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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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Mannes, der die Pistole dagegen gedrückt hatte ... Der Mann mit den schwarzen Handschuhen hatte Emilio jedenfalls eine Weile zugehört. Er hatte erfahren, wie der kleine Vince mit Vater und Onkel die Küste hinunter in den Süden New Jerseys gefahren war. Auf den Spuren des Großvaters waren die drei gewesen, einem Einwanderer aus Sardinien, der in den Dreißigern in Atlantic City ein kleines Spielkasino betrieben hatte. Eine hübsche Geschichte. Doch dann hatte der alte Emilio einen Fehler begangen, er hatte den Helden spielen wollen, und der Mann mit den Handschuhen hatte abdrücken müssen ... Schade, jetzt wusste er immer noch nicht, was Vince’ Onkel über diesen grauen Van in Erfahrung hatte bringen können. Wer hatte darin gesessen, wer steckte hinter dem dilettantischen Versuch, die junge Frau zu entführen? Das war das erste Rätsel. Das zweite bereitete dem Mann mit den Handschuhen weniger Kopfzerbrechen. Denn um es zu lösen, brauchte er nichts weiter zu tun, als diesen beiden Rücklichtern durch die Nacht zu folgen.

    Sie lief an den Kühlregalen vorbei direkt auf ihn zu. Er legte rasch auf. Er fühlte sich irgendwie ertappt.
    »Wen haben Sie angerufen?«, wollte sie von ihm wissen.
    »Äh ... Marian.«
    »Mitten in der Nacht? Wird Sie nicht gerade beliebter bei Ihrer Ex machen, oder?«
    »Ich habe nur etwas für Max auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.«
    »Finden Sie das schlau?«
    »Er ist mein Sohn, Nona.«
    »Und wenn sie den Anruf zurückverfolgen?«
    »Ist doch nur ein verdammtes Münztelefon!«
    »Haben Sie lange geredet?«
    »Bloß ein paar Worte. Was machen Sie überhaupt hier? Sie wollten doch beim Wagen aufpassen!«
    »Und Sie wollten sich mit dem Einkaufen beeilen.«
    »Das haben Sie ja nun übernommen ...« Er blickte skeptisch in die volle Einkaufstüte, die sie im Arm hielt. »Verkaufen die hier nur Obst und Gemüse?«
    »Keine Sorge, für Sie sind zwei fettige Donuts und ein großer Becher Kaffee mit drin. Gehen wir.«
    Sie verließen den Tankstellenshop und gingen über den Platz auf das Taxi zu. Vince schaute dem davonfahrenden dunklen Wagen nach, der gerade noch daneben gestanden hatte, dann sah er in das Taxi.
    »Was ist los? Wollen Sie die Türen nicht öffnen?«
    »Weg hier«, sagte er nur und riss sie von dem Wagen zurück. Er rannte los und zerrte sie mit sich.
    »Sind Sie jetzt völlig verrückt geworden?!«, schrie sie ihn an. Ihr Arm schmerzte unter seinem festen Griff. Er schleifte sie über die halbe Tankstelle.
    »Vince, Sie tun mir weh!«
    »Die haben eine Bombe in das Taxi gelegt – wir müssen hier weg, Nona!« Er zerrte sie weiter.
    Und in seinen panisch aufgerissenen Augen sah sie drei Tote in ihrer Wohnung, sah Flusswasser aus dem Autowrack seines Freundes strömen, sah die schwarzen Scheiben eines Vans.

    Seine Anwältin hörte auf mitzuschreiben. »Großer Gott ... und was passierte dann?«
    »Nona lachte.«
    »Wie bitte?!«
    »Ja, sie lachte und lachte, so als sei sie übergeschnappt. Dann erfuhr ich den Grund ihres Lachens. Eine Bombe? Weg hier?! Alles klar, Vince, aber darf ich vorher noch in meine E-Mail sehen? Es war ihr verdammter Computer, Mag! Sie hatte das Teil am Zigarettenanzünder angeschlossen, er lud sich auf, blinkte vor sich hin ...«
    »Wie eine Bombe im Dunkeln, meinen Sie?«
    Er sah ihre Zweifel. »Ich war total übermüdet. Und ich hab doch nicht gewusst, dass Nona so ein Tablet-Ding bei sich trug, verdammt!«
    Übermüdet? Vielleicht. Doch ihr Mandant hatte in der Nacht auf der Tankstelle überreagiert. Und zwar gewaltig. Margaret schrieb das Wort Verschwörung auf ihren Block und daneben ein zweites Wort mit einem Fragezeichen. Paranoia?
    Vince erhob sich von seinem Bett.
    »Ich denke nicht, dass das hier noch länger Sinn macht, ich kann doch sehen, was in Ihnen vorgeht.« Er begann, in der engen Zelle auf und ab zu laufen.
    Sie beobachtete es aufmerksam. »So? Was geht denn in mir vor?«
    »Sie glauben mir nicht.« Er hob die Hände an den Kopf und begann, seine Schläfen zu massieren. »Aber da sind Bilder in meinem Schädel, Worte, Stimmen, in jeder Nacht! Ich kann nicht schlafen. Es lässt mich nicht. Es ruft mich, es droht, es fleht – Mag, diese Sache ist noch nicht zu Ende!« Vince blieb vor dem kleinen weißen Klapptisch stehen, hinter dem sie saß. Seine Finger pressten sich fester gegen seinen Kopf.
    »Welche Sache meinen Sie?«, fragte sie, so ruhig sie konnte.
    »Ich will mich nicht daran erinnern!« Er beugte sich zu ihr
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