Das Joshua Gen (German Edition)
verdammt!«
»Schon erledigt, Jungs.«
Nona trat mit ihm zwischen den Bäumen hervor.
Er nickte ihnen zu. »Hallo Vince, hallo Garry, netter Sonnenuntergang, findet ihr nicht auch?«
Garry starrte auf den Schwarzen. Der schon ältere Mann trug Armeekleidung in den Farben des Waldes, so als befände er sich noch immer in irgendeinem Krieg. Sein kurzes Haar war silbergrau, sein Lächeln zwischen den Narben freundlich. Er war gut trainiert, mindestens zwei Köpfe größer als die junge Frau und dreimal breiter.
»Wir sind nicht wegen des Sonnenuntergangs hier«, erklärte Vince.
Nigel nickte. Er trat an das Taxi, klopfte ihm freundschaftlich auf den Kotflügel. Ein 1976er Ford LTD. Er kannte den Oldtimer, hatte ihn vor vielen Jahren in einem Resozialisierungsprojekt wieder fahrtüchtig gemacht. »Eine ganze Menge Aufkleber mehr seit damals.«
»Und eine Menge Schwierigkeiten mehr.«
»Hab’s schon gehört ...« Er ging zu Vince. »Manches verfolgt einen eben, nicht wahr?«
Vince lächelte traurig. »Ein Leben lang.«
»Wahre Worte, die du da sprichst.« Nigel wurde mit einem Mal ernst. Seine Muskeln spannten sich an. Unruhig blickte er umher. »Verschwinden wir von hier. In meiner Hütte gibt es Baked Chili und ein warmes Feuer. Dort erzählt ihr mir eure Geschichte.«
»Es war sehr heiß. Die Leute hatten sogar Schirme mit für ein bisschen Schatten. Meine Eltern standen am Ziel. Das Schulsportfest war immer ein Spaß, doch heute sollte es mehr sein. Ich wollte heute der Beste sein. Ich wollte nicht mehr gehänselt werden. Nathan, der Außenseiter, würde es allen zeigen! Den ganzen Frühling hatte ich trainiert, ich war um den See gerannt mit der vollen Schultasche auf dem Rücken, nur für diesen Tag, für diesen Moment – den Startschuss. Der Junge auf der linken Bahn war größer und kräftiger, und er grinste, weil er das wusste. Doch was dieser Lauf für mich bedeutete, wusste er nicht. Dass ich gewinnen musste, um akzeptiert zu werden, um endlich Freunde zu finden, wusste er nicht. Ich musste gewinnen! Also rannte ich, als sei der Teufel hinter mir her. Der Junge konnte mich nicht abschütteln. Er fühlte, dass heute ein anderer siegen würde, und stieß mich mit dem Arm, nur leicht, doch es brachte mich aus dem Tritt, zwanzig Meter vor dem Ziel, zwanzig Meter vor meinem neuen Leben. Er gewann es. Ich sah ihn die Arme hochreißen, ich sah sein Grinsen, sah alle den Sieger beklatschen, auch meine Eltern. Und ich schrie in diesen Jubel hinein, was hinter meiner Stirn erschienen war wie eine Leuchtschrift. Du sollst deinen Weg nicht weitergehen! Und der Junge hinter der Ziellinie brach zusammen. Er konnte nicht mehr gehen, er kann es bis heute nicht. Und wenn ich nachts träume, sehe ich ihn auf das Bett zukriechen. Jedes Mal ein Stückchen näher ...«
»1974 lernte ich den kennen, den man den Teufel nennt. Eine zwanzig Jahre alte Frau aus Rom, die als Nonne im Vatikan tätig war, wurde vermisst. Man fand sie im Petersdom, wo sie laut schreiend Glasstücke und Nägel erbrach. Fünf herbeigeeilten Schweizergardisten gelang es nicht, die zierliche Frau anzuheben. Man rief Monsignore Balducci, einen Exorzisten, der persönlich vom Papst autorisiert war, das Ritual durchzuführen. Ja, Exorzisten gibt es nicht nur im Kino. Der Vatikan verfügt über eine große Zahl von ihnen, sie kommen weltweit zum Einsatz. Doch zurück zu der jungen Nonne ... Ihr Name war Marcella und ihr Fall sollte sich als einer der schwersten Exorzismen herausstellen, die es je gegeben hatte. Nach acht langen Monaten hatte Monsignore Balducci sieben Dämonen aus ihrem Körper vertrieben. Aber einer war nicht bereit zu gehen. Sie erklärte, er nenne sich Luzifer, und nichts könne ihn je dazu zwingen, ihren Körper zu verlassen. Nur eine List konnte noch helfen. Marcella wurde wieder in den Petersdom gebracht. Ohne ihr Wissen hatte Balducci dort sieben Priester hinter den großen Säulen postiert. Sie hatten den Auftrag, das Ritual gleichzeitig mit ihm zu lesen. Doch etwas ging schief. Marcella sprang auf, raste fluchend zu jedem der hinter den Säulen Verborgenen und schlug ihnen die Heilige Schrift aus der Hand. Noch bevor die Bibeln den Boden berührten, waren die Männer verbrannt ... Zu mir kam sie zuletzt. Ich war der jüngste der Priester und ließ die Bibel von allein fallen. Ihre Augen, sie musterten mich, sie waren so dunkel. Nie hätte ich aus ihnen herausgefunden, wäre nicht Balducci gewesen. Er rammte Marcella die
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