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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Geheimnis den künftigen Generationen anzuvertrauen, indem er es versteckte.«
    »Wie?«
    »Er verschlüsselte es.«
    »Sie scherzen?«
    »Keineswegs. Daher kommt doch die Vorstellung, dass Jesus während der Verklärung oder nach der Auferstehung seine Gnosis an Johannes, Petrus und Jakobus übermittelte. Und hier kommt nun der Stein von Iorden ins Spiel. Mehrere apokryphe Texte spielen darauf an: Jesus soll sein einziges Schmuckstück, seinen einzigen Besitz, seinem treuesten Freund geschenkt haben. Doch wer das ist, da gehen die Meinungen auseinander. Mal ist es Petrus, mal Jakobus, mal Johannes und mal alle drei. Einer der Texte von Nag Hammadi besagt sogar, dass Maria das Kleinod Christi erhalten habe.«
    »Der Stein von Iorden soll also die Geheimbotschaft Jesu enthalten?«
    Sie zuckte die Schultern und lächelte mich an.
    »Und Sie behaupten, Sie hätten erst den Anfang übersetzt?«, bemerkte ich bestürzt. »Aber wovon handelt dann der übrige Text?«
    »O je! Da fragen Sie mich zu viel! Der übrige Text scheint die Geschichte des Steins von Iorden zu erzählen, über die Jahrhunderte hinweg. Wie unsere diversen Freunde wird Dürer ihn gesucht haben, und er scheint Nachforschungen über den Verbleib dieser geheimnisvollen Reliquie angestellt zu haben. Aber mehr weiß ich nicht. Morgen übersetze ich weiter. Ehrlich gesagt, habe ich genug für heute.«
    »Und welcher Zusammenhang besteht zu Melancolia, zu dem Kupferstich?«
    »Ich weiß nicht genug. Vielleicht hat er Dürer als Vorwand gedient. Es gibt viele Symbole, die an diese Geschichte erinnern, aber es ist zu früh, als dass ich da durchblicken würde. Es gibt ein magisches Viereck, Werkzeuge, von denen einige an Freimaurersymbole denken lassen: ein Engelchen, ein behauener Stein, ich weiß nicht. Ich muss mir das alles erst näher anschauen.«
    Dann schwieg sie. Sie wirkte erschöpft. Aber ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
    Ich trank einen letzten Schluck Whisky.
    »Was sollen wir tun?«, fragte ich sie und stellte mein leeres Glas auf den Schreibtisch.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich weiß nicht. Die Geschichte erscheint mir völlig überdreht. Haben Sie Lust weiterzumachen?«
    »Machen Sie Witze?«, protestierte sie. »Im schlimmsten Fall ist die ganze Geschichte nur erfunden. Aber was haben wir zu verlieren? Selbst eine erfundene Geschichte, die da Vinci und Dürer interessierte und die heutzutage den Bilderberg und eine Organisation christlicher Glaubensfanatiker interessiert, ist auf jeden Fall eine Geschichte, die es verdient, erforscht und enthüllt zu werden, nicht wahr? Und dann besteht ja immer noch die Möglichkeit, dass sie wahr ist.«
    »Genau das macht mir Sorgen! Eine Geheimbotschaft Jesu, verschlüsselt, zweitausend Jahre lang versteckt. Glauben Sie wirklich, dass es unsere Aufgabe ist, sie zu suchen?«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn es die Typen täten, die Sie niedergeschlagen haben?«
    Es war schwierig, darauf zu antworten. Auf alle Fälle wusste ich, dass es mir nie und nimmer gelingen würde, sie zum Aufgeben zu bewegen. Das war mir ziemlich recht, weil es mir einen Vorwand lieferte, warum ich es selbst nicht tat. Mir fehlte einfach der Mut, dabei muss ich gestehen, dass ich es letztlich auch selbst herausfinden wollte.
    »Also machen wir weiter?«
    »Selbstverständlich. Ich brauche eine gute Mütze Schlaf und morgen früh setze ich meine Suche fort.«
    »Und ich?«
    »Sie gehen in die Nationalbibliothek, um den Mikrofilm zu holen, auf den Ihr Vater auf der Rückseite der Mona Lisa hingewiesen hat.«
    »Ah, ich verstehe, Sie haben alles schon geplant.«
    Sie lächelte.
    »Ja.«
    In diesem Moment gab ihr Computer ein leises Biep von sich. Sie setzte sich wieder davor und ich blickte ihr über die Schulter.
    » Haigormeyer?«
    Es war unser Piraten-Freund. Seit Gordes hatten wir nichts mehr von ihm gehört. Auch wenn es erst vor zwei Tagen war, schien es eine Ewigkeit her zu sein.
    »Ja.«
    »Ich erkenne Ihr Pseudo, aber nicht Ihren Rechner.«
    »Er kann sogar unseren Computer erkennen?«, fragte ich verwundert.
    »Ja«, erwiderte Sophie, »das ist überhaupt nicht schwierig.«
    » Ist normal. Ich habe den Rechner gewechselt und musste die Programme neu installieren, aber ich bin es wirklich. Ich hatte ein paar kleine Probleme. Nichts Gravierendes.«
    »Tatsächlich. Ich wollte Sie warnen, weil es bei mir auch ziemlich heiß wird.«
    Sophie zog die Stirn kraus und warf mir einen besorgten Blick zu.
    »Das heißt?«
    »Seit wir

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