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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht gibt, dann haben wir bereits kapituliert. Und ich kapituliere niemals, verstehen Sie?««Eisenhardt blickte den Millionär fassungslos an. Was für ein Standpunkt. Nur jetzt nicht anfangen, herumzuschreien.»Alles, was ich sagen will«, begann er noch einmal, die Hände in einer beschwörenden Geste ausbreitend,»ist, daß wir möglicherweise viel Zeit und Geld verschwenden auf eine Suche, die…«
    »Ich«, korrigierte ihn Kaun sofort.»Ich verschwende Geld. Es ist mein Geld. Alles hier«- er machte eine kurze Handbewegung, die nichtdestotrotz eindeutig diesen Wohnwagen, alle Wohnwagen draußen, die Zelte, die freiwilligen Helfer, die Gerätschaften, einfach alles umfaßte -»wird von meinem Geld bezahlt. Ob ich das für Verschwendung halte oder für eine Investition, die das Risiko rechtfertigt, ist allein meine Angelegenheit.«
    Das hatte keinen Sinn. Eisenhardt spürte, wie etwas in ihm lustlos zusammenklappte, und er ließ sich in den Sessel zurücksinken.»Ja«, meinte er lahm.»Okay. Selbstverständlich.«
    »Abgesehen davon«, fuhr Kaun fort,»glaube ich, daß Sie Ihre Argumente noch nicht zu Ende gedacht haben.«
    Eisenhardt hob nur die Augenbrauen.»Inwiefern?«
    »Sie sagen, man würde nicht eine Einzelperson in die Vergangenheit schicken, sondern ein ganzes Filmteam. Das klingt plausibel. Nun, sehen Sie — ich schicke ständig Filmteams in alle Ecken der Erde, und meistens in Gegenden, die ziemlich gefährlich sind. Und da kommt es auch vor, daß so ein Filmteam jemanden verliert — er wird entführt, wird verhaftet, hat einen Unfall, wird getötet. Das passiert jedes Jahr, manchmal mehrmals. Und was glauben Sie, was ich in so einem Fall tue?«
    »Keine Ahnung.«
    »Eines tue ich auf jeden Fall nicht — ich lasse ihn nicht da, wo er ist. Ich setze Himmel und Hölle in Bewegung, um diesen Mann oder diese Frau zurückzubekommen. Ich verhandle, ich bettle, ich besteche, ich drohe, wenn ich kann — aber ich setze alles daran, diesen Mitarbeiter wieder nach Hause zu schaffen, ganz gleich, ob er verletzt ist, ob er tot ist, ob er sich etwas zuschulden hat kommen lassen, und ganz egal, was es kostet. Und bis jetzt ist niemand dort geblieben, wo ich ihn verloren habe. Es sind insgesamt sieben Mitarbeiter im Einsatz getötet worden, aber sie sind alle in ihrer Heimat beerdigt. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    Der Schriftsteller nickte langsam, unwillkürlich beeindruckt von dem Engagement, mit dem Kaun gesprochen hatte. Und er war geneigt, ihm zu glauben. Wenn das Schauspielerei war, dann verschwendete der Mann sein Talent.
    Und er hatte recht. Es wurmte Eisenhardt, das zugeben zu müssen. Vielleicht ging es doch mit rechten Dingen zu, daß Kaun Millionär war und er nur ein Schriftsteller, der nicht wußte, wie er sein Reihenhaus abbezahlen sollte.
    »Sie hätten ihn wieder geholt«, nickte er.»Sogar, wenn ihm etwas zugestoßen wäre.«Womöglich hätten die Zeitreisenden kurz vor dem Ereignis noch einmal auftauchen können, um es zu verhindern. Obwohl — damit betrat man schon wieder das Reich der berüchtigten Zeitparadoxien. Denn wie sollte das funktionieren? Angenommen, einer aus dem Zeitreiseteam erleidet einen Unfall, bei dem er getötet wird. Seine Kollegen reisen in eine Zeit zurück, kurz bevor der Unfall passiert, und verhindern ihn. Wenn der Unfall aber nicht passiert, haben sie keine Veranlassung, diesen kleinen Trip zu unternehmen, und folglich verhindern sie den Unfall nicht, und er passiert eben doch. Worauf sie in der Zeit zurückreisen und so fort.
    Wie immer das funktionieren mochte, man konnte nur fruchtlos darüber spekulieren.
    »Und selbst wenn sich einer aus dem hypothetischen Team vor Ort verliebt hätte«, fuhr Kaun fort,»dann hätte man die junge Frau in die Zukunft mitnehmen können. Bestimmt wäre das sicherer, als jemanden in der Vergangenheit zu lassen, der die Geschichte der nächsten zweitausend Jahre kennt.«
    »Zweitausend Jahre zu überspringen«, gab Eisenhardt zu bedenken,»wäre ein Kulturschock, der nicht leicht zu verkraften ist…«
    »Ach was, Millionen von Menschen in den Entwicklungsländern haben das verkraftet. Haben Sie schon einmal einen siebzigjährigen australischen Aborigine an einem modernen PC arbeiten sehen? Aber ich. Glauben Sie mir, ein Mensch aus dem Jahre 0 gewöhnt sich leichter an unsere heutige Lebensweise als umgekehrt.«Kaun schüttelte unwillig den Kopf.»Abgesehen davon gibt es mehr als genug Gegenden, wo man immer noch so

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