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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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großen Unternehmer nicht mehr wegzudenken.
    N.E.W, war dagegen ein winziges Licht, noch nicht einmal Nummer zwei, sondern im Mittelfeld unter»ferner liefen«. Streng geheime Umfragen hatten ergeben, daß zwar annähernd ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung das Kürzel N.E.W, kannte, wußte, daß es sich dabei um einen Fernsehsender handelte — manche wußten sogar, daß N.E.W, weltweit über Satellit zu empfangen war -, aber nicht einmal zwei Prozent erkannten das N.E.w.-Logo, wenn man es ihnen zeigte. Was hieß, daß die meisten von N.E.W, gehört, es aber noch nie gesehen hatten, denn das Logo stand beinahe permanent auf dem Bildschirm. Was wiederum hieß, daß die meisten N.E.W, nur aus Berichten über ihn, John Kaun, kannten. N.E.W. und John Kaun, das gehörte zusammen. Was zumindest nicht schlecht war. Besser jedenfalls, als wenn — was Kaun bis jetzt trickreich zu verhindern gewußt hatte — bekannt geworden wäre, daß die einzige Firma seines Konzerns, die wirklich Geld verdiente, echtes und gutes Geld und für ihre Verhältnisse viel davon, eine Fabrik für Kartoffelchips in Oklahoma war.
    Die Sache mit dem Videoband, so unerwartet, verwirrend und überraschend sie über ihn hereingebrochen war, schien ihm zunehmend als die Chance, das Ruder herumzureißen.
    Sein persönliches Äquivalent zum Golfkrieg Ted Turners. Wenn er es schaffte, etwas aus diesem Fund zu machen, dann konnte er nächstes Jahr als Nummer eins dastehen.
    Was für eine Kette seltsamer Fügungen und Zufälle! Die Bitte, die Ausgrabungen des britischen Professors zu finanzieren, war über einige Ecken an ihn herangetragen und mit dem unüberhörbaren Unterton vorgebracht worden, daß etliche seiner Investoren, die selber jüdischer Abstammung waren, dieses Engagement im Heiligen Land mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen würden. Obwohl das allein schon ein ausreichend starkes Argument gewesen war, hatte er darin außerdem eine relativ preisgünstige Möglichkeit gesehen, unauffällig einen Fuß in Israel zu halten — jederzeit unter dem Vorwand, Dokumentationen über die Grabungsarbeiten zu machen, Filmreporter hinschicken zu können, und wenn sie dann»zufällig«noch Bilder des einen oder anderen Palästinenseraufstandes einfingen, nun, so spielte das Leben, oder?
    Und nun das.
    Fertig angezogen, die Schuhe glänzend, das Brusttuch dezent, aber korrekt gezupft, betrachtete er sich im Spiegel. Ja. So konnte er auf den Fernsehschirmen der Welt erscheinen, mit einer höheren Einschaltquote, als sie die Mondlandung erzielt hatte, der Boxkampf zwischen Cassius Clay und Joe Frazier oder die Beisetzungsfeierlichkeiten nach dem tragischen Unfalltod von Lady Diana, der Prinzessin von Wales (noch so eine unglückliche Ehe, durchfuhr es ihn).
    Meine Damen und Herren, sah er sich mit gut einstudiertem Understatement sagen, N.E.W, schätzt sich glücklich, Ihnen heute — exklusiv — ein außergewöhnliches filmdoku-ment präsentieren zu können. Sehen Sie im Anschluß, erstmals im Fernsehen, die authentische Videoaufzeichnung der Bergpredigt von Jesus Christus. Oder des Einzugs in Jerusalem. Oder der Kreuzigung. Was auch immer, es war für eine Einschaltquote von hundert Prozent gut. Wenn er mit diesen Worten auf dem Bildschirm erschien, dann konnten alle anderen Sender ihre Programme genausogut abschalten. Da Jesus Christus aramäisch spricht, haben wir seine Ansprache englisch untertitelt. Bei Gott — was für eine Sensation!
    Genug geträumt. Noch hatte er das Video nicht.
    Und es zu finden war möglicherweise schwieriger, als irgend jemand sich das vorstellen konnte.
    Sie hatten nicht einmal einen unbezweifelbaren Beweis dafür, daß es dieses Video überhaupt gab. Oder noch gab. Und selbst wenn, dann konnte es buchstäblich überall in Israel vergraben sein. Vielleicht dauerte es Jahre oder Jahrzehnte, bis es gefunden wurde. Und wenn etwas über den Fund nach außen sickerte — wenn es sich lange hinzog, würde das unvermeidlich passieren — dann mochte es irgendein Viehhirte oder Bauarbeiter sein, der schließlich den entscheidenden Fund machte.
    Kaun starrte immer noch auf sein Spiegelbild, direkt in sein eigenes Gesicht, das sich zu einer düsteren Miene verzogen hatte. Jeder Tag, den er hier in der Wüste verbrachte, kostete ihn Unsummen. Ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, die an allen Ecken und Enden seines verletzlichen Imperiums entstanden, weil er nicht da war, um auf alles aufzupassen. Sollte sich die Suche länger

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