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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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T-Shirt und stützte sich auf eine Harke. Die Knie an seiner Hose waren fleckig von Gras und Erde.
    »Kennen wir uns?«, fragte sie.
    »Klar. Durch seine Notizen.« Der Mann zeigte auf die Akte neben Margaret. »War mein Tipp, es mit Blut zu schreiben«, erklärte er stolz.
    Jetzt wusste sie, wer da kindisch grinsend vor ihr stand. »Sie sind der, der gerne fremden Nachtisch isst. Vince’ Kumpel, richtig?«
    Der kleine, dickliche Mann nickte eifrig. »Jeder braucht einen Kumpel.«
    Vince hätte ihn nicht besser beschreiben können, sogar die Verbände an seinen Fingern stimmten.
    »Sie wollen sie sehen, Mag, oder?«
    Er hatte ihren Blick bemerkt. »Es sind böse Hände. Sie haben Mutter getötet.« Er ließ die Harke fallen und streckte seine Arme vor. »Etwa so.«
    Großer Gott, nein! Sie presste sich gegen die Lehne der Bank, beugte sich weg von dem schwitzenden Mann. Die Hände mit den Verbänden folgten ihrem schlanken Hals.
    »Böse Hände!«, rief er. Er zwang seine Arme nach unten und sprach leise weiter. »Ich halte sie mit einem Trick in Schach. Wollen Sie ihn aufschreiben, Mag? Wollen Sie die Geschichte dieser Hände erfahren?«
    Sie schwieg, sie war kreidebleich geworden.
    »Sie wollen nur Vince’ Geschichte, stimmt’s?« Der Mann mit den verbundenen Händen klang enttäuscht.
    »Ja ... stimmt«, brachte sie heraus.
    Er hob seine Harke vom Boden auf. »Dann muss er noch viel böser sein als ihr«, sagte er zu seinen Händen und ging zurück zum Haupthaus der Klinik, hinter deren dicken Mauern Vince versuchte, sich zu erinnern.

    Noch fünfzig Meilen bis Ohio. Er war todmüde. New Jersey lag lange hinter ihnen, und auch die Wälder Pennsylvanias. Er stellte das Autoradio an. Ein Song von Beth Hart lief. Vince blickte auf das Stück Interstate 80, das die Scheinwerfer erhellten. Es schien immer dasselbe Stück Asphalt zu sein, über das er fuhr, eingebettet in eine unendlich dunkle Nacht. Dunkel wie seine Zukunft. Vince fühlte sich so einsam wie Nona es noch bis gestern gewesen sein musste. Doch ein paar ausgeschnittene Zeitungsartikel des Paters hatten ihre Einsamkeit in Hoffnung verwandelt. Er sah in den Spiegel. Nona schlief auf der Rückbank. Er hatte ihre Veränderung erlebt, die Hoffnung in ihren Augen, in ihrer Stimme. Vielleicht fuhr er deshalb mit ihr in ein Kaff namens Vickery, um etwas von der Kraft dieser Hoffnung in sein eigenes kleines erbärmliches Leben zu bringen. So hatte Marian es einmal genannt. Dein eigenes kleines erbärmliches Leben – bring es endlich in Ordnung, wenn dir an uns noch etwas liegt! Anfangs hatte er die Wutanfälle süß gefunden, den irischen Akzent, der sich dann in ihre Stimme mischte, doch Marian war bald schweigsamer geworden, gleichgültiger, dann war sie mit Max ausgezogen, weg in eine wohlhabende Gegend, zu einem wohlhabenden Restaurantbesitzer ... Vince seufzte. Und was tat er? Er fuhr auf einer endlosen Straße. So endlos, dass sie zwei Ozeane miteinander verband. Don’t explain, sang Beth Hart im Radio. Und Vince konzentrierte sich wieder aufs Fahren.
    »Wurden wir verfolgt?«
    »Nein.«
    Sie streckte sich gähnend. »Sicher?«
    Er war sich sicher. Er hatte auf den letzten vierhundert Meilen öfter in den Rückspiegel geschaut als nach vorn. »Ein einsamer Truck war das einzige, was uns länger folgte, aber er bog schließlich ab nach Pittsburgh.«
    Sie war damit nicht zufrieden. »Wir werden auffallen.«
    »Auffallen? Wieso?«
    »Die Farbe dieses Wagens, das Schild auf dem Dach. Vince, wir sind in einem New Yorker Taxi unterwegs – fünfhundert Meilen von New York entfernt!«
    »Deswegen habe ich die Nummernschilder ausgetauscht. Hab die anderen von Onkel Emilio, für Notfälle ...«
    »Er hätte besser noch zwei Eimer Farbe zum Überlackieren dazu gestellt!«
    Vince lächelte in den Rückspiegel. »Wer von uns beiden ist nun paranoid? Ich wegen der drei Schwarzen in der Bronx, oder Sie wegen der Farbe eines Autos? Vielleicht sollten Sie mal eine von meinen Pillen nehmen ...«
    Sie nickte ihm zu, nachdenklich. »Ja, vielleicht sollte ich das wirklich. Ich habe von einem Drachen geträumt, Vince, und er trug Handschuhe.«

    Fünfhundert Meilen Fahrt gaben einem genügend Zeit nachzudenken. Über Onkel Emilio zum Beispiel. Wie ein Wasserfall hatte der kahlköpfige Italiener in dem teuren Bürosessel geredet. Der Schweiß war ihm in Strömen über die Stirn gelaufen. Vielleicht wegen der Browning 9 mm an seiner linken Schläfe, vielleicht wegen des

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