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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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schwarz gekleidete Männer, die in einem Auto geflohen waren, dessen Kennzeichen sie sich teilweise merken konnten.
    »Na schön, das hilft uns weiter«, vertraute uns der Gendarm an. »Wir werden im nationalen Register der Kfz-Zulassungen suchen und die beiden Flüchtenden vielleicht identifizieren können. Unglücklicherweise, Monsieur Louvel, könnten wir dadurch gezwungen sein, heute Abend ein offizielles Ermittlungsverfahren einzuleiten.«
    »Warum sagen Sie unglücklicherweise?«
    »Weil das bedeutet, dass Sie noch einige Tage in Gordes bleiben müssten.«
    »Wie lange?«
    »Bei offiziellen Ermittlungsverfahren sind es maximal acht Tage.«
    Ich warf Sophie einen Blick zu.
    »Das Wichtigste ist, dass Sie die Schuldigen verhaften«, sagte sie, als wollte sie dem Polizisten Mut machen.
    »Selbstverständlich. Aber zuvor muss ich Ihnen der Form halber noch ein paar Fragen stellen. Ich vermute, dass Sie sich gern verabschieden möchten, also werden wir uns beeilen. Monsieur Louvel, sind Sie der einzige Erbe Ihres verstorbenen Herrn Vaters?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Der Polizist hielt seine Augen auf den Bildschirm gerichtet und setzte umständlich seine Brille auf und wieder ab.
    »Und Sie sind hierher gekommen, um das Haus zu sehen, ist das richtig?«
    »Genau.«
    »Dann ist mir wohl etwas entgangen. Sie haben dieses Haus nie zuvor gesehen?«
    »Nein. Ich lebe in New York.«
    »In New York? Aber ich dachte, Sie kommen aus Paris …«
    »Nein, in Paris befindet sich die Wohnung meines Vaters.«
    »Ach, da hab ich mich wohl geirrt!«
    Er schnitt eine Grimasse und korrigierte sorgfältig seinen Fehler im Computer. »Die ändern dauernd ihr System. Ich schwöre Ihnen, bald werden wir ein Informatikstudium brauchen, um ein Protokoll erstellen zu können!«
    »Ja, bestimmt«, gab ich zurück und versuchte, die Ironie meiner Worte hinter einem falschen, mitleidigen Lächeln zu verbergen.
    »Gut, also das hätten wir geändert. Sagen Sie: Haben Sie etwas Besonderes im Haus Ihres Vaters bemerkt?«
    »Nein, nichts Besonderes.«
    »Überhaupt nichts?«
    »Nichts«, wiederholte ich.
    Er schüttelte langsam den Kopf, rieb sich die Nase und fuhr fort.
    »Besaß Ihr Herr Vater Wertgegenstände?«
    »Nein, keine, jedenfalls nicht in Gordes. Alle Gemälde sind in Paris geblieben. Es gab nur ein paar Bücher, Möbel – nicht einmal einen Fernseher.«
    »Ihrer Meinung nach ist nichts gestohlen worden?«
    »Gestern jedenfalls nicht. Ob heute etwas gestohlen wurde, weiß ich nicht, im Haus hat es ja gebrannt. Da lässt sich nichts sagen, vor allem, wenn man es nur von außen sehen durfte.«
    »Gut, ja, zwangsläufig. Und die beiden Männer, die Sie angegriffen haben, könnten Sie die beschreiben?«
    Sein Kollege hatte mir diese Frage schon zwei Mal gestellt. Ich versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Nein. Ich habe ihre Gesichter nicht sehen können. Es waren große und stämmige Männer. Sie trugen schwarze Mäntel wie die Bösewichte in amerikanischen Filmen und sie hatten ein Auto, das auch schwarz war. Ich glaube, es war ein Volvo, ich bin mir fast sicher.«
    »Gut. Wir werden prüfen, ob das Auto, das die Nachbarn gesehen haben, ein Volvo war. Hatte Ihr Vater Feinde? Leute, die ihm übel mitspielen wollten?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Kein Streit mit seiner Umgebung, seiner Familie?«
    »Nein.«
    »Und mit Ihnen?«
    »Mit mir auch nicht. Ich wohne seit über zehn Jahren in New York, ich wusste nicht einmal, dass dieses Haus existierte.«
    »Gut. Für den Augenblick wird das genügen.«
    Er druckte das Protokoll aus, und reichte es mir zur Unterschrift.
    »Ich werde Ihnen später sicherlich noch mehr Fragen stellen müssen. Heute Abend werden wir wissen, ob ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet wird, darüber muss der Staatsanwalt noch entscheiden. Kann ich Sie unter dieser Handynummer erreichen?«
    »Ja.«
    Ich nahm das Protokoll entgegen und unterschrieb es schweigend.
    »Auf alle Fälle wäre es sehr freundlich, wenn Sie in den nächsten Tagen in Gordes bleiben würden«, schloss der Gendarm feierlich wie ein Sheriff, der von John Wayne verlangte, dass dieser die Stadt nicht verließ. »Für den Augenblick kann ich Sie nicht dazu verpflichten, aber bitte benachrichtigen Sie mich, wenn Sie abreisen sollten.«
    »Versprochen«, antwortete ich und erhob mich rasch. »Ich rufe Sie an.«
    »Ja. Und rechnen Sie damit, dass Ihre Versicherung Sie verfluchen wird«, fügte er mit einem ironischen Unterton hinzu. »Der Unfall

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