Das Jesusfragment
Café gesetzt und fühlte sich ein wenig unbehaglich.
Wir setzten uns vor einen Computer. Ich gab das Passwort ein, das mir der Mensch am Empfang gegeben hatte, und die Startseite von Windows erschien. Ich ging ins Internet, klickte auf eine Suchmaschine und tippte den Namen ein. Wir beide saßen dicht beieinander und starrten wie gebannt auf den Bildschirm, während Badji hinter uns auf und ab ging.
Die Suchergebnisse erschienen auf dem Bildschirm. Ich überflog ein paar Seiten, las flüchtig die Titel. Dann hielt ich plötzlich inne und klickte auf einen Link. Eine Biografie von Victor L. Dean, unserem berühmten Botschafter.
Langsam breitete sich der Text vor unseren Augen aus. Auf einem Foto ein Fünfzigjähriger mit einem aufgesetzten Lächeln. François begann leise die Biografie zu lesen. Der Bilderberg wurde mit keiner Silbe erwähnt. Selbstverständlich. Dafür fanden wir am Ende des ersten Absatzes, was wir suchten: (…) Sohn von Stuart Dean, der zwischen 1932 und 1940 als Diplomat in Paris wirkte.
»Da haben wir's!«, rief ich und schlug mit der Faust auf den Tisch, etwas zu heftig für den Geschmack der übrigen Besucher.
»Donnerwetter!«, rief François verblüfft.
Ich griff nach meinem Handy und wählte so schnell wie möglich Sophies Nummer.
»Hallo?«, meldete sie sich.
»Wir haben es gefunden. Stuart ist Victors Vater, wenn du verstehst, was ich meine!«
»Ich war mir sicher!«
»Der Bilderberg hat den Stein«, stieß ich hervor, als ob es mir schwer fiel, mich davon zu überzeugen.
»Das heißt also, dass beide Teile des Puzzles bereits in den Händen des Feindes sind«, seufzte Sophie.
»Der verschlüsselte Text Jesu und der Stein von Iorden, der es ermöglicht, ihn zu entziffern.«
»Zwei Hypothesen«, meinte Sophie. »Wenn dieselbe Organisation beide Teile des Puzzles besitzt, sind wir aufgeschmissen.«
»Und angenommen, jede der beiden Organisationen besitzt einen Teil, dann hätte der Bilderberg den Stein und Acta Fidei den Text.«
»In einem solchen Fall könnten weder die einen noch die anderen etwas entschlüsseln«, folgerte Sophie.
»Und wir stehen wie die Idioten zwischen den Fronten«, seufzte ich.
»Gut, lass mich nachdenken. Der Stein ist vermutlich schon seit langem im Besitz des Bilderbergs, wenn man davon ausgeht, dass Victor Dean ihn von Anfang an für seine Organisation sichergestellt hat.«
»Genau.«
»Was den Text betrifft, lautet unsere Hypothese, dass er vor ungefähr drei Wochen den Assayya in Judäa gestohlen wurde.«
»Ja«, wiederholte ich.
»Vor knapp einer Woche sind die Typen vom Bilderberg in meinen Computer eingedrungen. Wenn sie im Besitz des Textes wären, würden sie das doch nicht versuchen? Dann hätten sie doch die Botschaft Christi seit langem entziffert!«
»Okay«, räumte ich ein. »Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass der Text sich in Händen von Acta Fidei befindet.«
»Das denke ich auch«, bestätigte Sophie. »Jede der beiden Organisationen besitzt einen der beiden Teile.«
»Und wir haben weder den einen noch den anderen.«
»Ja, aber das ist vielleicht gar nicht so schlimm. Ich fange allmählich an zu begreifen, wozu die Mona Lisa dienen könnte. Komm her, wir versuchen die Notizen deines Vaters zu entziffern.«
»Okay, ich komme.«
»Warte!«, fuhr Sophie fort. »Versuch vorher noch Kontakt mit Sphinx aufzunehmen und bitte ihn herauszufinden, ob Acta Fidei den Text Jesu geklaut haben könnte. Er soll bitte auch die Geschichte mit dem zerstörten Kloster in der Wüste von Judäa prüfen.«
»Einverstanden.«
Sie legte auf.
Ohne zu zögern öffnete ich das IRC-Programm. Ich loggte mich beim südamerikanischen Server ein. Der Name von Sphinx erschien auf unserem Geheimkanal. Der Hacker war da.
»Hallo, hier ist …«
Ich musste mir in Sekundenschnelle ein Pseudonym einfallen lassen.
»… Alice. Ich bin der Freund von Haigormeyer.«
Ich blinzelte François zu. Auch wenn er von all dem wenig begriff, hatte er zumindest gemerkt, dass ich auf unser Kultbuch anspielte, Alice im Wunderland.
»Freund oder Freundin? Alice? Das ist doch ein Mädchenname!«
»Ah ja? Ist Alice Cooper vielleicht ein Mädchen?«
»Lol.«
»Was heißt denn Lol?«, fragte François verwundert.
» Laugh out loud . Das heißt, dass er sich einen Ast lacht.«
»Sind Sie der Freund, der mit ihr arbeitet?«
»Ja.«
»Sie hat mir von Ihnen erzählt. Ich bin ein Fan von Sex Bot.«
» Prima. So viel zu meiner Anonymität.«
»Sorgen Sie sich
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