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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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angespannt auf die kleine Flamme.
    »Nona, ist alles in Ordnung bei Ihnen? Nona?!«
    Das Feuerzeug ging an. Kaum zwanzig Meter entfernt.
    »Ja, alles in Ordnung. Hier ist noch eine Tür ohne Staub und Spinnweben. Ich mache das Schloss auf. Kommen Sie nach, wenn Sie da vorn fertig sind.«
    Nachtschwarz lag der Raum vor ihm. Er roch die alte Luft, fühlte den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Vince hatte Angst. Die Dunkelheit allein war nicht das Problem, aber ein enger Raum würde es sein. So eng wie die Kühltruhe in der Garage seiner Eltern. Dads liebste Erziehungsmethode. Er leuchtete hinein.
    »Und? Was sehen Sie?«
    Ihre Stimme hallte bis zu ihm.
    »Jedenfalls keinen Lichtschalter. Ich muss weiter rein. Der Raum ist ziemlich groß, eher ein Gewölbe. Wow, da sind ja Fackeln.«
    »Was sagen Sie? Sie müssen lauter sprechen!«
    »An den Wänden hängen erloschene Fackeln, sonst scheint der Raum leer zu sein. Aber diese verdammte Taschenlampe reicht auch kaum zwei Meter weit!« Vince ging langsamer. Auf dem Steinboden vor ihm reflektierte etwas. Ein großes Oval. Er beugte sich darüber.
    »Nona, Sie können doch Latein, oder?«
    »Ja, wieso?«
    »Via Dei ... was sagt Ihnen das?«
    »Der Weg Gottes. So nennt sich der Orden, dem Pater Simon angehört, warum fragen Sie?«
    »Ach, nicht so wichtig, es steht hier nur in einem Mosaik auf dem Fußboden. Sieht ziemlich alt aus.«
    »Diese Kirche ist alt, Vince. Sonst noch was zu sehen?«
    »Ich denke nicht – doch, warten Sie! Da hinten an der Längswand, da steht ein ... Oh nein!«
    Ihr besorgter Ruf drang durch den Kellergang. »Vince, was ist denn?!«

»Zur Hölle mit der verdammten Lampe!«, fluchte er. »Okay, jetzt brennt sie wieder. Jetzt kann ich es mir ansehen ...« Die Karaffe funkelte rot im Licht. Neben dem Gefäß aus Kristall stand nur ein einziges Glas. Vince ging zu dem kleinen Tisch vor der Wand. Er lächelte. »Möchten Sie ein Gläschen Wein, Nona?«
    »Nein, danke, ich möchte jetzt keinen Wein. Und Sie lassen besser auch die Finger davon – Sie nehmen Medikamente.«
    Er stellte die Karaffe zurück auf den kleinen Tisch. Ihr Spruch ärgerte ihn.
    »Ja, ich nehme Medikamente, aber ich breche keine Sekretäre oder Türen auf, und ich beschuldige auch keine Priester eines Serienverbrechens!« Vince kam aus dem Raum zurück in den Kellergang. Er sah Nona mit dem Feuerzeug in der Hand am anderen Ende stehen. »Na, wie viele entführte Kinder haben Sie schon gefunden?«, spottete er.
    »Acht.«
    »Acht?« Das Grinsen verging ihm. Ein Schauer kroch Vince den Nacken hinauf. Nona verschwand hinter der Tür, die sie als zweite aufgebrochen hatte.
    »Hey, warten Sie. Warten Sie!« Er rannte zu ihr.
    Sie stand mitten in dem Raum vor acht großen Kartons. Einen hatte sie geöffnet. Altkleidersammlung war in Großbuchstaben auf seine Seite geschrieben. Altkleidersammlung! Er trat ein. »Witzig, Nona. Sie haben mich schön reingelegt. Na los, lachen Sie mich aus.«
    Sie lachte nicht. Sie griff in den offenen Karton und schob die obersten Kleidungsstücke ganz beiseite, um ihm zu zeigen, was sich darunter befand.
    Vince richtete die Lampe darauf. Sein Gesicht versteinerte. Er ging langsam rückwärts, weg davon, weg von Nona. »Nicht schon wieder«, flüsterte er, »nicht schon wieder.«
    »Hey, wollen Sie die auch noch mir anhängen?!« Sie blickte ihn erbost an.
    »Das ... das ist verrückt«, stammelte er. »Nona, das ist doch verrückt!«
    »Ganz ruhig, kein Grund paranoid zu werden, diese Knochen hier sind zu groß, sie stammen nicht von Kindern.«
    »Macht es das vielleicht besser?!«, rief Vince. Er hatte gerade menschliche Oberschenkelknochen gesehen, Schulterblätter, Rippen, Schädel. Eine ganze verdammte Kiste voll!
    »Und sie sind uralt«, versuchte sie, ihn zu beruhigen. »Diese Knochen stammen wahrscheinlich aus einer Umbettung. Ein alter Friedhof musste einer Baustelle weichen, oder sie sind aus Gräbern, für die niemand mehr zahlt, das steckt dahinter, das ist schon alles.«
    »Das ist alles?« Er leuchtete in dem Raum umher. An jeder Wand stapelten sich weitere Kartons bis zur Decke. Und auf allen stand es. Altkleidersammlung.
    »Nona, ich will hier raus.«
    Lauter Glockenschlag ließ beide zusammenfahren. Dröhnend wechselten die hellen und dunklen Töne, vermischten sich zu einem einzigen mächtigen Klang. Das alte Kirchengemäuer vibrierte unter den Schwingungen.
    »Verschwinden wir, der Gottesdienst ist zu Ende!« Vince lief zur Tür.
    Sie kam
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