Das Jesus Video
Michelangelos Pietä versteigern oder den Petersdom vermieten oder dergleichen.«
Er hatte am Vortag sofort nach dem Gespräch mit dem Medienzar weitertelefoniert, hatte alle Helfer und Mitarbeiter eingespannt, die er noch hatte erwischen können. Das war eine gut geölte Maschinerie zur Beschaffung von Informationen über Firmen, mit denen der Amerikaner in Italien zu tun hatte, und schon so manches Mal hatten sie ihm aufzeigen können, daß ein Geschäftspartner längst nicht so gut dastand, wie er den Anschein zu erwecken verstand, oder daß umgekehrt ein scheinbares Schnäppchen in Wahrheit eine tickende finanzielle Zeitbombe war.
»Offiziell sieht also alles ganz sauber aus«, fuhr er fort.»Die Verwaltung des päpstlichen Vermögens liegt in den Händen der Apostolischen Kammer, und zwar seit dem elften Jahrhundert. Im früheren Kirchenstaat war das die oberste Steuerbehörde mit richterlicher Gewalt, und welche Rolle sie noch heute spielt, sehen Sie vielleicht daran, daß es der Kardinalkämmerer ist, der offiziell den Tod eines Papstes feststellen muß.«
Auch diesmal waren sie wieder in Zeitungs-und Staatsarchive gestürmt, auf Ämtern vorstellig geworden, hatten Bibliotheken und Grundbücher durchforstet, um alles zusammenzutragen, was auf legalem Wege zu erfahren war. Und Basso hatte den ganzen Freitag über weitertelefoniert, mit seinen Gewährsleuten in Banken, seinen Vertrauenspersonen in Ministerien, seinen Informanten in kirchlichen Kreisen, in Freimaurerlogen, in der Unterwelt, um an die Informationen zu gelangen, die auf legalem Wege nicht zu erhalten waren.
»Aber wenn man genau hinschaut, stellt man fest, daß in den offiziellen Berichten immer nur die Rede vom Haushalt der Zentralverwaltung der Römischen Kurie ist. Daß es daneben ein Vermögen des vatikanischen Staates gibt, fällt unter den Tisch. Zu diesem Vermögen zählen zum Beispiel Liegenschaften mit einer Gesamtfläche von fünfzehn Millionen Quadratmetern allein im Stadtgebiet von Rom. Vollends interessant wird es, wenn man feststellt, welches Vermögen der Heilige Stuhl de facto kontrolliert. Denn es gibt nicht nur das Vermögen des Papstes, sondern auch das verschiedener Orden, die ihm unterstehen — allen voran die Jesuiten. Es gibt Vertrauensleute, die gewaltige Vermögen halten. Vatikanisches Geld steckt in französischen Erdölgesellschaften, in argentinischen Gaswerken, bolivianischen Zinngruben, brasilianischen Gummifabriken. Der Vatikan spekuliert an der Börse und bezieht Dividenden aus Spielbanken. Man hat kaum einen Wirtschaftszweig ausgelassen. Mit anderen Worten, gegen die Kurie wirkt General Electric wie ein Krämerladen.«
Er zog einen der Zettel auf seinem abgewetzten Klemmbrett hervor.»In den USA starker Einfluß auf die Stahlindustrie — us Steel, Sharon Steel, Betlehem Steel natürlich, Manville Steel. Große Aktienpakete über Treuhänder von General Motors, McDonnel Douglas, ATT, Prudential Life. Die Bank Of America, die größte Privatbank der Welt, befindet sich zu einundfünfzig Prozent in jesuitischer Hand. In Italien Beteiligungen an fast allen Elektrizitätswerken, etlichen Telefongesellschaften, mehreren Eisenbahnen. Direkte oder indirekte Kontrolle über die Kommerzbank, die Römische Bank, die Landwirtschaftsbank, das Zentrale Kreditinstitut, das Römische Kreditinstitut, die Banco Santo Spirito -der Name ist kein Zufall. Beteiligungen an der Alitalia, an Fiat und an einer ganzen Liste von Versicherungen und Baugesellschaften. Das gesamte Kapital der Immobiliare, des größten italienischen Grundstück-und Bauunternehmens, eines der größten derartigen Unternehmen überhaupt, ist in vatikanischer Hand. Und wieder Stahl — große Verbindungen in die Finsider, die den italienischen Stahlmarkt zu achtzig Prozent beherrscht.«
Er strich sich mit der freien Hand durch das Haar, während er der Stimme am anderen Ende der Leitung zuhörte, und betrachtete sie dann angeekelt, weil sie sich fettig und unsauber anfühlte.
»In absoluten Zahlen ist das schwierig«, erklärte er dann.»Ich habe eine Zahl, den nominellen Aktienbesitz und die Kapitalbeteiligungen des Heiligen Stuhls allein in Italien betreffend, von sechs Milliarden Dollar. Nominell, wohlgemerkt, nicht wertberichtigt, und auch nur direktes Vermögen der Kurie. Und einige Jahre alt. Weltweit gab es Schätzungen über fünfzig Milliarden Dollar.«
Das würde ihm irgendwelche Flausen wohl austreiben, dachte Basso. Die katholische Kirche, du
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