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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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und so viel Beton und Stahl wie möglich zwischen sich und dieses Ding da bringen. Dabei war es nicht einmal hüfthoch. Doch wenn man es anblickte, wenn man direkt in diese Schwärze sah, fand sich kein Ende darin.
    »Was ist mit Ihnen? Warum kommen Sie nicht näher? Sagen Sie jetzt bloß, Sie haben Angst vor Kindern ...« Der Professor grinste den Mann mit den Handschuhen an.
    Und Garry, der Wachmann, hielt sein Ohr noch näher an den Spalt der Wartungsklappe hoch über den beiden Männern und dem, was den Namen Ximaera trug.
    Das Wesen ähnelte einem riesigen Pudding, den man zu früh aus der Form gestürzt hatte. Seine Oberfläche war nicht fest und hielt dennoch alles zusammen. Sie erinnerte den Mann mit den Handschuhen an frischen Asphalt. Ja, ein Asphalt, der alles verschluckte, was ihm zu nah kam. »Was ist es genau?«, fragte er den Professor.
    »Sie wird das sein, was sie will ... wenn sie so weit ist.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Sie ist noch sehr jung. Ich muss ihr alles zeigen. Sie kennt ja nichts. Deshalb bringe ich es ihr nach und nach hier herunter, Dinge aus unserer Welt.«
    »Dinge?«
    »Steine, Pflanzen, kleinere Tiere. Sie jagt sehr gern, wissen Sie.«
    Das Jucken unter den Handschuhen nahm zu. »Dieses Ding da jagt?«
    »Sie ist kein Ding! Und ich würde es bevorzugen, wenn Sie sie bei ihrem Namen nennen.«
    »Natürlich ... aber was ist Ximaera nun?«
    »Oh, sie kann alles sein. Jede Form im Universum, jedes Lebewesen, jeder Gegenstand. Alles!« Die Augen des Professors sprühten vor Begeisterung. »Sie nimmt die Form an, sie spielt damit, sie lernt, die Form zu sein. Neulich war sie ein Hase, stellen Sie sich das mal vor! Dabei hatte sie nur ein kleines Stück Hasenfleisch probiert. Und dann wurde sie ein Fuchs, obwohl ich ihr nie einen zeigte. Wissen Sie, was das heißt? Ximaera frisst nicht einfach nur, sie nimmt die Informationen der Beute auf. Aussehen, Funktion, Erinnerungen – und lässt sie wieder auferstehen!«
    Der Mann mit den Handschuhen blickte etwas skeptisch. »Ein unsterblicher Hase also.«
    Oder ein Baum, dachte Garry über ihm im Wartungsgang. Ein Baum, der Vögel fängt, um sie zu zerfleischen.
    »Und das war erst der Anfang! Was wäre, wenn ich ihr einen ganzen Zoo gäbe ...«
    »Was wäre, wenn Sie ihr diesen Wachmann gäben?«
    Ein Scharren in der Decke über ihnen lenkte den Mann mit den Handschuhen ab. Der Professor stieß ihn an.
    »Sehen Sie doch – sie träumt!«
    Das pechschwarze Halbrund vor den Männern erbebte. Kleine Ausstülpungen erschienen auf seiner Oberfläche, blähten sich auf, bekamen eine Form, Fell, ein Eigenleben. Für Sekunden schien ein Feldhase durch einen dunklen See zu schwimmen, verfolgt von einem Fuchs. Dann versank beides wieder in der Schwärze, aus der es gekommen war.
    »Meine kleine Königin träumt von der Jagd.«
    Er hörte die Rührung in der Stimme. Seine Stirn runzelte sich angesichts dieser Emotionen für einen unheimlichen Haufen aus Dunkelheit. »Was ist sie, wenn sie nichts imitiert? Keinen Hasen, keinen Fuchs, oder sonst was – was ist Ximaera, wenn sie nichts ist?«, wollte der Mann mit den Handschuhen nun wissen.
    Der Professor sah ihn durchdringend an. »Mein Kind ist sie. Mein Kind.«

    »Haben Sie meinem Sohn den Brief gegeben?«
    »Ich habe ihn seiner Mutter gegeben.«
    »Dann wird er ihn nicht bekommen.«
    »Vince, ich musste ihn ihr geben. Sie hat darauf bestanden.«
    Er nickte. »Marian ist kein leichter Gegner ...«
    »So dürfen Sie das nicht sehen. Ihre Exfrau will das Beste für den Jungen. Und es würde Max bestimmt verstören, wenn er wüsste, wo sein Vater sich zur Zeit befindet.«
    Sie ließ ihren Blick über die zwölf Quadratmeter seiner Zelle gleiten. Dann nahm sie auf dem Stuhl am Fußende des Bettes Platz.
    »Wie lange bin ich schon hier, Mag?«
    »Zwei Monate.«
    »Fühlt sich an wie zwei Jahre.«
    Er saß auf dem Kissen am Kopfende der Matratze, lehnte den Rücken gegen die Wand.
    »Sie haben viel erlebt, Vince. Würde für ein Buch reichen.«
    »Für drei, Mag ...«
    Er schob den Stapel neu beschriebener Seiten über das Bett.
    Sie schaute länger darauf. »Geht es hier jetzt um das Labor, das Sie mal erwähnten?«
    Er nickte. »Sie sollten es nicht zur Abendlektüre machen. Es lässt einen schlecht schlafen.«
    »Das macht nichts. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal gut geschlafen habe.«
    »Das sieht man Ihnen überhaupt nicht an.«
    Sie lächelte über das Kompliment.
    »Und dieses

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