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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Überraschung und einer Mischung aus Wut und Angst beschäftigt. Ganz abgesehen davon, dass ich mich aufgrund Sophies sportlicher Fahrweise ein wenig verkrampft hatte.
    Dunkler Rauch stieg über den Häusern auf und blieb drohend am Himmel hängen. Es schien, als hätte sich das ganze Dorf in der engen Gasse versammelt, von überall her war das laute Stimmengewirr der beunruhigten und verwunderten Menschen zu hören. Die Blaulichter der Feuerwehrautos blinkten unaufhörlich, und tauchten alles in ihr grelles Licht. »Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass wir das Haus nicht unbewacht lassen dürfen!«, seufzte ich, als ich die Autotür schloss. Wir zwängten uns mehr schlecht als recht bis an das Gartentor vor. Das Feuer war zwar fast gelöscht, doch die Feuerwehrleute wollten uns daran hindern, das Haus zu betreten. Ich holte meinen Pass hervor, um mich auszuweisen und zog einen Feuerwehrmann am Ärmel.
    »Der Keller!«, rief ich und zeigte ihm meine Papiere. »Man muss alle Dokumente retten, die im Keller sind!«
    Der Feuerwehrmann zuckte mit den Schultern.
    »Es würde mich wundern, wenn noch irgendetwas aus Ihrem Keller übrig wäre, denn dort ist das Feuer ja ausgebrochen.«
    Ich warf Sophie einen verzweifelten Blick zu.
    Eine Stunde später begleitete sie mich zur Gendarmerie, wo wir einen großen Teil des Tages verbrachten.
    Ich war noch nie gern zur Polizei gegangen. Alle Bullen – egal ob Polizisten oder Gendarmen – besitzen die Gabe, dass man sich in ihrer Gegenwart unwillkürlich schuldig fühlt, selbst wenn man sich nichts vorzuwerfen hat. Ihr Schweigen ist anklagend, ihre Blicke sind zweifelnd, und das Geräusch ihrer Finger, die auf die Tastatur hämmern, scheint ein Vorgeschmack auf die Schläge zu sein, die sie jederzeit bereitwillig austeilen. Ich habe mich immer vor Polizisten gefürchtet, und eine Gendarmerie zu betreten ist eine ebenso unerträgliche Qual für mich wie der Geruch in Krankenhäusern seit dem Tod meiner Mutter.
    Wir erzählten unsere Geschichte einem Gendarmen, der uns daraufhin bat zu warten und in dem Labyrinth aus graugrünen Fluren verschwand. Dann kam ein zweiter und führte uns in sein Büro. Er bat uns mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. Groß und kräftig gebaut, wirkte er mit seinen leuchtenden Augen, den roten Wangen und seinem provenzalischen Akzent eher sympathisch. Trotzdem war er ein Polizist.
    »Gut«, begann er und langte nach der Tastatur seines Computers. »Ich erkläre Ihnen jetzt, was passiert ist. Die Einsatzleitung hat heute Morgen einen Anruf erhalten, der uns über den Brand in Ihrem Haus informierte. Daraufhin ist der Staatsanwalt benachrichtigt worden, und wir haben gegenwärtig eine Mannschaft des Départements vor Ort, die untersucht, ob die Ursache des Brandes ein Unfall oder ein krimineller Akt war. Aber, unter uns gesagt, vermuten wir kriminelle Brandstiftung, weil wir die Spuren eines Brandbeschleunigers vom Typ white spirit gefunden haben.«
    »Ich verstehe.«
    Dass der Brand vorsätzlich gelegt worden war, bestätigte lediglich, was ich ohnehin schon glaubte. Ich hoffte, trotzdem überrascht genug auszusehen.
    »Meine Leute beginnen parallel mit der Zeugenbefragung, zuerst bei den Feuerwehrleuten und den Augenzeugen. In diesem Zusammenhang werden wir auch Sie befragen, und wir werden Sie über die Untersuchung auf dem Laufenden halten. Werden Sie länger hier in der Gegend bleiben?«
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete ich und zuckte mit den Schultern.
    Er nickte und richtete die Augen auf seinen Bildschirm. Nachdem er die Datei für das Vernehmungsprotokoll auf seinem Computer eingerichtet hatte, erzählten Sophie und ich, was seit dem Vortag geschehen war, wobei wir nur ein Detail ausließen: das Geheimnis meines Vaters. Wir erklärten, dass Sophie eine Freundin meines Vaters war (als solche hatte sie sich mir schließlich anfangs vorgestellt), dass sie, kurz nachdem ich angegriffen worden war, am Haus vorbeigekommen ist, dass wir noch keine Anzeige bei der Polizei erstattet hatten, weil … weil Sophie zunächst entschieden hatte, mich zu versorgen und weil wir uns gesagt hatten, dass es vielleicht nicht so schlimm sei, schließlich hatten die Männer nichts gestohlen.
    Unsere ein wenig zögerlich vorgetragene Version der Ereignisse gehörte sicher nicht zu den überzeugendsten, aber in diesem Moment erhielt unser Gegenüber einen Anruf, der uns zumindest in einem Punkt bestätigte: Nachbarn hatten zwei Brandstifter gesehen, zwei

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