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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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alle Erinnerung an das, was der Priester erzählt hatte. Verwirrende Sachen. Verrückte Sachen. Er bekam sie kaum wieder zusammen. Verflucht! »Du kannst rumoren, so viel du willst, Vater, ich werde das jetzt zu Ende schreiben, ich werde mich nicht abhalten lassen!«, rief er über seine Schulter. Und während er sich an die letzten Seiten der Geschichte machte, erstarben die Geräusche der Schuhe hinter ihm. Hätte er sich nur einmal umgedreht, hätte er nur einmal hingesehen, dann hätte Vince die grob gekratzte Warnung der Absätze auf der weißen Zellenwand lesen können. MORGEN KOMMT ER!

    Nona tobte. Sie nannte ihn verfluchten Lügner. Sie brüllte ihn an. Nie wäre ihr Vater einem solchen Orden beigetreten! Nie! Dann entriss sie Nigel das Rohr und schob es über die Hand des Priesters. Die hungrige Ratte darin wartete nicht lange. Pater Simon schrie auf, als sich die kleinen scharfen Zähne in das weiche Fleisch unter seinen Fingernägeln nagten.
    Nigel beobachtete es einen Moment lang fasziniert, dann stieß er Nona weg und zog das Rohr vom Arm des Priesters. Die Ratte hing noch an einem Finger. Nigel griff sie im Genick, packte Nona und hielt das Tier vor ihr Gesicht. So nah, dass sie das Blut des Paters an der Schnauze roch. »Du wirst dich jetzt in Geduld üben, Nona. Wir setzen uns an den Tisch und hören uns an, was Simon zu sagen hat. Denn er scheint mehr über deinen Vater zu wissen als du.«
    Sein starker Arm presste sie auf einen der Stühle. Schließlich gab sie nach.
    Pater Simon sah alle der Reihe nach an. Nona, Vince, Garry und Nigel hatten um ihn herum Platz genommen. Er zog das Küchentuch fester um seine blutende Hand, dann begann er. »... und finster stieg mehr Rauch aus dem Brunnen. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde. Und es wurde ihnen gesagt, sie sollen das Gras auf Erden nicht schädigen, und nichts Grünes, und keinen Baum, sondern Menschen ...«
    »Blödsinn«, murmelte Nona.
    Der Pater lächelte. »Riesige Heuschrecken habt ihr gesehen, habt davon erzählt, und ich habe euch geglaubt. Nun glaubt auch das, was ich sah.«
    Garry nickte. Pater Simon bemerkte es. Es gab ihm Hoffnung. Konnte er sie zu Verbündeten machen? Er musste einen von ihnen überzeugen. Nur einen. »Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Es hat nun begonnen, zu früh, wir wollten es später ... und ob wir das Schlimmste noch verhüten können, liegt an euch.«
    »Was hat begonnen, Pater?«
    »Die Apokalypse, Nigel.«
    »Noch mehr Blödsinn«, zischte Nona.
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie begonnen hat?«
    Der Priester lachte ein kurzes, bitteres Lachen. »Ich weiß es, weil wir dafür sorgten, weil es unser Plan war.«
    »Na klar, Sie lösten die Apokalypse aus! Warum bin ich nicht gleich drauf gekommen?!«, spottete Nona.
    »Glaubst du an die Apokalypse?«
    »Natürlich nicht!«
    »Aber viele tun es. Sie tun es schon länger, als du es dir überhaupt vorstellen kannst. Sie bereiten sich im Geheimen darauf vor. Sie entwerfen Schlachtpläne, eine Taktik. Was würdet ihr machen, wenn euch eine unvermeidliche Schlacht drohte, eine Schlacht, deren Kommen geschrieben steht, deren Beginn ihr aber nicht kennt?«
    »Waffen sammeln«, erklärte Vince, »und mit ihnen trainieren, bis es losgeht.«
    »Auf Vorzeichen achten, so was wie abartige Heuschrecken zum Beispiel«, sagte Garry.
    »Die Schlacht beginnen, bevor der Gegner sie beginnt«, sagte Nigel. Der Pater nickte.
    Fassungslos betrachtete sie die Männer. »Das kann nicht euer Ernst sein. Seid ihr denn plötzlich alle übergeschnappt? Die Apokalypse ist nur ein gottverdammtes Märchen!«
    Der sanfte Blick des Priesters irritierte sie. »Du bist deinem Vater erstaunlich ähnlich. Auch Thomas tat zunächst alles als Märchen ab. 1976 trafen wir uns zum ersten Mal. Er und sein bester Freund waren für ein Gastsemester nach Rom gereist, sie belegten mein Seminar über Wunderheilung. Ich mochte beide. Sie wollten alles ganz genau wissen. Wir diskutierten die Geschichten der Bibel, stritten noch nach der Vorlesung bis in die Nacht über Himmel und Hölle und über Beweise ihrer Existenz. Die beiden gaben sich nicht mit dem Glauben daran zufrieden. Ihre Herzen schlugen für die Wissenschaft, dein Vater wollte einen Beweis.«
    »Da bin ich aber gespannt, Pater. Denn es gibt keine Beweise für den religiösen Humbug, den Sie uns hier auftischen! Was also hätte meinen Vater überzeugen können?!«
    »Der Dämon, den ich ihm zeigte.«
    »Was?!«
    »Der Dämon quälte

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