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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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beschloss, bei den gelben Seiten anzufangen, aber da ich keine bestimmte Stadt oder Gegend wusste, entdeckte ich schnell, dass es in Frankreich viel zu viele Christian Borellas gab. Allein in der Pariser Umgebung gab es schon mehrere.
    Ohne große Überzeugung klickte ich auf eine Suchmaschine und tippte den Namen Christian Borella ein. Nach einigen belanglosen Seiten über diverse Namensvettern entdeckte ich einen Link zu einer Pressemeldung.
    Ungeduldig klickte ich auf die folgende Überschrift: ›Israel: Ungeklärter Mord an einem Missionsleiter von Ärzte ohne Grenzen‹.
    Langsam erschien die Seite auf meinem Bildschirm. Es war eine kurze Meldung, mit nur wenigen Zeilen.
    »JERUSALEM (AFP). Die Leiche von Christian Borella, einem Missionsleiter von Ärzte ohne Grenzen, wurde heute Morgen in einer Wohnung in einem Vorort von Jerusalem gefunden. Der dreiundfünfzigjährige Franzose, der mit zwei Kugeln in den Kopf erschossen wurde, hat einen großen Teil seines Lebens bei den Beduinen in der Wüste von Judäa verbracht. In Anbetracht des rein humanitären Charakters seiner Mission hält es die israelische Polizei für wenig wahrscheinlich, dass der Mord im Zusammenhang mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt steht. Im Augenblick ist das Motiv des Mordes unklar. Vielleicht ein Verbrechen aus dem Affekt.«
    Es konnte keinen Zweifel geben, dass es sich um den Autor des Textes auf dem Mikrofilm handelte. Ein Zufall von diesem Ausmaß war unwahrscheinlich. Das Kloster, von dem der Text berichtete, befand sich schließlich ebenfalls in der Wüste von Judäa. Ich war also davon überzeugt, Borellas Spur gefunden zu haben. Nur leider war sie vermutlich eine Sackgasse, da er tot war.
    Auf jeden Fall bot die Nachricht einen Anhaltspunkt zum Weitersuchen. Bis zum Beweis, dass sein Tod in Zusammenhang mit dem Mikrofilm stand, war es sicherlich nur ein weiterer Schritt. Ich betrachtete das Datum der Meldung. Sie war knapp drei Wochen alt. Das Ganze wurde immer beunruhigender.
    Aufgeregt nahm ich einige Forschungsjahrbücher unter die Lupe, um weitere Informationen über Borella zu finden, aber außer einer Meldung von Reuters, die der von Agence France Press ähnelte, fand ich nichts Konkretes. Ich beschloss, die Spur der Ärzte ohne Grenzen zu verfolgen und suchte die Telefonnummer heraus, schrieb sie auf einen Zettel und machte mich daran, aus dem lärmenden Internetcafé zu verschwinden. Als ich in das Erdgeschoss kam, bemerkte ich zwei Polizeiautos, die nebeneinander vor dem Eingang geparkt waren. Ich erstarrte. Waren sie meinetwegen hier? Es waren Polizisten, keine Wachtmeister auf Streife. Na und? Ich durfte nicht das geringste Risiko eingehen. Ich fluchte. Vielleicht hatten sie Sophie bereits verhaftet!
    Mein Gesichtsausdruck musste seltsam gewirkt haben, denn der Typ vom Empfang klopfte mir auf die Schulter.
    »Haben Sie ein Problem?«
    Ich zuckte zusammen.
    »Äh?«
    »Haben Sie ein Problem?«, wiederholte der Langhaarige und warf einen Blick zur Straße.
    Ich zögerte.
    »Gibt es noch einen anderen Ausgang?«
    Er nickte und musterte mich vergnügt. Sein Blick sagte: Na, wer hätte gedacht, dass ein Typ wie ich einen Kerl wie dich vor Ärger bewahren könnte?
    »Folgen Sie mir«, schlug er schließlich vor, als hätte er beschlossen, dass ich kein Verbrecher war, und ging in den hinteren Teil des Lofts. Ohne zu zögern folgte ich ihm, vorbei an den langen Reihen der Spieler. Neben dem Eingang zu den Toiletten öffnete er eine schwere Eisentür. Sie führte in einen Gang, in dem sich leere Computerkartons und ein Gewirr von alten Kabeln stapelten. Ich ging ihm hinterher.
    »Sie können dort rausgehen«, sagte er und deutete auf einen Notausgang am Ende des Gangs.
    »Vielen Dank«, erwiderte ich verlegen.
    »Keine Ursache.«
    Er kehrte in das Internetcafé zurück, bevor ich ihm die Hand drücken konnte.
    Ich trat aus der Tür und befand mich auf der anderen Seite des Gebäudes. Zu meiner Erleichterung war weit und breit kein Polizist zu entdecken.
    In flottem Tempo marschierte ich voran, drehte mich häufig um und fürchtete jedes Mal, wenn ein Motor hinter mir aufröhrte, dass ich verfolgt wurde. Ich überquerte mehrere Straßen, bis ich in eine ruhigere Gegend kam, die weit entfernt war von Polizeiautos, weit entfernt vom Paris der Touristen und weit entfernt von den vielen Gesichtern, die mir zunehmend Wahnvorstellungen verursachten.
    In einer kleinen, ruhigen Grünanlage setzte ich mich im Schatten junger

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