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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Stephen Foxx, als wären die unausgesprochenen Vorwürfe gegen ihn niemals in den Raum gestellt worden.»Das sah man. Ein schäbiger alter Beutel aus Sackleinen, schon ziemlich brüchig — der ließ sich an der Seite ja mit den bloßen Fingernägeln auftrennen -, aber darunter schimmerte Plastik. Okay, ich dachte zuerst, jemand will mich hereinlegen. Sie wissen ja, daß ein paar der anderen Helfer mich nicht sonderlich gut leiden können. Ich dachte, bestimmt steckt in dem Plastikbeutel ein Zettel, auf dem irgendwas Blödsinniges steht,» Foxx ist ein Idiot «oder» Schöne Grüße vom Pharao «oder etwas in der Art.«Das war nur halb gelogen, und deswegen konnte er es einigermaßen glaubwürdig bringen.
    »Und deshalb schnitten Sie die Plastiktasche auf?«
    »Ja. Ich dachte, ich werde heimlich beobachtet, und jeden Moment geht das große Gelächter los.«
    »Und wie hätten Sie das verhindern wollen?«
    »Keine Ahnung. Soweit habe ich nicht mehr überlegt, weil ich dann sah, daß diese Bedienungsanleitung darin war, und das kam mir ziemlich seltsam vor. Und dann bin ich ja zu Ihnen gekommen.«
    Der Professor nickte. Stephen sah von einem zum anderen. Das Mißtrauen war noch nicht aus den Gesichtern verschwunden. Nur der deutsche Schriftsteller wirkte ziemlich unbeteiligt. Vielleicht hatte er auch nicht alles richtig verstanden.
    In diesem Moment wurde hinter ihm die Tür des Wohnwagens geöffnet. Ein Schwall von Hitze und Unruhe kam herein, zusammen mit einem Mann in khakifarbener, uniformartiger Kleidung, in dem Stephen, als er sich umdrehte, den Mann erkannte, der Judith und ihm gestern abend die sich anbahnende romantische Stimmung verdorben hatte. Konnte es sein, daß dieser Mann so etwas wie die rechte Hand John Kauns war? Jedenfalls tauschte er wissende Blicke mit dem Medienmagnaten, die nichts Gutes verhießen. Man sah diese Art Blicke manchmal in Gangsterfilmen, und dort bedeuteten sie für gewöhnlich so etwas wie Alles klar, Boß, ich habe das Schwein kaltgemacht.
    Kaun ergriff wieder das Wort, das er dem Professor sicher ohnehin nur geliehen hatte, sozusagen unter dem Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs.»Danke, Stephen«, erklärte er und nickte dazu, als sei er wahrhaftig von einem Gefühl tiefster Dankbarkeit ergriffen.»Ich denke, wir haben genug von Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch genommen. Worum ich Sie noch bitten möchte, ist, daß Sie uns informieren, wenn Sie das Lager zeitweise verlassen — heute abend etwa. Falls wir noch irgendwelche Fragen haben sollten, Sie verstehen.«
    »Ja«, nickte Stephen, nicht ohne gewisse Bewunderung für die Fähigkeit des Industriellen, unangenehme Sachverhalte in aalglatte Formulierungen zu verpacken.»Selbstverständlich.«
    Damit war er entlassen, und also ging er. Kaun beachtete ihn nicht weiter, WilfordSmith nickte ihm noch einmal zerstreut zu, und der Schriftsteller beobachtete ohnehin alles nur. Niemand sagte ein Wort, bis Stephen die Tür des Wohnwagens hinter sich zugezogen hatte.
    Er hätte jede Wette gehalten, daß sie noch im gleichen Augenblick anfingen, über ihn zu diskutieren.
    Die zwei gewaltigen, chromblitzenden Lastwagen manövrierten umständlich über den Parkplatz, umringt von einer Schar von Männern in grauen Overalls, die ameisenhaft klein daneben wirkten und die die Vor-und Rückstoßbewegungen der beiden Kolosse mit heftigem Armrudern dirigierten. Dicke graublaue Abgaswolken keuchten aus den auffallend gestalteten, blankpolierten Auspuffrohren, die rechts und links unmittelbar hinter den monumentalen Fahrerkabinen zum Himmel emporragten. Das Dröhnen der Motoren ließ das Erdreich erzittern.
    Oben beim Areal 3 standen die Grabungshelfer und starrten neugierig herunter. Die Leute im Küchenzelt rührten in ihren Töpfen, in denen das Mittagessen schmorte, aber ihre Augen hingen an den silberglänzenden Ungetümen. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Keiner, der sich das nicht fragte.
    Stephen Foxx bezog einen Beobachtungsposten unweit der ersten Reihen des Zeltlagers. Die Trucks trugen keine Aufschrift, keinen Firmennamen, nichts. Nicht einmal in arabischer oder hebräischer Schrift.
    Endlich hatten sie eine Position erreicht, die die Leute darum herum befriedigend zu finden schienen. Das Wummern der Motoren erstarb, und die eintretende Stille war ohrenbetäubend. Doch die Mannschaften gönnten sich keine Pause. Ohne Zögern wurden die hinteren Ladetüren aufgestoßen, und ein rasches, eingeübt wirkendes Ausladen begann: große

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