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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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Fall fraß sie auf. Er ließ ihr keine Zeit. Sie blickte auf die Mülltüte, die neben ihr an der Wand lehnte. Sie stand dort seit vorgestern. Und in der Küche gab es noch mehr. Aus einer roch es schon. Noch zwei Wochen, und das Kind mit den Ratten würde sich hier wie zu Hause fühlen. Sie vermied einen Blick in das Chaos nebenan, das mal ein Wohnzimmer gewesen war. Kein guter Platz für Ladys wie uns. Sie dachte an den Spruch der Zahnlosen und wurde blasser. Ihr Herz begann wieder zu rasen. Via Dei war auch bei der alten Anny in der Stadtmission gewesen! So hatten sie von Stanley erfahren. Hatten sie auch einen Blick in die Besucherliste geworfen? Würde sich ein Van auf den Weg hierher machen? Sie zitterte am ganzen Körper. Sie dachte an die Postkarte an der Tür eines Blockhauses in den einsamen Wäldern Nordkaliforniens. Komme morgen ...
    Und wann würde ihr Besuch kommen? Margaret beschloss, die Nacht durchzuwachen.

    Sie fand keine Ruhe. Nathan wälzte sich in dem Bett vor ihr hin und her. Der Junge hatte wieder Fieber. Und es stieg, so wie die Anspannung, die sie jetzt alle erfasst hatte. In einer Stunde schon würde die Sonne aufgehen, dann würde jemand kommen ... Nona ging an das kleine Fenster, sie spähte durch einen Spalt im Vorhang. Draußen in der Dunkelheit wachten Garry, Vince und Nigel. Sie trugen Waffen bei sich, die Nigel in vier wasserdichten Kisten vor Jahren unter der Veranda des Blockhauses vergraben hatte. Als hätte er diesen Tag erwartet. Nona verließ das Zimmer, in dem er sonst schlief. Sie ließ die Tür etwas geöffnet und betrat das geräumige Wohnzimmer. Nigel hatte hier alles selbst gebaut. Die Couch am Kamin, die zwei Sessel, den Schachtisch, und ein Bücherregal. Sie ging auf das große Regal zu. Die Worte auf den Rücken einiger der Bücher schienen im Schein des Kaminfeuers zu glühen. Alte Bücher, mit goldgeprägten Titeln. Der Krieg im Himmel. Der Sturz Satans und der abtrünnigen Engel. Über Art und Wesen der Dämonen. Woran man den Teufel erkennt. Die geheimen Namen des Teufels. Die geheimen Siegel ... Nona wich zurück. Das ganze Regal war ja voll mit dem Zeug!
    »Ich habe jedes davon gelesen«, sagte Nigel hinter ihr.
    Erschrocken fuhr sie herum.
    Er lächelte, nahm einen Schluck aus der Tasse in seiner Hand und hielt ihr die andere Tasse hin. »Willst du einen Kaffee? Der Pater hat frischen gemacht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du lebst hier in völliger Einsamkeit mit einhundert Büchern über den Teufel? Wieso?«, fragte sie.
    »Es sind zweihundert.«
    Er setzte sich in einen der Sessel am Kamin, stellte die andere Kaffeetasse auf dem kleinen Schachtisch ab, trank aus seiner. Dann schaute er in das Kaminfeuer.
    Sie stand noch immer bei dem Regal. »Seit wann beschäftigst du dich mit dem Teufel, Nigel?«
    »Seit er sich mit mir beschäftigt.«
    Sie kam näher an das Feuer. Ihr war kalt geworden. Etwas in seiner Stimme hatte es verursacht.
    »Hast du den Teufel jemals gesehen, Nona?«
    »Es gibt keinen Teufel.«
    »Doch. Es gibt ihn.« Er schaute weg von ihr, schaute wieder in das brennende Kaminholz. »Ich sah ihn sich spiegeln in den Augen meiner Opfer.«
    Nona nahm in dem zweiten Sessel Platz. Sie roch den Kaffee in der Tasse vor sich. Er dampfte noch. »Wie lange warst du in Vietnam, Nigel?«
    »Lange genug, um an den Teufel zu glauben.«
    Sie betrachtete das Profil des Mannes, in dessen Haus sie eine Zuflucht gefunden hatten. Die Kaumuskeln unter der narbigen dunklen Haut seiner Wangen spannten sich.
    »Jede Woche, die ich überlebte, sagte mir, dass nicht Gott es war, der mich beschützte. Ich quälte, ich tötete, ich zerstörte, niemand stoppte es, kein Gott hielt mich auf. Und je mehr ich gegen seine Gebote verstieß, desto mehr der Einsätze gegen die Schlitzaugen gelangen. Ich war nie verletzt und verletzte so viele, tötete so viele, doch mich tötete niemand. Wer sorgte dafür? Wer, Nona?«
    Sie schwieg.
    »Im Dschungel von Dong Ha traf ich ihn dann. Der Vietcong hatte Kanister voller Phosphor in den Bäumen versteckt. Als meine Einheit direkt darunter war, zündeten sie. Weißes Feuer sank auf uns herab. Männer schrieen, während ihre Gesichter bis auf die Knochen herunterbrannten, während ihre Augen verkochten. Ich roch mein brennendes Haar. Phosphor tropfte auf meine Wangen, brannte sich in meine Uniform ... da sah ich ihn. Lächelnd kam er durch die weiße Glut, als sei sie nur kühler Morgennebel. Er schleppte mich zu einem nahen Bach. Seine

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