Risiko.
    Er setzte einige Hoffnungen auf den deutschen Schriftsteller. Bis jetzt hatte der zwar noch nicht viel gesagt, aber das wäre vielleicht auch etwas zuviel erwartet gewesen, gleich am Ankunftstag. Aber die Romane Eisenhardts, hatte er sich berichten lassen, galten als durchdacht und originell, einige hatten sogar Preise gewonnen, und vor allem ging es darin oft um Zeitreisen. Doch, er hatte das Gefühl, daß der Schriftsteller kreative Ansätze liefern würde.
    Trotzdem würde er weitere Spezialisten hinzuziehen.
    Möglichst wenige natürlich, um das Unglück nicht herauszufordern, aber doch so viele, daß sie rasch über das amateurhafte Stadium hinausgelangten, in dem sich die Suche zur Zeit befand. Er mußte sich diesbezüglich einmal mit dem Professor unterhalten, am besten gleich beim Frühstück.
    Im Grunde war ihm im Augenblick auch noch unklar, wie er das Videoband, sollte er es demnächst in Händen halten, tatsächlich optimal verwerten konnte. Gut, er konnte es senden, exklusiv über seinen eigenen Sender und mit gigantischem Werbeaufwand angekündigt. Aber selbstverständlich würde es als allererstes mächtige Kontroversen geben, ob das Video echt war, ob es echt sein konnte, und das würde die Darbietung in gewisser Weise entwerten. Im besten Fall würden sich Heerscharen von Gelehrten darauf stürzen und jahrelang das Für und Wider diskutieren und im Grunde niemals zu einem eindeutigen Schluß gelangen, so ähnlich wie im Fall des Grabtuchs von Turin, das angeblich das Grabtuch Christi gewesen sein sollte. Das wurde seit fünfzig Jahren untersucht, und jeder sagte etwas anderes: Für die einen war es ohne den Schatten eines Zweifels echt, für die anderen eine raffinierte Fälschung aus einem nicht allzu weit zurückliegenden Jahrhundert.
    Und im schlimmsten Fall, dachte Kaun, würde die Sensation einfach verpuffen, wie damals mit dem Film, der angeblich die Vivisektion eines außerirdischen Leichnams zeigen sollte, stattgefunden und aufgezeichnet angeblich in den frühen Fünfzigern in den Vereinigten Staaten. Die UfoGläubigen hatten sich bestätigt gesehen, die Skeptiker allerhand Gründe gefunden, warum der Film eine Fälschung sein mußte — und so war niemand auch nur einen Millimeter von seinen Überzeugungen abgewichen.
    Was würde da erst mit einem Videofilm geschehen, der behauptete, vor zweitausend Jahren aufgenommen worden zu sein?
    Kaun ging in die kleine, angenehm funktional eingerichtete Teeküche und ließ den ersten Kaffee des Tages in eine Tasse einlaufen, die erste von mindestens zwanzig.
    In der Besprechung gestern abend hatte er geblufft. So getan, als habe er sich schon genauestens überlegt, was er mit dem Video machen würde. Die Idee, es an den Vatikan zu verkaufen, war ihm spontan gekommen, mehr oder weniger in dem Moment, in dem er sie ausgesprochen hatte. Das war unerhört wichtig in diesem Job: sich Unsicherheiten niemals anmerken zu lassen, spontane Gedanken so zu formulieren, daß die anderen den Eindruck bekamen, man habe sich alles längst gründlich überlegt und sei überhaupt schon viel wei-ter als jeder andere — und sie dabei so vorzubringen, daß einen nachher niemand darauf festnageln konnte, wenn es sich herausstellen sollte, daß man danebengelegen hatte. In dieser Kunst, das mußte er sich immer wieder selber attestieren, hatte er es in den zurückliegenden Jahren zu einer gewissen Meisterschaft gebracht.
    Aber vielleicht, überlegte er und nippte an dem schwarzen, intensiven Gebräu, war das gar keine so üble Idee. Mehr Geld konnte er mindestens genausogut brauchen wie mehr Popularität, vor allem, weil es sich dabei endlich einmal nicht mehr um Investorengelder handeln würde, die er eines Tages wieder zurückzahlen würde müssen, sondern um richtiges, gutes, eigenes Geld. Die Entscheidung war also in hohem Maß abhängig von dem gebotenen Preis, und das war etwas, das er prüfen lassen mußte, am besten sofort: was hatte die katholische Kirche eigentlich, was von Wert war?
    Er schob den Sichtschutz an einem der Fenster im Büro beiseite und sah hinaus auf die Wüste, über der schon so früh am Morgen die Hitze flirrte, den Kaffeebecher in der Hand. Er konnte einen Reporter auf diese Sache ansetzen. Besser noch einen Anwalt. Spontan hatte er die Vorstellung enormer Kunstschätze, die sich

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