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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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nicht mit. »Mein Vater starb gestern um diese Zeit.«
    Er drehte sich um, sah eine Träne auf dem blassen Gesicht. »Ich weiß ...«, sagte er, »aber wir müssen jetzt gehen.«
    Sie schluchzte. »Wissen Sie auch, wovon er sprach, bevor er starb? Er sprach über elfjährige Jungen.«
    Er packte ihren Arm. »Wir müssen gehen!«
    »Vince, mein Vater nannte einen Namen. Ich fand ihn wieder, in den Artikeln – in Pater Simons Zeitungsartikeln!«
    Die Kirchenglocken dröhnten in seinem Kopf. »Genug, Nona! Hören Sie auf, diesem Pater etwas in die Schuhe zu schieben, nur weil Sie es in seinem Heim schwer hatten! Hören Sie jetzt damit auf und kommen Sie endlich mit!«
    Sie nickte. »Gut, fahren wir also nach Ohio.«
    »Was, Ohio? Wie um alles in der Welt kommen Sie denn jetzt auf Ohio?!«
    Ihre Augen wanderten langsam über sein Gesicht, musterten jeden Zentimeter darin, so als müsse sie erst ganz sicher sein. »Ich muss finden, worum mein Vater mich bat«, antwortete Nona schließlich. Und dann sprach sie seine letzten Worte.

    »Hören Sie das, Professor? Nein? Nun, man kann es sowieso besser sehen als hören ...« Er vergrößerte rasch einen Teil des Krankenzimmers. Das Überwachungsvideo aus der Klinik lief auf allen Bildschirmen. Sein Boss blickte skeptisch auf den größten der Monitore an der Betonwand.
    »Ich höre es nicht und ich sehe es auch nicht. Was soll das, Garry? Meine Zeit ist knapp! Ich dachte, Sie hätten einen guten Grund, Sie mir zu stehlen!«
    Um ihn herum schien der Raum zu schrumpfen. Dem Wachmann brach der Schweiß aus. »Den habe ich auch, Professor, den habe ich«, erklärte er, blass geworden, »er ist auf diesem Video.« Auf allen Monitoren war es zu sehen. Die junge Frau im Trenchcoat schlug auf den sterbenden Mann im Krankenbett ein. Garry drehte den Ton weg. »Achten Sie nicht auf sie. Beobachten Sie nur seine Lippen.«
    »Wie soll ich seine Lippen beobachten, wenn die Frau ständig davor ist?!«, rief sein Boss ungehalten. »Sie spielen hier mit Ihrem Job, mein Junge!«
    Ich weiß, dachte Garry. Seit ich als Wachmann hier angefangen habe, bewege ich mich auf einem Drahtseil. Doch gleich habe ich das rettende Ende erreicht. Gleich habe ich mein Ziel erreicht. Das Vertrauen des Bosses. Jetzt! Er vergrößerte den Ausschnitt des Videos ein letztes Mal. »Die Anzeigen dieser medizinischen Geräte dort sind hinter Glas, Professor.«
    »Natürlich sind sie das! Das Glas dient ihrem Schutz und ...« Jetzt verstand sein Boss. Jetzt sah er es. »... und es spiegelt!«
    Bingo für den Wachmann, dachte Garry.
    »Großartig, großartig! Eine echte Verschwendung, Sie nur die Einfahrt bewachen zu lassen, Junge!«, erklärte der Professor überschwänglich und betrachtete die Reflexion des Gesichts auf dem medizinischen Apparat. Deutlich waren die Lippen des sterbenden Mannes zu sehen. Sie formten Worte.

    Er trieb durch das stille, schwerelose Weiß seines Gedächtnisses. Er musste sich an etwas erinnern. An Worte. Ja. Mit aller Kraft versuchte Vince, sie zu finden. Wichtige Worte, wichtig für ... für Nona! Er seufzte erleichtert. Endlich sah er sie. Die Worte ihres verstorbenen Vaters durchdrangen Scheinwerfern gleich den Medikamentennebel.
    »Hallo, Kumpel, hast den Nachtisch verschlafen. Hab ihn mir genommen. Ist dir doch recht, Kumpel, oder?«
    Vince hob mühsam den Kopf. Es ging schwer, als wäre seine Stirn auf dem Tisch angeklebt. Er schaute sich um. Gitter vor allen Fenstern. Dunkelroter Linolboden. Gemeinschaftsraum. Klapsmühle. Er stieß ein kurzes Lachen aus. Wieder zuhause!
    »Freut mich, dass es dir recht ist, Kumpel.«
    »Was?«
    »Hab ihn mir genommen, deinen Nachtisch.«
    »Wer bist du?«
    Der Mann neben ihm am Tisch antwortete nicht darauf. Er hielt Vince einen Plastikbecher hin. Duft von starkem Kaffee stieg daraus empor. »Lithium, Megaphen, Secobarbital ... das Koffein hier drin hilft gegen alles, was sie uns geben. Nun trink.« Eine Hand mit dick verbundenen Fingern reichte ihm den dampfenden Becher. Auch die zweite Hand des Fremden trug die weißen Verbände. Der dickliche Mann bemerkte den Blick. »Es sind böse Hände. Muss sie regelmäßig bestrafen.« Vince nickte nur.
    Ein Pfleger kam herein, groß bis unter den Türrahmen, seine Blicke waren leer von den Jahren, seine Bewegungen mechanisch. Die anderen Patienten im Gemeinschaftsraum nahmen ihn kaum wahr. Und er sie wohl auch nicht.
    »Was haben die dir denn heute wieder verpasst, Big Jimmy, Rohypnol?«, rief der

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