Das Jobinterviewknackerbuch
können, dann skizzieren Sie mögliche Lösungswege. Die Personaler sind sowieso nicht so sehr an der korrekten Lösung interessiert (die wissen sie ja schon), sondern an Ihrer Performance: Behalten Sie die Nerven? Wie gehen Sie an die Sache heran? Wie strukturiert sind Sie dabei? Spielen Sie also so gut mit wie eben möglich. Das wirkt auf jeden Fall kompetenter als eine Flucht durch die Hintertür.
|78| FAKTOR PERSÖNLICHKEIT
Worauf Personaler wirklich achten
In einer Umfrage der Managementberatung Kienbaum unter 141 Personalverantwortlichen aus deutschen Unternehmen gab die Hälfte an, dass Neueinstellungen häufig an der Persönlichkeit der Kandidaten scheitern. Den Bewerbern mangle es in erster Linie an Sozialkompetenz, berichteten die Personaler. Zugleich ist der Ausbildungsstand nur bei 14 Prozent der Befragten ein häufiges Einstellungshindernis. Dieses Ergebnis bestätigt den Trend, den Stellenmarktforscher bereits seit Jahren registrieren. Soft Skills gewinnen in der Bewerberauswahl an Bedeutung. Wenn Personaler mehrere Bewerber mit gleicher Qualifikation für eine Stelle zur Auswahl haben, sind die sozialen Kompetenzen in der Regel das letzte Argument für oder gegen einen Kandidaten.
Das Gelingen oder Misslingen eines Vorstellungsgesprächs hängt also zu einem großen Teil von Ihrer Persönlichkeit ab. Das können Sie überall lesen. Und Personaler schlagen Ihnen das immer wieder gerne um die Ohren. Damit transportieren sie eine Botschaft, die gegenüber Bewerbern geradezu unverschämt ist: »Wenn Sie im Vorstellungsgespräch scheitern, dann stimmt wohl etwas mit Ihrer Persönlichkeit nicht!« Wir finden: Personaler machen es sich mit dieser Pseudo-Argumentation viel zu einfach und nehmen es überdies in Kauf, ihre Bewerber in Selbstzweifel zu stürzen. Wie armselig!
|79| Was heißt hier »Persönlichkeit«?
Also noch einmal die Frage: Was heißt »Persönlichkeit« im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs? Laut einem Artikel zum Thema »Vorstellungsgespräch: Beeindrucken, überzeugen, gewinnen« auf
www.stern . de
im Jahr 2011 hat Persönlichkeit irgendetwas damit zu tun, ob Sie »sympathisch, vertrauenswürdig oder teamfähig« sind. Die hübsche Seite
www.vorstellungsgespraech-fragen.de
tippt eher auf »Eigenschaften, Hobbies und Vorlieben«. Jetzt könnten wir im nächsten Schritt zu den »Big Five« aus der Persönlichkeitspsychologie kommen …
Neurotizismus
Extraversion
Offenheit für Erfahrungen
Verträglichkeit
Gewissenhaftigkeit
… aber das machen wir nicht. Schließlich legen Sie sich ja nicht auf eine Psychologen-Couch, sondern setzen sich an einen Tisch mit Personalern und/oder Führungskräften.
Auf unserer Suche nach dem, was nun Personaler unter »Persönlichkeit« verstehen, sind wir über das Buch
Elitesoziologie
von Michael Hartmann gestolpert, der an der TU Darmstadt als Professor für Soziologie arbeitet und seit vielen Jahren beobachtet, wie die Mitglieder des Großbürgertums konsequent alle wichtigen Jobs in Deutschland unter ihresgleichen verteilen. Seinen Studien zufolge zählen in den Chefetagen der deutschen Großunternehmen vier zentrale Persönlichkeitsmerkmale:
Kenntnis der Dress- und Benimmcodes Wer ein intimer Kenner des angesagten Habitus ist und diesen selbstverständlich lebt, zeigt damit, dass er die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze der Führungsetagen kennt und akzeptiert.
Eine breite Allgemeinbildung Wer sich nicht nur in seinem kleinen Fachgebiet auskennt, sondern auch in Geschichte, Naturwissenschaften, |80| Philosophie und Kultur bewandert ist, der schaut leichter über den viel besungenen Tellerrand hinaus. Er denkt wendiger als ein »Fachidiot« und ist schon deshalb für Führungspositionen besser geeignet.
Unternehmerisches Denken Dies gilt Hartman zufolge »als zwingend erforderlich, weil es die Voraussetzung für Visionen darstelle«.
Persönliche Souveränität in Auftreten und Verhalten: Das ist das wichtigste Element überhaupt.
Die beiden ersten Punkte zielen auf das »kulturelle Kapital« des Bewerbers – ein Begriff, den der französische Soziologe Pierre Bourdieu geprägt hat. Dazu mehr im nächsten Kapitel. Letztere Knacknüsse,
Denken
und
Souveränität
, wollen wir jetzt dem Nussknacker ins Großmaul legen, um zu sehen, was sich darin verbirgt.
Zunächst: Beide Begriffe zielen auf Ihre Haltung. Der erste mehr auf Ihre innere Haltung, der zweite mehr auf Ihre äußere.
Persönlichkeit als innere Haltung
Auch wenn Sie sich nicht
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