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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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Dutzend.
    »Glaubst du immer noch, dein Vater war ein guter Exorzist?«
    Jacobus fuhr zusammen. Woher waren die Worte gekommen? Wer hatte sie gesprochen? Er leuchtete wild umher.
    »Glaubst du das, dann bist du ein Blinder. Sieh dich doch um! Frauen, Kinder, Greise, er tötete sie alle, dörrte sie mit dem Tuch eures Jesus ... deinem Vater war nichts heilig.«
    »Er befreite diese Menschen von Dämonen!«, rief Jacobus in die Dunkelheit.
    »Zuvor aber hat er die Dämonen in sie fahren lassen.«
    »Weil man nur so Dämonen vernichten kann!«
    Gelächter hallte durch die Höhle. »Ist das so, ja? Dann komm einmal näher, und lerne ...«
    Der Neffe des Kardinals schlich bang zwischen den Fässern hindurch. Die Schatten der Toten tanzten im Licht der Fackel auf den Höhlenwänden. »Wo steckst du?«
    »Halb in einem Fass natürlich.« Das Gelächter war laut, nah. Er sah zwei bernsteingelbe Augen aus der Schwärze leuchten. Ein verkohltes Gesicht. Und der Mund darin bewegte sich.
    »Sei gegrüßt, Priesterschüler. Ich habe dich erwartet.«
    Jacobus bekreuzigte sich dreimal.
    Der Verdorrte grinste. »Fürchte lieber jene, die das Mädchen in das Fass steckten.«
    »Du ... du solltest tot sein!«
    »Das denkt dein Onkel auch. Aber euer Jesus hat versagt.«
    »Niemals! Er ist der Sohn Gottes!«
    Der Dämon lächelte.
    »Dann hat eben sein Vater versagt. So wie der deine.«
    Jacobus spuckte in das verdorrte Gesicht.
    »Sein Tod rettet dich nicht, Dämon!«, sprach er erzürnt. »Ich führe fort, was mein Vater begann!«
    »Ich weiß. Ich lese es in deinen Augen. Du willst nach Rom, willst Exorzist werden. Ein guter Plan, er ist auch meiner! Ja, ich werde dich begleiten in die Ewige Stadt, ich werde bei dir sein, wenn du in den lateranischen Palast trittst, ich werde in dir sein, wenn du deinem Papst in die Augen blickst und mir seine Seele öffnest ...«
    Der Dämon entstieg der toten Hülle im Fass und wandte sich der lebenden zu. Der Neffe des Kardinals rannte. Er rief nach dem Onkel, verlor seine Fackel, stürzte noch vor der Tür. Der Dämon drang in ihn. »Empfange nun deine Lektion, Jacobus: Jesus befreite Maria Magdalena von sieben Dämonen – doch da waren acht in ihr. Acht!«

    Die Tür flog auf. »Hab Schreie gehört. Ist alles in Ordnung hier drin?«
    Sie blickte den bulligen Krankenpfleger an. Er passte gerade noch in seine Uniform. Sie nickte kühl. »Ja, es ist alles in Ordnung. Danke.«
    Die Tür schloss sich wieder. Sie hatte innen keinen Griff, nur oben ein winziges Panzerglasfenster. Ihr Metall trug dasselbe helle Weiß der Wände. Es blendete.
    »Könnten Sie das Deckenlicht dimmen, Miss?«
    »Nein. Das Licht lässt sich von hier drinnen nicht regeln. Es brennt, solange die das wollen, Vince.«
    »Verstehe, Lichttherapie. Mal was anderes als eisiges Wasser aus einem Hochdruckschlauch. Ich hatte niemals wieder eine Erkältung seitdem, wussten Sie das?«
    Margaret Linney ignorierte das Lachen des an das Bett gefesselten Mannes. »Das wusste ich nicht.«
    Seine Miene wurde ernst.
    »Max, ich muss ihn sehen!«
    »Daraus wird wohl nichts. Seine Mutter, Ihre Exfrau, lehnt das strikt ab.«
    »Was? Wieso? Ich habe ihn vorhin gleich mit einem anderen Taxi nach Hause geschickt, ihm ist nichts passiert auf dieser Kreuzung, Max lachte, er war glücklich ... er hat Geburtstag, wissen Sie.«
    Sie lächelte nicht zurück. »Seit diesem Geburtstag ist vieles passiert, Vince, sehr vieles. Erinnern Sie sich?«
    Er dachte nach, dann sah er die Frau verunsichert an. »Nein«, flüsterte er, »ich erinnere mich nicht.«
    Sie nickte. »Sie wurden vor sechs Wochen am Ostersonntag auf dem Highway One an der Kalifornischen Küste verhaftet. Der Haftbefehl wurde im Staate New York ausgestellt, weshalb man Sie hierher zurückbrachte, Sie bekamen einen Anwalt gestellt, mich ... Doch das haben wir alles schon einmal besprochen, Vince.«
    Seine Stirn runzelte sich. Wovon redete diese gertenschlanke unterkühlte Blondine da? Kalifornien? Ostersonntag vor sechs Wochen? Es war doch erst Mitte März!
    »Lassen Sie mich jetzt hier raus!« Er spannte sich gegen die Lederriemen.
    »Das geht nicht. Und wenn Sie sich nicht endlich beruhigen, wird man Ihre Dosis wieder erhöhen. Und dann dauert das hier alles noch länger.«
    Die Frau vor seinem Bett bückte sich zu einer Aktentasche. Die alte Tasche passte nicht zu ihrem feinen Anzug und den eleganten Schuhen. Ihr braunes Leder war fleckig und abgewetzt. Sie zog einen Notizblock daraus hervor

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