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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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im Besitz des Heiligen Stuhls befanden und die sicher auch auf einem völlig atheistischen Kunstmarkt erstaunliche Verkaufspreise erzielen würden.
    Kunstwerke, ja, und Grundstücke. Die katholische Kirche mußte über ein unermeßliches Immobilienvermögen verfügen — all die Kirchen, Klöster, Kapellen und Pfarreien, überall in der Welt. Und das waren vorwiegend beste Lagen, meistens mitten in den Zentren der Städte.
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Ein Tauschgeschäft. Das Video gegen die Grundstücke der Kirchenbauten. Und er, John Kaun, würde von Stund an Miete kassieren, oder Pacht, von ihm aus, und das bis zum Jüngsten Tag.
    Hoho! Was für ein Geschäft! Eine Menge Leute aus seinem Bekanntenkreis kamen ihm in den Sinn, die seiner Einschätzung nach glattweg tot umfallen würden, wenn sie das erfuhren. Einer, weil er sich für gut katholisch hielt, die anderen schlicht vor Neid.
    Und da, aus heiterem Himmel, sozusagen wie eine göttliche Eingebung, kam ihm der Gedanke. Wischte die albernen Tagträume vom Tisch. Trat auf und breitete sich aus und fühlte sich gut an. Wahr. John Kaun schob den Sichtschutz wieder zu und konzentrierte sich ganz auf diesen Gedanken. Es war besser, zu verhandeln, solange das Video noch nicht gefunden war. Er wälzte diesen Einfall in seinen Gedanken hin und her und spürte jenes elektrisierende Gefühl, das sich immer einstellte, wenn er einer wirklich heißen Sache auf der Spur war.
    Solange das Band noch nicht gefunden war, konnte noch»alles«darauf sein. Solange konnte sich noch die Phantasie eines eventuellen Käufers austoben. Vielleicht bekamen es die Kirchenleute mit der Angst, es könnte zeigen, daß Jesus nicht tot gewesen war, als man ihn vom Kreuz genommen hatte. Oder, daß der Auferstandene ein Doppelgänger gewesen war. Alles war möglich — solange das Band noch nicht gefunden war.
    In Wirklichkeit mochte das Band alles mögliche zeigen. Vielleicht überhaupt nichts. Oder vielleicht nur Belangloses.
    Womöglich eine gänzlich unbekannte Ansprache Jesu, die nicht einmal anhand der Bibel verifizierbar war. Kurzum, das eigentliche Videoband mochte sich als vollkommen banal und unverkäuflich herausstellen.
    Kaun lächelte, und jetzt war es jenes Haifischlächeln, das ihn so berühmt gemacht hatte. Genau das würde er tun: frühzeitig in Verhandlungen einsteigen, Begehrlichkeiten wecken, Ängste schüren — und daraus dann Positionen sichern. Bis dahin hatte er den Beutel und die Anleitung der Videokamera und eine Menge guter Argumente. Das war es, was er zu Geld machen würde. Seine Anwälte würden eine Menge zu tun bekommen.
    Er lächelte und setzte sich in Bewegung, auf seinen Schreibtisch zu. Es war soweit. Der Tag hatte begonnen.

11
    Einige der Begräbnisstätten konnten in die Zeit der Hasmonäer und die des Herodes datiert werden, die übrigen sind späteren Datums. Die damals typischen Familiengräber wurden in Fels gehauen und bildeten unterirdische» lo-culi «
    (» Begräbnisplätze «); für gewöhnlich bestanden sie aus einer oder mehreren Grabkammern, in deren Wänden Nischen für die Ossuarien (» kokhim «, d.h. Beinkisten) eingelassen waren oder Bänke unter überwölbten Vertiefungen (» arcosolia «).
    Nachdem der Leichnam eines Toten vollständig verwest war, pflegte man die Knochen in einem Ossua-rium zu sammeln, das dann in einer Wandnische auf das Gesims gestellt wurde. Aus der Tatsache, daß die Knochen des Toten von 14/F.31 unberührt geblieben sind, kann daher tatsächlich gefolgert werden, daß er keiner Familie und keinem anderen Verwandtschaftsverbund angehörte.
    Prof. Charles WilfordSmith Bericht über die Ausgrabungen bei Bei Hamesh DER NERVTÖTENDE SUMMLAUT schien mitten in seinem Ohr zu entstehen. Stephen Foxx stemmte mühsam die Augen auf, fuhr mit der Hand unter sein Kopfkissen, zog den Wecker, der die Form und Abmessungen einer Kreditkarte hatte, hervor und schaltete ihn ab. Konnte das wahr sein? Wie lange hatte er geschlafen — zehn Minuten? Hatte er überhaupt geschlafen, oder war er betäubt worden? Betäubt und dann ausgiebig verprügelt?
    Der Anblick des Zeltdachs über sich erinnerte ihn an die Ausgrabung, die Ausgrabung ließ ihn an die Ereignisse der letzten Tage denken, und von dieser Erinnerung schienen elektrische Entladungen auszugehen, die alle Müdigkeit schlagartig aus den Zellen seines Körpers vertrieben. Der Kasten! Der Brief! Mit einem Ruck saß er aufrecht und griff unter das Bett, um

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