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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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diskret auf dem Sofa Platz und blätterte in einer Zeitschrift.
    »Du wirst sehen, mein Guter, wir sind fündig geworden!«, rief sie und forderte mich auf, mich neben Sophie zu setzen. Auch sie hatte beschlossen, mich zu duzen und mich mein Guter zu nennen. Ich blickte nicht mehr durch. Ich zog es vor, mir nicht vorzustellen, worüber die beiden Freundinnen vor unserem Eintreffen geredet hatten, und ließ mich durch das unbeschreibliche Chaos führen. Ich wollte unbedingt wissen, was sie entdeckt hatten.
    »Es ist riesig!«, bestätigte Sophie, die mich nicht einmal angesehen hatte, so sehr war sie in einen dicken Wälzer vertieft.
    »Bitte, erzähl endlich«, flehte ich.
    »Okay. Ich warne dich, das Ganze geht in alle Richtungen, wir haben es noch nicht richtig geordnet.«
    »Du wirst sehen, es ist irre!«, schwärmte Sophie.
    Sie waren unerträglich, und ich hatte sie im Verdacht, das Ganze noch aufzubauschen.
    »Also los! Erzählt endlich!«
    »Okay. Bevor die Johanniter nach Malta zogen, lebten sie seit 1309 auf Rhodos, denn sie hatten die Insel den Byzantinern weggenommen. Kannst du mir folgen?«
    »Ich versuche es.«
    »Der Orden beherrschte die Insel als wichtigen strategischen Punkt sowohl aus militärischer als auch kommerzieller Sicht. Kaufleute aus Florenz, Montpellier und Narbonne nutzten diese ungewöhnliche Lage und ließen sich auf Rhodos nieder, um den Markt für Gewürze und Stoffe zu kontrollieren.«
    »Okay, und dann?«
    »Alles lief wunderbar bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, bis nämlich der Islam wieder erstarkte. 1444 hatte der Sultan von Ägypten bereits Rhodos belagert, 1480 kam Kaiser Mohammed II. aus Konstantinopel. Und dieses Mal sagte sich der Orden, dass es ratsam wäre, einen Teil seiner Güter auszulagern. Eine Delegation von Rittern macht sich auf den Weg, und in der Begleitung florentinischer Kaufleute, die in ihre Heimat zurückkehren, finden sie bei den Hospitalitern in Florenz Zuflucht. Die wertvollsten Schätze des Ordens werden im Hospital aufbewahrt, bis die Ritter ihren neuen Hauptsitz, Malta, erben. Und wer hält sich 1480 in Florenz auf?«
    »Leonardo da Vinci«, platzte Jacqueline heraus.
    »Nach den Aufzeichnungen deines Vaters«, fuhr Sophie fort, »besucht der Maler das Hospital mehrere Male und entdeckt die ungewöhnliche Reliquie. Den Stein von Iorden.«
    »Zu dieser Zeit«, mischte sich Jacqueline ungeduldig ein, »begeistert sich Leonardo bereits seit längerem für die Naturwissenschaften, die Geometrie, die Technik und sogar die Kryptographie! Zum Beispiel versucht er, von rechts nach links zu schreiben wie in einem Spiegel.«
    »Ich weiß!«, unterbrach ich sie. »Mein Vater schrieb seine Notizen auch so!«
    »Ja doch. Im Codex Trivulziano jedenfalls spricht da Vinci von einem Gegenstand, den er in Florenz gesehen hat und der einen Geheimcode barg, und sein Stolz, ihn entdeckt zu haben, war so groß, dass er ihn nachahmen wollte. Er drückt sich nicht genauer aus, aber an dieser Stelle kommt Dürers Manuskript ins Spiel!«
    »Der deutsche Maler«, mischte Sophie sich ein, »schreibt, dass da Vinci ihm alles erzählt hat. Leonardo soll beschlossen haben, den Code des Steins zu reproduzieren und ihn noch komplizierter zu machen, um der Nachwelt zu beweisen, dass er ihn gefunden hatte!«
    »Mit der Mona Lisa?«
    »Ja. Er benötigt fünfundzwanzig Jahre, um sein Vorhaben fertig zu stellen! Stell dir vor, fünfundzwanzig Jahre!«
    »Unvorstellbar! Das bedeutet also grob gesagt, dass die Mona Lisa ein Ersatz für den Stein von Iorden ist?«
    »Genau. Da Vinci hat den Code, der in der Reliquie verborgen ist, auf die Mona Lisa gemalt. Deshalb konzentrierte dein Vater seine Nachforschungen auf da Vinci, weil er vermutlich wusste, dass er den Stein von Iorden nicht bekommen würde, der sich in den Händen des Bilderbergs befindet.«
    »Kurz gesagt«, fasste ich zusammen, »wenn es gelingt, den Code auf der Mona Lisa zu entziffern, können wir auf den Stein verzichten. Dann fehlt uns nur noch der verschlüsselte Text.«
    » Absolutely, my dear !«
    »Ja, aber das ändert nichts daran, dass es uns sehr schwer fallen wird, diesen verdammten Text zu bekommen«, dämpfte ich ihre Begeisterung. »Ich bin mir ganz sicher, dass die Leute von Acta Fidei nicht bereit sind, ihn uns zu leihen!«
    »Mal sehen.«
    »Na schön. Aber wie ist der Code in der Mona Lisa versteckt?«, wollte ich wissen.
    »Wir wissen es noch nicht«, gestand Jacqueline. »Aber wir haben eine Spur.

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