Das Joshua Gen (German Edition)
seit Jahren eine junge Frau. Ich erzählte euch schon von ihrem Schicksal. Der Vatikan hatte vergeblich versucht, sie zu heilen, aber dein Vater schaffte es. Er heilte Marcella.«
»Die besessene Nonne ...«, raunte Garry.
»Ich stellte sie Thomas vor, sie war real. Der Dämon in ihr war real. Keine Abbildung aus alten Manuskripten, kein Inhalt religiöser Litanei. Er konnte ihn sehen, hören, berühren, ihn untersuchen! Der wissenschaftliche Ergeiz deines Vaters war geweckt. Er ging einen Weg, den keiner zuvor gegangen war. Neue Technologien ermöglichten es. Dämonen, Heilige, die Wunder der Bibel, Thomas wollte all das bis ins kleinste Molekül entschlüsseln und uns diese Baupläne überlassen. Er war für uns wie ein Gesandter des Himmels, ein Zeichen, dass das Böse doch zu besiegen war.«
»Wie heilte er Marcella?«, wollte Garry wissen.
»Thomas entwickelte ein Antiserum, eine Art Impfstoff gegen Dämonen. Er benutzte Gene aus den Gebeinen Heiliger und schleuste sie mit Viren in den Körper der Besessenen ... Sein Erfolg öffnete ihm Türen im Vatikan, die vor manchem Papst verschlossen geblieben waren.«
»Und 1978? Was passierte in Turin?«, fragte Vince.
»Die Genialität der beiden Studenten sprach sich herum. 1978 erhielten Thomas und sein Freund vom Papst eine Erlaubnis, am Grabtuch zu forschen, das Tuch, das den Körper des toten Christus umhüllt hatte. Nach einer offiziellen Untersuchung, die nur die Öffentlichkeit ablenken sollte, durften sie in geheimen Laboren unter dem Petersplatz mit ihrer Arbeit an dem Tuch beginnen.«
»Und entdeckten sie etwas?«
»Oh ja, Nigel, das taten sie ... dann stritten beide sehr heftig, sie kämpften und zertrümmerten das halbe Labor, der Freund lief weg. Thomas hörte nie wieder von ihm.«
»Haben Sie den Mann gesucht?«
»Vier Jahre lang! Es war wie verhext. Er blieb verschwunden, er musste irgendwo gestorben sein. Nur der Teufel hätte ihn vor uns verstecken können.«
»Vielleicht tat er es. In einem riesigen Laborkomplex dreißig Meter unter den Wäldern von Wisconsin versteckte der Teufel ihn, ihn und ein Stückchen Stoff von einem alten Tuch. Mein Boss zeigte es mir, Pater, und das Gen darauf. Dann zeigte er mir, was er damit alles erschaffen hatte ... Was erschufen Sie mit Ihrem Stück des Tuches?«
Der Priester wich den Blicken aus.
»Die erschufen fünf Jungen«, sagte Vince.
»Es reicht.« Nona erhob sich vom Tisch. »Es reicht!«
»Wir mussten es tun – versteh doch, Gott gab uns mit diesem Gen die mächtigste Waffe gegen das Böse in die Hand, Gott gab uns sich selbst!«
»Das ist krank! Den Mist höre ich mir nicht länger an!«
»Bitte ...« Der Pater griff ihre Hand. »Uns alle quälten die Zweifel, besonders deinen Vater, aber Gott hatte diesen Weg von Anbeginn für uns bereitet. Wir mussten ihn gehen!«
Nona riss sich von ihm los. »Und wie weit seid ihr euren verfluchten Weg gegangen?! Warum sollen die Jungen für euch in einen Krieg ziehen?!«
»Das sollten sie ja nicht, nicht so jung. Dein Vater verlangte, dass sie ganz normal aufwachsen, bei normalen Familien. Er suchte ihre Eltern aus, die Wohnorte. Er bestand darauf, dass nur er sie beobachten durfte. Erst wenn sich bei den Jungen außergewöhnliche Fähigkeiten zeigten, durften wir sie holen. Im Schutz des Vatikans sollten sie eine besondere Ausbildung bekommen und heranwachsen, so wie die anderen.«
»Andere?«, fragte Vince nach. »Gibt es etwa noch mehr als die fünf?«
Pater Simon nickte still.
Nonas Anspannung explodierte. »Ist ja großartig! Sie haben also den Jungen ein paar Spielkameraden mit den Genen aus Ihrer Reliquiensammlung spendiert?! Vince, jetzt wissen wir endlich, was die Knochen im Keller der Kirche sollten. Die waren für die Hexenküche. Ein bisschen Apostel hier, eine Prise Heiliger da, so vielleicht? Oder gleich ein ganzes Heer geklonter Heiliger, Pater?!«
»Es gab solche Pläne, ja.«
»Jerusalem Park!«, spottete sie. »Das hat jetzt noch gefehlt!« Sie wandte sich von ihm ab. »Leute, der Mann ist völlig irre! Heilige klonen unterm Petersplatz, ich bitte euch! Sein Orden ist nichts anderes als eine weitere dieser kranken Weltuntergangssekten!«
Wutentbrannt verließ sie die Küche und lief zu dem Raum, in dem Nathan schlief. Die Fragen, die Nigel nun dem Priester stellte, hörte sie nicht mehr.
»Warum will der Mann mit den schwarzen Handschuhen den Jungen? Warum wollen Sie ihn?«
Garry nickte. »Ja, erzählen Sie es uns, Pater. Noch
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