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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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Faden seiner Geschichte.«
    »Unsinn!« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Er wollte nur helfen!«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung.« Der Klinikleiter lächelte. »Aber seine Hilfe galt nicht Nona. Verstehen Sie endlich, nur sich selbst will er helfen. Darum erfindet er das alles. Es gibt keine Nona, keine Verschwörungen, keine fünf Jungen, verbunden durch ein hunderte Meilen messendes Kreuz!«
    Er hatte sein Urteil gefällt. Sie sah den zufriedenen Ausdruck in seinem Gesicht. Aber sie konnte jetzt nicht gehen. Vince hatte ihr seine Zukunft anvertraut. Und sie hatte ihm versprochen, dass diese Zukunft außerhalb der Anstaltsmauern liegen würde.
    »Es ist also alles erfunden, meinen Sie, er schreibt das alles bloß, um sich zu helfen ... Helfen wobei?«
    »Zu verdrängen, Frau Anwältin. Und Sie helfen kräftig dabei mit.«
    Margaret ignorierte den Seitenhieb. »Und was verdrängt mein Mandant?«
    »Eine schreckliche Tat. Und er erfindet das alles, um sich zu beweisen, dass er sie nicht beging, dass er unter der Trennung von seinem Sohn nicht durchdrehte, dass er die Jungen nicht entführte, um dann mit ihren Eltern seinen Trennungsschmerz zu teilen.«
    Was? Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen. »Das ist absurd! Vince entführt Jungen, weil er seinen Jungen verlor?! Das glauben Sie doch selbst nicht!«
    Dr. Burke suchte in der Ablage seines Schreibtisches herum. Er zeigte ihr das amtliche Schreiben. »Die Untersuchungsbehörde bedrängt mich. Der lange Aufenthalt von Mr. Delusso hier in meiner Klinik behindert die Ermittlungen.« Der Arzt erhob sich. »Langsam sollten wir beide zu einem Ende kommen, das der Problematik Ihres Mandanten gerecht wird.«
    »Sie erklären ihn also für schuldig.«
    »Ich erkläre ihn für krank, Miss Linney ... Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Nein, möchte ich nicht!«
    Die Kanne stand bei der Couch am Fenster. Er füllte sich eine Tasse und blickte in den Park hinaus. Margaret blieb steif auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch sitzen.
    »Ich verstehe Ihren Ärger ja, aber beim derzeitigen Stand der Ermittlungen ist es für Ihren Mandanten wirklich das Beste, als schuldunfähig zu gelten ... aufgrund seiner schizophrenen Erkrankung.«
    »Vince ist nicht verrückt!«
    »Dann erwartet ihn die Todesstrafe. Im Kofferraum seines Taxis fand man Blut, es ist das Blut eines vermissten Jungen aus Colorado. Und bei der Familie in Ohio, deren Sohn ebenfalls vermisst wird, gab es Abdrücke seiner Schuhe in einem Blumenbeet.«
    »Natürlich gab es die! Vince hat ja erzählt, dass er und Nona dort waren – ein Jahr nach dem Verschwinden des Jungen!«
    »Von dieser ominösen Nona fanden sich keinerlei Spuren am Tatort.«
    Margaret stutzte. »Tatort? Was denn für ein Tatort? Sie hatten Mrs. Owens nur aufgesucht, um einige Fragen zu stellen.«
    Dr. Burke wandte sich vom Fenster ab und sah die Anwältin direkt an. »Man fand Mrs. Owens am Abend des sechsundzwanzigsten März erwürgt in ihrem Wohnzimmer vor ...«
    Der Boden des Büros schien nachzugeben. Ihre Finger pressten sich um die Armlehnen. An diesem Tag war ihr Mandant dort gewesen! »Wieso weiß ich nichts davon?«, flüsterte sie, bleich wie die frisch übermalten Wände in Vince’ Zelle.
    »Die Behörden halten es zurück. Ich erfuhr es unter der Hand. Solange der Täter nicht endgültig gefasst ist, will man Panik vermeiden unter den anderen betroffenen Familien.«
    Sie überlegte. Warum sollte Vince den Sohn der Owens entführen und die Familie dann wieder aufsuchen? Der Klinikleiter hatte ihr eine Antwort gegeben. Um mit anderen sein Leid zu teilen. Marian hatte einen Prozess gewonnen und er hatte seinen Sohn verloren. So einfach war das, so schrecklich einfach ... Nein! So einfach konnte es nicht sein! So leicht konnte niemand ihren Glauben an ihren Mandanten schwächen!
    Dr. Burke sah es ihr an.
    »Jetzt kommen Sie mir bloß nicht mit dem Handschuhmann, Frau Anwältin. Den gibt es nämlich genauso wenig wie den Fünften in der Mitte des Kreuzes.«

    Heilige Scheiße, dachte er, einhunderttausend Quadratmeilen Colorado! Mächtig viel Platz, um einen Jungen zu verstecken. Zum Glück engte der Zufall mit Beckys Halskette das Gebiet ein. Er strich die Straßenkarte auf der Motorhaube glatt.
    Vickery in Ohio, Richey in Montana, Black Rock in Utah, Sparenberg in Texas, hier hatten die verschwundenen Jungen gelebt, an den vier Enden eines Kreuzes. Und im Nordosten von Colorado schnitten sich die beiden Kreuzbalken. »Hier irgendwo

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