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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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im Wald hatte seine Flucht scheitern lassen. Und da war noch ein Mann gewesen. Mit Priesterkragen. Wir suchen eine Frau und einen kleinen Jungen . Der andere mit der Waffe hatte genickt. Und Sie werden uns helfen. Vorwärts! Los! Garry hatte sich gewehrt und dabei seinen Rucksack verloren. Die Waffe des Mannes hatte ihn dann zurück in diesen Schacht gezwungen. Es waren viele Sprossen bis nach unten gewesen. Garry hatte während des ganzen Abstieges verzweifelt auf den Fremden eingeredet. Dass sie unten in großer Gefahr seien, dass dort Wesen existierten, die sich durch Panzerglas kratzen würden, und dass man in der Zelle einer mörderischen Königin enden konnte ... Es hatte den Mann aus dem Taxi nicht beeindruckt. Schließlich waren sie unten angekommen und im Halbdunkel des Wartungsganges auf jemanden gestoßen. Hallo , hatte der Mann mit den schwarzen Handschuhen freundlich gegrüßt. Und dann hatten sich die Ereignisse überschlagen.

    Der Professor starrte auf die zwei Männer, die eben durch die Deckenklappe gestürzt waren. Mitten hinein in den riesigen Panzerglaswürfel, mitten unter seine riesigen Bewohner.
    Einen der Männer kannte er. Seinen Lebensretter. Ihre Einheit war in einen Hinterhalt gelockt worden, eine Brandfalle tief im Dschungel von Dong Ha. Kanister mit weißem Phosphor, versteckt in Baumkronen, hatten sich über ihnen entzündet. Ein Tuch aus Feuer, greller als die Sonne, war auf die Einheit niedergesunken. Die Soldaten hatten geschrien, während ihre Gesichter auf die Knochen herunterbrannten, während ihre Augen kochend platzten. Der Professor erinnerte sich gut an den Geruch der entflammten Haare, seiner Haare. Dann hatte ihn jemand aus der Hölle herausgerissen, ihn und noch einen Soldaten, einen Farbigen. Ihr Retter hatte sie an den brennenden Uniformen gepackt und zu einem Bach gezerrt. Es war ein Wunder, dass sich der Mann dabei nicht verbrannt hatte. Er war durch den weißen Rauch des Phosphors gegangen, als sei es nur ein morgendlicher Nebel. Jahre später hatten sie darüber gesprochen, und der Mann hatte gelacht und gesagt, an dem Tag habe er wohl seine Seele verkauft.
    Jetzt lag er mit seinen Handschuhen im weichen Sand hinter dem Panzerglas und spiegelte sich in zwei großen schwarzen Facettenaugen.

    Vince vergaß den Schmerz im Knöchel, als er die Größe der Heuschrecke realisierte. Sie hockte bei dem Mann, der mit ihm durch die Decke gestürzt war, und beobachtete das Heben und Senken seiner Brust. Der Mann mit den schwarzen Handschuhen atmete ruhig, er schien bewusstlos zu sein.
    Der Glückliche, dachte sich Vince, und wünschte sich selbst eine Ohnmacht herbei, als noch eine bullengroße Heuschrecke hinter den aufgetürmten Felsen hervorkam. Doch sie schien nur an der offenen Klappe in der Decke interessiert zu sein. Mit einem Sprung war sie auf der Spitze des Steinhügels, der nächste Sprung ließ sie in der Dunkelheit hinter der Klappe verschwinden. Ein Schuss hallte herunter. Vince erkannte den Klang seiner Waffe. Bei dem Handgemenge oben im Wartungsgang hatte er sie verloren. Jetzt hatte sie wohl der, der ihn bei dem Abstieg im Schacht vollgequatscht hatte. Und er ballerte das Magazin leer, verdammt!
    Ein leises Scharren hinter ihm ließ seinen Ärger schlagartig verfliegen. Er drehte sich um. Ich hätte auf den Typ mit dem Rucksack hören sollen, hätte mit ihm im Wald verschwinden sollen, dachte er und blickte in die glänzende Schwärze der ihn musternden Facettenaugen. Sie waren groß wie Bowlingkugeln. Und die Kiefer darunter nahmen es bestimmt mit jedem hydraulischen Bolzenschneider auf.
    »Ruhig, Grashüpfer. Ruhig. Ich will dir nur etwas zeigen.« In Zeitlupentempo zog Vince die Pillendose aus der Jeanstasche. »Siehst du, die nehme ich seit Jahren. Ich bin voller Chemie. Ich schmecke dir bestimmt nicht.« Das mächtige Insekt neigte leicht den Kopf. Es sah aus, als höre es zu. Vince zitterte am ganzen Körper. Er durfte jetzt nicht weglaufen. Er ging vor der Heuschrecke in die Hocke und rollte die Pillendose in der ausgestreckten Hand vor und zurück, um von seiner anderen Hand abzulenken, die hinter seinem Rücken nach dem großen scharfkantigen Stein griff.
    »Also fassen wir es zusammen. Erstens: mein Fleisch ist über vierzig Jahre alt. Zweitens: es ist voller Psychopharmaka und Fastfood – und drittens ist das Stück Fels hier in meiner Hand scharf wie ein Skalpell!«
    Vince erhob sich und drohte mit dem Stein.
    Ein dumpfes Schlagen erklang.
    »Das

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