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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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zusammen.
    Der junge Mann in dem Priestergewand auch. »Entschuldigen Sie bitte, ich ... ich sollte mich wirklich etwas lauter anschleichen, das nächste Mal.« Er lächelte verlegen, was ihn noch jünger aussehen ließ.
    Margaret lächelte zurück. »Und ich sollte nicht alles um mich herum vergessen vor lauter Gedanken.«
    »Vergessen.« Er nickte. »Manchmal wäre Vergessen nicht schlecht. So viel Schlimmes geschieht gerade in dieser Welt.« Er blickte in das Gesicht des Mannes auf dem Foto.
    »Ich weiß, was Sie meinen«, stimmte Margaret ihm zu. Drei Leichen in einer Wohnung, ein Autowrack in einem Fluss, die schwarz getönten Scheiben eines Vans.
    »Woran starb Pater Simon?«
    »Die genauen Umstände, die ihn von uns gehen ließen, sind mir nicht bekannt, aber sein Tod war nicht natürlicher Art.«
    »Nicht natürlich also ...« Das passt ins Bild, wissen Sie.
    »Schrecklich, nicht wahr? Woher kannten Sie den Pater? Sie sehen nicht wie ein typisches Mitglied seiner Herde aus.«
    »Ich, äh ... ein Freund erzählte mir von ihm.«
    »Ein Freund?«
    Margaret spürte, wie das Blut in ihre Wangen stieg. Sie belog gerade einen Priester, und das in einer Kirche!
    Der junge Mann vor ihr lächelte. »Ja, Pater Simon war überall bekannt, und seine guten Taten auch.«
    Er war ein Exorzist! Sie verdrängte Vince’ Stimme aus ihrem Kopf und nickte. »Ich weiß, ich hörte von Adoptionen, die der Pater vermittelte ...« Sie versuchte, so unbeteiligt wie möglich zu klingen.
    »Unsere Heime bemühen sich sehr, den Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen, aber die Vermittlung an neue Eltern bleibt das Hauptanliegen des Ordens.«
    »Es geht also weiter mit diesen Adoptionen.«
    Der junge Priester schaute etwas irritiert. »Natürlich. Pater Simon mag nicht mehr unter uns weilen, aber seinem Weg folgen wir weiter.«
    Und was verbergt ihr im Keller seines Hauses? Margaret warf einen kurzen Blick in den Kirchenraum.
    »Treten Sie ruhig ein, das Haus Gottes steht allen offen.«
    Eine weitere Tür führte uns hinein. Kerzen in Ständern und Wandhaltern brannten. Zwischen hohen Säulen standen lange Bankreihen, ihr Holz poliert von unzähligen Gebeten. In den Steinboden des Mittelganges war ein lateinischer Text eingelassen, ein Schutzgebet gegen Teufel und Dämonen. Links gab es eine kleine Orgel, rechts führte eine Wendeltreppe zu einer hölzernen Kanzel mit Dach. Doch das Eindrucksvollste war hinter dem Altar. Drei spitzbogige hohe Glasfenster reichten bis unter die Decke der Kirche. Ihre bunten Glasornamente zeigten Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu.
    »Schön, nicht wahr?«
    Margaret nickte.
    »Sie müssten es mal bei Tag sehen, wenn die Sonnenstrahlen die Farben der Fenster an die Wände werfen ...«
    Ihr Körper spannte sich. Das waren doch Pater Simons Worte an dieser Stelle gewesen. Vince hatte sie genau so notiert!
    »Ist Ihnen nicht gut? Möchten Sie sich setzen? Ich kann Ihnen auch etwas bringen.«
    Ja. Butterkekse von Schwester Rosaria, ich weiß, sie backt die besten. Margaret biss sich den Anflug von nervösem Kichern von der Zunge. »Nein, danke.« Kommen wir lieber gleich zu den verschlossenen Räumen im Keller. »Sind Sie ... ich meine, arbeiten Sie eigentlich ganz allein in dieser Kirche?«
    »Nein, Gott ist auch noch hier.« Der Priester musterte sie mit einem merkwürdigen Lächeln.
    »Ja ... ja, natürlich.« Vorsicht, Mag, er schöpft Verdacht. Geh jetzt besser und besorge dir einen Durchsuchungsbefehl und zwei Polizisten.
    »Sie sind nicht oft in Kirchen, nicht wahr?«
    »Nein, nicht oft.«
    »Wollen Sie eine Führung?«
    Sie starrte ungläubig in sein Grinsen. Etwas lief hier aus dem Ruder. Über ihren Rücken jagten kalte Schauer. »Ich werde jetzt lieber gehen, denke ich.«
    Der Priester begleitete sie nach vorn. Ein Mann wartete am Eingang. Er trug Handschuhe.
    Margaret erstarrte.
    »Pater Christian?«
    Der Priester nickte.
    »Hab hier ‘ne Lieferung«, erklärte der Mann in dem Overall knapp und schob eine Sackkarre mit einem großen Karton in die Kirche. »Wohin soll das Zeug?«
    »Ach je, die Sachen für die Altkleidersammlung, das hatte ich völlig vergessen.«
    »Wohin, Pater?«
    In den Keller natürlich. Es lag ihr auf der Zunge. Der Priester neben ihr sprach es aus.
    »Keller? Keine Zeit, Pater – ich muss weiter, ich steh in der zweiten Reihe!« Der Mann blickte unruhig raus zur Straße.
    Pater Christian nickte. »Stellen Sie die Kiste neben den Altar, den Rest mache ich ...«

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