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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Süden des Rhône-Tals nicht besonders, wissen Sie, abgesehen natürlich vom Châteauneuf-du-Pape, aber der ist wirklich zu teuer. Deshalb habe ich einen Bagatelle genommen.«
    »Was ist das?«
    »Ein sehr guter Saint-Chinian. Im Grunde genommen nicht viel anders als der aus Hérault.«
    Ich besaß zweifellos nicht ihre Weinkenntnisse und begnügte mich damit, ihr zuzustimmen. Das Essen war in jedem Fall ein köstliches Festmahl. Sie amüsierte sich über mein beredtes Schweigen während der gesamten Mahlzeit, dann ging ich Kaffee kochen und hoffte auf diese Weise, meinen kulinarischen Unverstand ein wenig wettzumachen.
    Als ich ihr eingoss, bemerkte ich, dass sie mich seltsam ansah. »Was ist?«, fragte ich, als ich die Kanne abstellte.
    Sie zündete sich eine Zigarette an.
    »Seit wir uns begegnet sind, fragen Sie sich, ob ich lesbisch bin, nicht wahr?«
    Ich wäre fast vom Stuhl gefallen, und spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg.
    »Ähm, nein, gar nicht, ich …«
    »Na los, seien Sie ehrlich, Sie fragen sich doch die ganze Zeit, ob ich lesbisch bin!«
    »Nein.«
    »Würde es Sie stören, wenn ich es wäre?«, fragte sie ohne Rücksicht auf meine wachsende Verlegenheit.
    »Aber überhaupt nicht! Ist mir egal! Ich habe nichts gegen Homosexuelle, ich lebe schließlich in New York!«
    Sie brach in schallendes Gelächter aus.
    »Das war nicht der Sinn meiner Frage. Ich habe Sie nicht gefragt, ob Sie etwas gegen Homosexuelle haben. Ich frage Sie, ob es Sie stören würde, wenn ich lesbisch wäre?«
    Ich wusste wirklich nicht, wie ich mich aus dieser Situation retten sollte. Warum stellte sie mir diese Frage? Bevorzugte sie tatsächlich Frauen? Sie hatte in meinen Augen diese Frage gesehen, und zweifellos war sie an solche Art von Blicken gewöhnt. Aber ich war total verwirrt. Ich beschloss, so einfach wie möglich zu antworten.
    »Nein, das würde mich nicht stören. Ich wäre ein wenig traurig für die Männerwelt, aber sehr glücklich für die Frauen.« Sie schüttelte mit bestürzter Miene den Kopf. Das war offenbar keine gute Antwort gewesen.
    »Ähm, aber sind Sie denn lesbisch?«, wagte ich mit einem schiefen Lächeln zu fragen.
    »Aha! Sehen Sie, Sie haben es sich doch gefragt! Ich war mir ganz sicher!«
    Sie war so amüsiert wie ich betroffen. Und ich hatte immer noch keine Antwort; jetzt half nur noch der Versuch, ehrlich zu sein.
    »Gut, ich muss zugeben, dass ich mich vielleicht gefragt habe, ob Sie …«
    Sie grinste breit, stellte ihre Kaffeetasse ab, erhob sich, kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
    »Recherchieren wir jetzt auf Ihrem Laptop?«, schlug sie mit betonter Lässigkeit vor.
    Jetzt war es eindeutig: Sie machte sich über mich lustig. Und sie hatte allen Grund dazu. Ich war so tollpatschig, dass es wirklich lächerlich war.
    »Ja, machen wir uns an die Arbeit«, antwortete ich.
    Wir gingen in den ersten Stock hinauf, um meinen Laptop an die Telefondose anzuschließen und unsere Online-Suche nach Informationen zu beginnen, und zu meinem großen Glück war keine Rede mehr von gleichgeschlechtlicher Liebe. Gegen zwei Uhr morgens hatten wir nichts wirklich Interessantes über Bilderberg gefunden. Die meisten Internetseiten, die den Begriff erwähnten, waren antisemitische Seiten der Rechtsextremisten, deren Lieblingsthema die Legende von der Verschwörung ist. Ein paar vertrauenswürdigere Seiten boten nur wenige Informationen über diese mysteriöse Gruppe, aber es gab nichts Konkretes und vor allem nichts Offizielles. Und das aus gutem Grund. Aus der einzigen zuverlässigen Information entnahmen wir, dass der Bilderberg keine Pressemitteilungen verfasste und die Anwesenheit von Journalisten bei seinen jährlichen Zusammenkünften untersagte. Das nährte sicherlich die Verschwörungstheorien der extremistischen Seiten, weckte aber auch unser Misstrauen und unsere Besorgnis. Wenn diese Gruppe ein gewöhnliches Beratergremium war, dessen einziges Ziel darin bestand, für bestimmte Auftraggeber aus der Politik Jahresbilanz zu ziehen, warum wollte sie dann geheim bleiben, und was für eine Beziehung konnte zum Stein von Iorden und den sehr rätselhaften Forschungen meines Vaters bestehen?
    Schließlich zwang uns die Müdigkeit, unsere Suche abzubrechen, und Sophie wollte gerade die Internetverbindung trennen.
    »Warten Sie!«, rief ich, weil ich noch etwas entdeckt hatte.
    »Was ist los?«
    »Dieser Beitrag, da, in dem Forum«, sagte ich und zeigte mit dem Finger auf den

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